Mantar – Post Apocalyptic Depression – Metal Blade Records 2025

Von Guido Dörheide (22.02.2025)

Post-Akopalütze, wie geiel! Depression ist weniger geiel, aber das neue Album von Mantar ist es auf jeden Fall. Ich hoffe, die Lesenden verzeihen mir diesen ungestüm-pubertären Einstieg in die Rezension. Mantar aus Bremen bei Hamburg haben nichts mit dem gleichnamigen Film des großen Schweigers (hmm, wieso tat er das eigentlich nie, sondern brabbelte immer irgendwie narsarl herum, zum Teufel?) zu tun, sondern heißt auf türkisch „Pilz“, was seinen Ursprung in der türkischen Herkunft des Schlagzeugers Erinç Sakarya hat. Und da wären wir auch schon bei den Gemeinsamkeiten mit anderen Metal-Bands, die ähnlich groß sind wie Mantar: Mantar (türkisch für „Pilz“) bestehen nämlich nur aus Hanno Klänhardt am Gesang und an der Gitarre und Erinç Sakarya am Schlagzeug und sonst aus niemandem.

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Pornographie Exclusive – Pornographie Exclusive – Antibody 2025

Von Matthias Bosenick (20.02.2025)

Hört man nicht, dass „Pornographie Exclusive“ das Debüt-Album des gleichnamigen Brüsseler Duos ist, das klingt viel zu reif dafür. Um Debütanten handelt es sich nämlich bei Séverine Cayron und Jérôme Vanderwattyne nicht, sie sind nämlich bereits in Musik, Schauspielerei und Regie versiert. Gute Voraussetzungen offenbar, um auch in Kombination musikalisch zu überzeugen: In einem sehr weit gefächerten Feld aus Synthiepop, EBM, Techno, Downbeat und Experiment ist dieses Debüt angesiedelt, der Soundtrack zu ihrer eigenen 2024er Kurzfilmsammlung „One-Way Ticket To The Other Side“. Wunderschöne Musik außerhalb von Schubladen.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Tom Coraghessan Boyle – Siebzig ist das neue Fünfzig!

Von Onkel Rosebud

Der Mann ist ganz einfach ein sehr unterhaltsamer Erzähler und ein Phänomen. T.C. Boyle haut über Dekaden hinweg regelmäßig alle zwei Jahre einen Roman raus. Diese werden alle trotz ihrer kurzen Entstehungszeit niemals trivial. Und zwischendurch veröffentlicht er auch noch Bände mit Kurzgeschichten, in sich geschlossenen Erzählungen, die alle nur ein paar Seiten lang sind und vermutlich eine Art von Abfallprodukten aus literarischen Ansätzen für nicht romantaugliche Texte darstellen. Und dennoch sind sie immer erfolgreich. Das könnte an seinen Dauerthemen, über die er seit Jahrzehnten schreibt, liegen. Es sind historische Biografien, Klimawandel und Sex.

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Bicycle Deck – Telepathic Table Games – Srogi Mroczek 2025

Von Matthias Bosenick (18.02.2025)

Kaum angekündigt, liegt das zweite Album des Projektes Bicycle Deck auch schon vor: Starteten Srogi Mroczek und E. Appleton im November noch im Downbeat und im Ambient, verdoppeln sie auf „Telepathic Table Games“ die Spielzeit auf fast eine Stunde, verschieben die Gemütslage ins Dunkle, lassen dezent mehr Rhythmik zu und experimentieren weiterhin ordentlich mit ihren Synthies herum. Von Synthiepop kann gelegentlich die Rede sein, wenn auch lediglich in einer abstrahierten Form. Aufmerksamkeit gebührt dem Duo zusätzlich für das kuriose Konzept hinter dem Album.

