Cowboy Junkies – More Acoustic Junk – Cooking Vinyl 2025

Von Matthias Bosenick (14.11.2025)

Ursprünglich im April für den Record Store Day auf gelbem Vinyl veröffentlicht, kommt die Compilation „More Acoustic Junk“ von den ansonsten folkloristisch indierockenden Cowboy Junkies jetzt auch auf CD und im Stream heraus. Das Wörtchen „More“ sagt es: Dies ist die Fortsetzung von „Acoustic Junk“, oder besser: eine Umarbeitung dieses Albums aus dem Jahr 2009, denn fünf der Songs von damals sind hier in neuer Bearbeitung wieder enthalten, dazu fünf neue. Man bekommt, was draufsteht: Die Timmins-Geschwister aus Kanada so fragil, wie sie sich 1988 mit ihrer „Sweet Jane“-Coverversion im Weltgeschehen etablierten, also ohne den rüden Lärm, zu dem sie ebenfalls in der Lage sind. Wunderschön!

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Anniversary (The Change) – Jan Komasa – USA 2025

Von Guido Dörheide (13.11.2025)

Es macht Hoffnung, dass Hollywood zu Zeiten des Umbaus der USA zu einer faschistoiden Autokratie durch einen orangefarbenen Irren und seine willigen Handlanger einen Film wie „The Change“ produziert. Hoffnung, dass es im ehemaligen Land der Freien, Heimat der Mutigen, noch eine groß genuge Gemeinschaft gibt, die der Ansicht ist, Abschaffung der Demokratie und Hinwendung zum Absolutismus sei nicht normal, sondern schreckenerregend und übel.

„The Change“ handelt von einem ebensolchen Umbau der Gesellschaft und der Politik in den USA, der sich binnen fünf Jahren vollzieht und Gleichschaltung der Bevölkerung sowie gestapomäßige Überwachung Andersdenkender beinhaltet.

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Therapie für Wikinger (Den sidste viking) – Anders Thomas Jensen – DK 2025

Von Matthias Bosenick (13.11.2025)

In Dänemark ist man nicht gerade zimperlich, scheint es. Dort gibt es wohl eine Tradition der brutalen Alltagsfilme, die ins Gangstermilieu herüberschwappen und die in Blut und Gewalt baden. Und Humor, wenn man Glück hat, und das hat man bei den Filmen von Anders Thomas Jensen in der Regel. So auch bei „Der letzte Wikinger“, wie „Therapie für Wikinger“ im Original heißt. Die Schauspieler und insbesondere das Drehbuch machen diesen Film zum Genuss, auch wenn man vielleicht mit einem solchen drastischen Blutspiel seine Probleme haben mag. Der Film lief beim Braunschweig International Film Festival.

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Willie Nelson – Workin’ Man: Willie Sings Merle – Legacy 2025

Von Guido Dörheide (12.11.2025)

Der wilde, wilde Westen, liebe Lesenden, fängt gleich hinter Hamburg an. Dachte ich zumindest vor gut 40 Jahren, als die zwar großartigen, aber die Countrymusik nun nicht wirklich repräsentierenden Truck Stop die einzige Band waren, die in meiner Welt die Countrymusik repräsentierten. Johnny Cash war damals ein abgehalfterter Tablettenjunkie, der in einer Columbo-Folge sich selbst spielte, neben dem Studio in Maschen waren 30-Tonner-Diesel die beherrschenden Figuren im deutschen Country und ich wusste, dass es sowas wie Nashville gab, wo der kommerzielle Country zuhause war. Und der letzte Nagel an meinem persönlichen Sarg dieses Genres waren die „Good Old Boys“ bei den Blues Brothers.

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The Nude Spur – Ride The Low Country – Schneider Collaborations 2025

Von Matthias Bosenick (13.11.2025)

Das ist nicht Fleiß, das ist ausgelassene Lebensfreude: Vier Alben in drei Jahren, davon zwei in diesem – The Nude Spur haben einen ordentlichen Mitteilungsdrang. Und ordentlich Energie im Gesäß: Gitarrist Thomas Kranefeld und Schlagzeuger Jörg A. Schneider kloppen sich die Finger wund. „Ride The Low Country“ ist daher ein ungezügeltes Wesen, das unberechenbar herumzappelt und in Richtungen ausbricht, die man nicht vorhersehen kann. Einzig vorhersehbar ist: Vertraute Musikstrukturen bekommt man hier nicht dargeboten.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was ist eigentlich mit Deutschrap passiert?

