Von Matthias Bosenick (26.05.2025)
Kaum veröffentlicht Jim Lough als Old Town Crier mit „Motion Blur“ alte wiedergefundene Aufnahmen, gibt’s auch schon eine neue EP: „Peterson Motel“ betitelt der Bluegrass-Musiker aus Middleboro, Massachusetts, USA, die fünf neuen Indie-Garagen-Retro-Songs, die von geschehnissen in der titelgebenden Herberge berichten. Die sind überwiegend boogielastig ausgefallen und bleiben, kaum gehört, für immer im Ohr haften. Seine Hauptband Riley Coyote ist an dieser EP beteiligt.
Metal Charm – Visions Of Escape – Bitume Prods 2025
Von Matthias Bosenick (26.05.2025)
Was die fünf Mucker von Metal Charm aus İzmir in der Türkei auf ihrem zweiten Album „Visions Of Escape“ zusammenbringen, funktioniert besser, als es sich lesen mag: Unter Melodic Death Metal sortiert sich das Quartett ein, was bedeutet, dass es hier fette Riffs auf die Fresse gibt, dazu Growls und Keifen – und dem klassischen Heavy Metal der Achtziger entliehene Power-Passagen. Alles für sich wäre konventionell, die Kombi hingegen lässt aufhorchen.
Christof Dörr – Fast Weltweit – Verlag Andreas Reiffer 2025
Von Matthias Bosenick (25.05.2025)
Eigentlich erzählt „Fast Weltweit“ vom gleichnamigen Label aus Ostwestfalen, aus dessen Wurzeln in den Neunzigern die Hamburger Schule spross, etwa mit Bernd Begemann, Die Braut haut ins Auge, Die Sterne oder Blumfeld. Andererseits setzt Autor Christof Dörr dieses Interview-Mosaik zusammen wie einen Roman, erst Coming of Age, Abenteuer, dann Erfolgsgeschichte und zuletzt Drama und Psychogramm, durchgehend spannend, mitreißend, erhellend. Von sympathischen Jugendlichen in der Provinz, die davon träumen, mit ihrer unzeitgemäß deutschsprachigen Musik berühmt zu werden, und dieses Ziel gegen alle Erwartungen sogar erreichen. Mit einigen Opfern.
Spezial: Addicted Label aus Moskau, Teil 17
Von Matthias Bosenick (23.05.2025)
Unsere Moskauer Freunde sind wieder aktiv! Fünf neue Veröffentlichungen gibt’s auf dem Label addicted/noname: „Bibliotheka XXXX“ von LibrёFnørd soll Impro-Metal sein, ist aber eher improvisierter Jazz. Mit „Geo Murmuratio“ kredenzt Starlit Tales Ambient-Relax-Musik zu literarischen Reisegeschichten. „Смерть подождет“ von Zatvor ist dunkel-gruftiger, epischer, rauher Doom. Die Band Petyaev-Petyaev (Петяев-Петяев) macht auf „Отсутствие“ wilden Free Jazz. Noch wilder ist „Вкус жареных гвоздей“ vom aus drei Bands bestehenden Projekt Pizzdol EB – ein akustischer Schlag aus Free Jazz, Noisecore, Hip Hop und Pop mitten in die Fresse.
Panzerballett – Übercode Œuvre – Panzerballett 2025
Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Jahaa, hihi – Panzerballett sind zurück, seit „X-Mas Death Jazz“ (2017) und „Planet Z“ (2020) gab es nichts Neues von den Münchnern um Mastermind Jan Zehrfeld – dafür hauen sie jetzt mit „Übercode Œuvre“ umso mehr auf die Zwölf, und das soll nun hier auf KrautNick auch mal gefeiert werden.
WeiterlesenDirk Serries – The Might Of Stars Sublime – Audiophob 2025
Von Matthias Bosenick (22.05.2025)
Heimlich wie die Kraft der Sterne bedient sich Dirk Serries für den Titel seines neuesten Albums (obwohl das zum Zeitpunkt der Niederschrift bei dem vielbeschäftigten Antwerpener vermutlich nicht mehr zutrifft) „The Might Of Stars Sublime“ bei Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Glück der Entfernung“. So poetisch wie der Titel ist auch die Musik, möchte man sagen. Dieses Mal hat sein mit der E-Gitarre erzeugter Ambient mehr Modulation als auf anderen Veröffentlichungen dieser Art, man ist beinahe geneigt, zu sagen: mehr Tempo, was bei beatlosem Ambient natürlich etwas schwierig zu ermitteln ist. Strahlende Schönheit liegt ihm ebenso inne wie beklemmende Spannung.
