Underworld & Iggy Pop – Teatime Dub Encounters – Caroline/Beat 2018

Von Matthias Bosenick (20.08.2018)

Die Kombination liest sich zunächst ähnlich absurd wie Metallica & Lou Reed, nur mit dem Unterschied, dass Underworld nicht seit 30 Jahren Scheißmusik machen. Das Ergebnis dieser Kollaboration bleibt dennoch eher ein launiges Experiment als ein wegweisendes Stück Musikgeschichte, wenngleich die kompositorischen Qualitäten der elektronischen Tanzmusiker unverkennbar sind und der Erfinder des Punk und des Postpunk bekanntlich vor allen Tapeten glänzt. Die 12“ kommt in transparentem Vinyl.

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Dead Cross – Dead Cross EP – Ipecac 2018

Von Matthias Bosenick (08.08.2018)

Deac Cross machen es dem Googelndem nicht einfach: Das Debüt-Album und die vorliegende Folge-EP tragen den Bandnamen als Titel. Da kommt sogar Amazon durcheinander. Vier neue Tracks gibt’s als 10“ von dieser Hardcore-Supergroup, die alles andere als so genannt werden will, also Supergroup, nicht Hardcore; das lieber als Metal, trotz Dave Lombardo an den Drums: zwei Studio-Songs und zwei Remixe. Ein brutal kurzweiliger, aber viel zu teurer Spaß, teilweise mit überraschendem EBM-Sound.

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Spezial: Addicted Label aus Moskau

     

Von Matthias Bosenick (09.07.2018)

Was für ein Oeuvre! Ein Label für Psychedelic Rock, Stoner, Prog, Doom, Sludge, Ambient, Electronic, Musique Concrète, Jazz Punk, Hard Rock und mehr rief Anton Kitaev aus Moskau 2011 ins Leben. Damit die Musik mehr Gewicht bekommt als sein Verlag, gab er diesem keinen Namen, bezeichnet ihn höchstens als „Addicted Label“, denn irgendwie muss er damit ja in Erscheinung treten. So unterschiedlich die Musikrichtungen seines Katalogs auch sein mögen, eines eint sie und ist quasi Grundvoraussetzung dafür, von ihm aufgenommen zu werden: Unkommerziell muss es sein. Eine Auswahl.

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Maceo Parker – It’s All About Love – Leopard/Delta 2018

Von Matthias Bosenick (05.06.2018)

Zum 75. Geburtstag macht sich Funk-Saxophonist Maceo Parker ein Geschenk: Er veröffentlicht ein neues Album. Auf „It’s All About Love“ ist es alles über Liebe, in jedem der ausgewählten Songtitel taucht dieses Wort auf. Als Begleitung firmiert hier einmal mehr die WDR Bigband, die mit ordentlich Schmiss den Funk transportiert, aber anders als Parkers alte Begleitband mit einer solche Akkuratesse vorgeht, dass es den Liedern das Leben austreibt. Tolle Songs, nur viel zu glatt.

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Afsky – Sorg – Vendetta/Broken Silence 2018

Von Matthias Bosenick (29.05.2018)

Für die mondlosen Nächte muss ein Soloprojekt her: Deutlich persönlicher als mit seiner Hauptband Solbrud verarbeitet Sänger und Gitarrist Ole Luk aus Kopenhagen das, was ihn bewegt, mit Afsky. „Sorg“ stellt das erste volle Album dar, das zwar auf Black Metal basiert und damit die Nähe zu Solbrud belegt, indes eine andere musikalische Farbe und weit mehr Melancholie in sich trägt. Und Ausflüge abseits der Wege, in Richtung Doom und skandinavische Folklore etwa, letztere beigesteuert von der geistesverwandten Gastmusikerin Myrkur. So nahe liegen Freundschaften bisweilen.