Von Onkel Rosebud

Seit dem Einsatz von Autotune interessiert sich meine Freundin nicht mehr für deutschen Hip Hop. Ihrer Meinung nach sollen die Pfeifen, die nicht singen können, nicht auch noch ein Tonhöhenkorrektursystem benutzen. Autotune sei Photoshop für die Stimme. Der „Cher-Effekt“ („Believe“, 1998, die Älteren werden sich erinnern) hat sich in der Populärmusik in den Nullerjahren breitgemacht. Und seit Deutschrap fester Bestandteil der Charts wurde, seit den 2010er-Jahren, ist auch der Cyborg-artige Klang der Protagonisten nicht mehr wegzudenken.

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Fuck this Band: Mclusky live im Beatpol, Dresden, 11. November 2025

Von Onkel Rosebud (12.11.2025)

Der Abend ging schon mal gut los. Kaum betrat meine Konzertgruppe den Saal, zählte der Drummer der Vorband Thank aus Leeds die ersten Takte des Sets ein. Es rumpelte hübsch und laut, sehr laut; der Bass knarzte, als hätte Steve Albini die frühen Les Savy Fav produziert. Schlagartig wurde mir klar, dass es ein guter Abend werden würde, weil es auf die Ohren geben sollte. Wie blöd nur, dass ich die Ohrenstöpsel vergessen hatte. Wann hatte ich das letzte Mal dieses Fiepen in den Ohren? Die Erinnerung ist verblasst. Als sich der Drummer die Obertrikotage runterriss, hatten Thank jedenfalls großartige Fontaines-DC- und Sleaford-Mods-Momente. Selten bin ich so von einer Vorband positiv überrascht worden.

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HvK – Die Vorstufe – Bauchpfannen Aufnahmen 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.12025)

Die Entstehungsgeschichte dieser „Die Vorstufe“-EP trägt viel zum Genuss derselben bei, denn es ist mehr als nur ein Solo-Projekt des Kaltmiete-Sängers: Heinrich, hier abgekürzt als HvK, nahm sich die Schlagzeugspuren von vier Songs, die eigentlich für eine andere Band gedacht waren (und dort bereits existieren), und gestaltete auf ihnen eigene Songs. So kommen vier Lieder heraus, die zwar die Gene von Kaltmiete tragen, sie aber um andere Aspekte aus Indierock und Post-Hardcore erweitern. „Die Vorstufe“ hat allen Anlass, eigenständig zu sein.

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Berenice – Œuvre/Mama (Attrappe) – Jonas Kolb 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.2025)

Keine leichte Kost, und das, obwohl man es von Jonas Kolb aus Schöningen gewohnt ist, keine leichte Kost vorgesetzt zu bekommen. Sein aktuelles Alias – neben seinem Klarnamen – ist Berenice, nicht zum ersten Mal, nebenbei. Auf einem Tape sammelt er die beiden EPs „Œvre“ und „Mama (Attrappe)“, gestaltet sie wie eine Black-Metal-Veröffentlichung, bietet aber Dark Ambient, Industrial-Noise und Spoken Word und verunsichert seine Hörerschaft nur umso mehr. Zumal die A- und B-Seite jeweils den zweiten und dritten Teil der „Trilogie des Todes“ beinhalten, man sich den ersten also noch separat zulegen muss. Harter Stoff!

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Soulfly – Chama – Nuclear Blast 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.2025)

Los geht’s: Was beginnt wie ein klassischer Thrash-Hüpf-NuMetal, mit dem Soulfly 1997 auf den Plan traten, wächst sich umgehend zu etwas Brutalem aus. Gute Laune, Wiedererkennbarkeit, Melodiosität: für solche Banalitäten ist auf dem 13. Album „Chama“ kein Platz, dafür ist die Welt zu scheiße. Aus dem extrem brachialen Metal stechen nur selten abweichende Sounds heraus, dann umso prägnanter; Tribal-Elemente etwa sind wieder vorhanden. Dieser einstige Groove-Thrash-Metal tendiert deutlich mehr in Richtung Death Metal. The party is over.

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