Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne (DDR-Spezial): Ihr Leben – ein Kessel Buntes: Helga Hahnemann vs. Beppo Küster

Von Onkel Rosebud

In der DDR erreichten Helga Hahnemann und Beppo Küster im Laufe der 1980er-Jahre einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, um das Wort Kultstatus zu vermeiden. Das lag insbesondere an zwei Liedern: „Jetzt kommt die Süße“ (1983) von der sozialistischen Stimmungskanone und Ulknudel schlechthin und „Absolute Stille“ (1984), das von einem TV- Clown im Nachthemd vorgetragen wurde. Nicht falsch verstehen. Die beiden waren im DDR-Fernsehen wirklich lustig und haben es in den besseren Momenten geschafft, die Bürger vor der Mattscheibe zum Nachdenken anzuregen. Und vor allem von Helga Hahnemann konnte man nicht genug kriegen, weil sie unter anderem als Synchronsprecherin in drei Olsenbande-Filmen der weiblichen Hauptfigur Yvonne ihre Stimme lieh. Wenn nämlich eines bei allem nicht schlecht war in der DDR, dann „unsere“ Olsenbande-Synchronisation.

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The Birch – Vicious Mind – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (26.11.2025)

Das ist schon Innovationsverweigerung, was die drei jungen Leute von der Band The Birch aus Quedlinburg auf „Vicious Mind“ betreiben: Sie bedienen sich beim psychedelischen und sonstwie harten Blues-Rock der Sechziger und Siebziger, vermengen ihn zu einer eigenen Melange und vermeiden es, musikalisch oder kompositorisch auch nur den Hauch von irgendwas darin unterzubringen, was jünger als 50 Jahre ist. Geschweige denn so jung wie sie selbst. Das machen sie zwar gut, aber den progressiven Musikhörenden fehlt etwas Eigenständiges.

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The Chemistry Set – The Tragic Fridge Magnet – Fruits de Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (25.11.2025)

Ab in die Garage mit The Chemistry Set! Nach der „Introduction To“-Compilation bringt Fruits de Mer Records nun eine neue 7“ der fast 40 Jahre alten Psychedelic-Rock-Band heraus. Die A-Seite „The Tragic Fridge Magnet“ ist eine energetische Garagenrocknummer, die B-Seite nimmt da erheblich den Fuß vom Gas und sorgt sich um fettere Benebelung.

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That’s All Folks! – Opus Postumum – TAF! 2025

Von Matthias Bosenick (25.11.2025)

Der Titel „Opus Postumum“, obschon bei Immanuel Kant geklaut, passt wie die Faust aufs Butterbrot: Die Heavy-Psych-Band (die Genrebezeichnung legt hier ihr Unterstützer Davide Pansolin von Label, Magazin und Ex-Plattenladen Vincebus Eruptum fest) That’s All Folks! aus Bari verlor ihren Kopf Claudio Colaianni vor wenigen Monaten an den Krebs. Eigentlich existierte diese Band ja seit fast 25 Jahren nicht mehr, doch reformierte sie sich im vergangenen Jahr – und bringt nun als posthumes Opus zwei neue Songs heraus. Da diese so etwas in der Art wie instrumental gehalten sind, lässt sich annehmen, dass der Rest der Band diese Stücke als Requiem einspielte – Infos gibt es dazu nämlich keine. Kurios ist dabei außerdem, dass auf dem Cover als Bandname Colt38 steht, das war vor über 20 Jahren ein One-Off-Projekt von Colaianni zwischen That’s All Folk! und Anuseye.

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Oslo Tapes – Låst Comet – Grazil Records 2025

Von Matthias Bosenick (24.11.2025)

Mit „Låst Comet“ setzt Marco Campitelli sein Projekt Oslo Tapes fort, wieder mit variierter Besetzung, wieder mit Krautrock als angenommener Basis, dieses Mal indes vornehmlich in Richtung Dreampop orientiert, der in der Mitte in der psychedelischen Disco landet. Dieser „eingesperrte Komet“ will unbedingt raus, man spürt, dass er sich nur schwer bändigen lässt. Loslassen hilft! Dieses Mal bekommt das italienische Projekt übrigens wahrhaftig norwegische Unterstützung, unter anderem von Motorpsycho-Schlagzeuger Håkon Gebhardt.