Mauvais Sang – La Faune – Daaganda Records 2025
Von Matthias Bosenick (22.05.2025)
Endlich wieder Mucke von jungen Leuten, die keinen Bock auf Grenzen, Trends oder Anpassung haben! Das paneuropäische Quartett aus drei bis fünf Beteiligten mit dem bedauerlicherweise mehrmals vergebenen Namen Mauvais Sang kombiniert auf seinem zweiten Album „La Faune“ Sounds und Genres miteinander, die nicht zusammengehören, aber bestens zusammenpassen, und decken damit zwischen tanzbar in die Fresse und chillig auf der Psychocouch eine beeindruckende Skala an Genres und Emotionen ab. Merkwürdig ist lediglich, dass die vorausgegangene „La Flore EP“ zu drei Vierteln enthalten ist – ganz oder gar nicht, oder? Ändert aber nix daran, dass „La Faune“ mächtig geil geraten ist.
Willie Nelson – Oh What A Beautiful World – Legacy/Sony Music 2025
Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Was für die Sesamstraße „Marshall Grobi und sein Wunderpferd Fridolin“ sind, ist für den Rest der Welt Willie Nelson und seine Gitarre „Trigger“. Alle beide sind glücklicherweise einfach nicht totzukriegen, und Nelson ist beispielsweise einer der letzten Zeitzeugen des großen Elvis Presley – also nicht Zeitzeugen im Sinne von „Ich war auch schon am Leben, als Elvis noch nicht tot war“ – das trifft auf so ziemlich fast alle Leute zu, die ich kenne – nein, Nelson ist knapp zwei Jahre vor Elvis Aaron Presley auf die Welt gekommen, hat allerdings erst ein paar Jahre später begonnen, Songs aufzunehmen, und im Gegensatz zum Dings of Rock’n’Roll gibt es ihn immer noch und er schmeißt immer noch neue Songs unter die Leute, mit einer Frequenz, gegen die selbst Neil Young (der im Gegensatz zu Presley und Nelson echt relativ jung ist und nicht nur so heißt) aussieht wie ein zu Veröffentlichen zu fauler 79-Jähriger – Nelson ist inzwischen 92 Jahre alt und scheißt sich nix, immer noch alle paar Monate mal ein neues Album auf den Markt zu werfen – „Oh What A Beautiful World“ ist bereits sein siebenundsiebzigstes!!! Buddy Cannon hat es produziert und Nelson singt zwölf Lieder, die sich Rodney Crowell ausgedacht hat, den ich als Duettpartner von Emmylou Harris sehr schätze und der auf dem Titelstück auch selber mitsingt.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: John Coltrane (1926- 1967)
Von Onkel Rosebud
Unvorstellbar, obwohl schon fast 60 Jahre tot, John Coltrane könnte heute theoretisch noch leben, abseits von Dancefloor-Jazz und Kuschel-Rock, von Easy Listening, Pop-Klassik zum Träumen und Vivaldi für Gestresste. Er könnte noch leben, hundertjährig, in seinem eigenen musikalischen Universum, und trotzdem wie alle demokratisch ereilt von dieser akustischen Kontaminierung des Alltags durch den Ohrenschmaus aus Aufzügen, Kaufhäusern, Wartezimmern, Restaurants: Ein Triumph der Musik und ihrer Ausbreitung im Leben, und zugleich ihre Überführung ins Massengrab der Belanglosigkeit. Was würde er wohl heute dazu sagen?
WeiterlesenThe Great Sea – Noble Art Of Desolation – AOP Records 2025
Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Eine neue Band aus Deutschland, genauer gesagt aus Nordrhein-Westfalen, was wir im Gegensatz zu Mittelfranken oder Göttingen mal gelten lassen – „The Great Sea“ machen Black Metal und sind in der Musikszene keine Unbekannten: Janosch Rathmer (Schlagzeug, Keyboards, Bass) und Stefan Hackländer (Gitarre, Keyboards) wirk(t)en bislang in Bands wie Misery Speaks, Long Distance Calling, Steel Death, Black Horizonz und Ordeal & Plight. Bei The Great Sea bilden die beiden die Instrumentalfraktion, das Projekt (die Band?) ist jedoch keineswegs alleinig instrumental unterwegs, Phil „sG“ Jonas von den wunderbaren Secrets Of The Moon (falls Ihr die nicht kennt, gerne mal in „Sun“ und „Black House“ reinhören!) und Matthias „Azathoth“ Jell, ex-Dark Fortress und Gràb., machen den Gesang. Und wie!
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