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The Cure – Torn Down – Fiction/Polydor 2018

Von Matthias Bosenick (15.05.2018)

Für das Rerelease der Compilation „Mixed Up“ von 1990 nahm sich Robert Smith einige abseitige Stücke aus der fast 40jährigen Historie seiner Postpunk-Wave-Goth-Band The Cure vor und unterzog sie Neubearbeitungen nach seinem eigenen Geschmack. An dem darf man angesichts der Ergebnisse allerdings getrost zweifeln. Waren schon die vier Vorabsingles zum bis dato letzten Studioalbum „4:13 Dream“ fragwürdig instrumentiert, steht die Hoffnung, dass es sich beim angekündigten nächsten Album ebenso verhält wie bei jenem Vorgänger, dass nämlich die Songs dort dann doch wieder Atmosphäre, Tiefe und Wucht haben. „Torn Down“ ist leider weitgehend verzichtbar, als RSD-Edition im Doppel-Picture-Vinyl ist sie immerhin ansehnlich.

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Collapse Under The Empire – The Fallen Ones – Moment Of Collapse/Finaltunes 2017

Von Matthias Bosenick (17.01.2018)

So ganz der riesengroße Wurf wie erhofft ist „The Fallen Ones“ nicht, da waren die Erwartungen vielleicht zu enorm. Doch das ist Jammern über den Kronen: Das Album spielt mit großen Gesten und Gefühlen, was mitreißt, sofern man sich darauf einlassen kann; der instrumentale Post-Rock, für den das Duo aus Hamburg eigentlich steht, ist hier noch eine Spur elektronischer ausgefallen als zuvor. Es gibt also eine Entwicklung auf musikalischer Ebene, auf Emotionaler ist alles wie gehabt. Diese leicht manipulative Stimmung ist nichts für alle Tage, für ausgewählte aber ist es schön.

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Goethes Erben – Lazarus – Dryland Records 2017

Von Matthias Bosenick (14.11.2017)

Schön, dass Erwachsene zum Meinungswechsel in der Lage sind: Unter anderem als Reaktion auf illegale Downloads und entgangene Umsätze legte Oswald Henke vor zwölf Jahren seine Goethes Erben auf Eis und wies sämtliche künftige Tonträgerveröffentlichungen als utopisch von sich, inzwischen lässt er beides wieder zu. Die jüngste Veröffentlichung seiner neu besetzt reanimierten Neue-Deutsche-Todeskunst-Band ist eine 12“ mit zwei Stücken, ein sehr kraftvolles zur politischen Lage und eines ohne das Trademark, für das man die Band vor über 25 Jahren ins Herz schloss. Bonus: Die anschaulichen optischen Gimmicks kann man nicht downloaden.

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Myrkur – Mareridt – Relapse 2017

Von Matthias Bosenick (27.10.2017)

Auf zum nächsten Entwicklungsschritt: Machte Amalie Bruun 2014 noch damit Furore, dass die einstige Popsängerin (einst Minks und Ex Cops) sich unter dem Namen Myrkur als Ein-Frau-Black-Metal-Projekt etablieren wollte, was in traditionellen BM-Kreisen auf erwartbaren Widerstand stieß, aufgeschlossene Hörer aber nicht nur aufhorchen ließ, und stieß sie ihr gewonnenes Publikum später mit einer sakral anmutenden Live-EP vor den Kopf, integriert sie nun auf ihrem zweiten vollwertigen Album „Mareridt“ folkloristische Elemente in ihren Sound, die deutsche Gruftis an Mittelalterbands erinnern könnten, aber selbstredend von höherer Qualität sind. Dieser postmoderne Black Metal erstaunt immer wieder.

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Der Weg einer Freiheit – Finisterre – Season Of Mist 2017

Von Matthias Bosenick (19.09.2017)

Es ist fast ein innerer Zwang, der einen dazu treibt, „Finisterre“ immer und immer wieder zu hören. Der Weg einer Freiheit schlagen einen anderen Weg im modernen Black Metal ein als die Blackgazer: Bei ihnen dominiert die Härte über die reine Soundfläche, „Finisterre“ geht unablässig mitten ins Gesicht. Die Kunst besteht darin, trotzdem atmosphärisch, melodiös und progressiv zu sein. Es gibt also nett in die Fresse. Auch, wenn‘s ums Ende der Welt geht.

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