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Craig Thompson – Ginsengwurzeln (Ginseng Roots) – Reprodukt 2024

Von Matthias Bosenick (16.02.2025)

Was ein Mammutwerk! Über 440 Seiten dick ist das neue Comicbuch von Craig Thompson, der damit zum dritten Mal nach „Blankets“ und „Habibi“ die Buchregale sprengt – und dieses Mal auch die Konventionen de Mediums: „Ginsengwurzeln“ ist Autobiographie, Reportage und Geschichtsbuch in einem, ist selbstanalytisch, philosophisch, politisch, psychologisch, schonungslos, spannend, aufschlussreich und wie von ihm gewohnt extremst gut gezeichnet, designt, arrangiert. Permanent entweicht einem bei der Lektüre ein „wow“, wenn er seine eigene Kindheit unter Ginseng-Farmern und Hardcore-Christen in Marathon, Wisconsin, mit weltweiten Rechercheergebnissen rund um die mystische Menschenwurzel überlappen lässt. Man kann das Buch nicht weglegen, auch wenn es einem die Arme zerdrückt.

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Bloke – Living Without Expectations – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (14.02.2025)

Die Neunziger sind einfach nicht totzukriegen, und das ist in manchen Bereichen auch ganz gut so, zum Beispiel in diesem: Bloke ist ein Trio aus Berlin und London, das sich mit „Living Without Expectations“ dem Noiserock, dem zerschroteten Indierock und dem Shoegaze widmet – als Melange mit eigenem Anstrich. Diese Fünf-Song-EP stellt das Debüt der Band dar, aufgenommen bereits 2023, jetzt via offizieller Kanäle unter die Leute gestreut – zum Glück, da wäre einem etwas entgangen!

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Grave Digger – Bone Collector – Rock Of Angels Records 2025

Von Guido Dörheide (13.02.2025)

Grave Digger sind zurück, und mit ihrem aktuellen Album „Bone Collector“ nähern sie sich wieder mehr ihren Wurzel an, als sie das auf ihren letzten Werken taten. Nach viel schottischer Mythologie, die auf dem vorletzten Werk „Fields Of Blood“ nochmal auftauchte. Zu eigentlich großartiger Musik wurden da außerdem Dinge gesungen wie „We are Lions of the Sea, we are fighting to be free!“ Das erinnert mich an eine Folge der großartigen Serie „Futurama“, in der eine Gruppe mechanischer Seemannsfiguren „We’re whalers from the moon, we carry a harpoon“ sangen, in einem Vergnügungspark, dessen Gründer davon überzeugt war, dass es auf dem Mond Walfang gäbe, obwohl doch hinlänglich bekannt sein sollte, dass es dort keinen Walfang gibt, sondern auf seiner dunklen Seite Helium-3 hergestellt wird.

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Clouds – Desprins – Loud Rage Music 2025

Von Matthias Bosenick (13.02.2025)

Die Ankündigung ist spannender als die Musik, leider: Clouds startete 2013 als einmalig gemeintes Solo-Doom-Metal-Projekt mit Gästen, das sich schnell zu einem Sammelbecken der Szenestars entwickelte und das heuer mit „Desprins“ sein sechstes Studioalbum präsentiert, nunmehr als rein rumänische Band. Heißt: Growls und tiefe Gitarrenriffs – zu Kitsch-Keyboards und Pathos-Flöten. Trotz für Ungeübte unbequem anzuhörender Stimme ist die epische Mucke reichlich gefällig. Da war bei der Konstellation weitaus mehr Kompromisslosigkeit zu erhoffen gewesen.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Jetzt ist schon wieder was passiert…

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat alle Bücher von Wolf Haas gelesen. Auch die Nicht-Brenner-Romane. Das letzte schaute aus wie in Packpapier eingewickelt. Darauf prangte ein verrutschter roter Stempelaufdruck: „Eigentum von Wolf Haas“. Und Eigentum, oder genauer, dasjenige, das man nie besitzt, dem man hinterherhechelt, darum geht’s.

Im Zentrum steht die Mutter. Sie habe es schwer gehabt im Leben, das musste der Sohn sich jahrzehntelang anhören, das war die Litanei der Familie. „Den ganzen Tag nur Arbeit, Arbeit, Arbeit.“ immer wiederholt, damit es sich auch richtig ins Hirn der Kinder einprägt.

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