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Autometer – Format – Four Leave Clover 2025

Von Matthias Bosenick (20.11.2025)

Da formiert sich eigens eine Supergroup aus drei dänischen Musikern, um dem alten Kumpel Krautrock neues Leben einzuhauchen: Autometer nennt sich die Band, die mit „Format“ acht titellose instrumentale Tracks auf Basis des genannten Genres erstellt. Lediglich auf Basis: Obschon man die Grundzüge von Krautrock wiederfindet, wäre diese Zusammenkunft ja überflüssig, öffneten die Musiker nicht noch viele weitere Fenster, durch die sie vielfältige Ideen ins Studio fließen ließen. Und wegen Supergroup: Die Bands Kashmir, Bisse, Svin und Wash Your Dirty Money With My Art sind hier unter anderem vertreten.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne (DDR-Spezial): „Winter, Winter, warm anziehn; wann gibt es Grog mit Clysantin…

Von Onkel Rosebud

… Winter, Winter, tralala, ist nicht für die Liebe da“. Aus dem Song „Winterhit“ (1989) von der Spaß-Pop Band aus Potsdam. Und damit willkommen zu vierzehn Kolumnen-Folgen zur Aufarbeitung der musikalischen DDR-Vergangenheit meiner Freundin. Sie summt den Refrain dieses Smashers nämlich immer noch gern, wenn die Jahreszeit es hergibt und der erste Schnee gefallen ist. Dass er von einer Combo namens „Schabulke-Projekt“ ist, hat sie längst verdrängt.

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Mad Vantage – Minutiae. – Art As Catharsis 2025

Von Matthias Bosenick (19.11.2025)

Da hat jemand Bock zu frickeln. Jazz, Progrock, leichte Anleihen an Metal und Elektronik fusioniert das Projekt Mad Vantage auf dem Debüt „Minutiae.“. Dahinter steckt die Musikerin Selene Messinis aus Melbourne, die sich auch Solune nennt; ja, kompliziert. Die acht Tracks bieten exakt die Musik, die man sich bei der Beschreibung vorstellt, mehr für den Kopf als für die Beine, geschmackvoll angerichtet und mit einer kompletten Band live im Studio eingespielt.

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The Arms Of Someone New – Susan Sleepwalking (2025 Remaster)/Susan Dreaming – Projekt Records 2025

Von Matthias Bosenick (18.11.2025)

Man wird alt wie ‘ne Kuh und lernt immer wieder Altes neu kennen: Das Duo The Arms Of Someone New beispielsweise, dessen Quasi-Debüt-Album „Susan Sleepwalking“ ein Remaster und als „Susan Dreaming“ eine Neubearbeitung erfährt – und das nach satten 40 Jahren. Im Sound orientierten sich die beiden Bandmitglieder Mel Eberle und Steve Jones aus Illinois recht offenkundig an den Young Marble Giants, die diese karge Mischung aus minimalistischen Synthies und verhuschten Gitarren bereits fünf Jahre zuvor etabliert hatten. Umso sehr unterscheidet sich die Neubearbeitung davon – die ist in Drones, Soundscapes und Improvisationen gehalten. Eine tolle Entdeckung!

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Anna von Hausswolff – Iconoclasts – Year0001 2025

Von Guido Dörheide (16.11.2025)

Schlechtestes Albumcover-Artwork des Jahres? Mindestens. Aber eine gute Stunde neuer Musik von Anna von Hausswolff, die zuletzt 2022 mit „Live at Montreux Jazz Festival“ begeisterte, ist auch zugleich eine der vom Rezensenten mit allergrößter Spannung und Vorfreude erwartete Neuerscheinungen des aktuellen Jahres.

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