Laibach – The Sound Of Music – Mute 2018

Von Matthias Bosenick (28.12.2018)

Was für eine Entwicklung: Wie aus der stumpf-martialischen Electro-Krawall-Combo eine rücksichtsvoll agierende Politgruppe wurde. Laibach liefern mit ihrer Version des Musical-Soundtracks „The Sound Of Music“ quasi den Soundtrack zu ihrer eigenen Dokumentation „Liberation Day“, die davon handelte, wie die Band, die einst von Slowenien aus loszog, autoritäre Regimes ironisch zu kopieren und sie damit bloßzustellen, ins autoritäre Nordkorea reiste, um dort überraschend rücksichtsvoll als erste Band aus dem Westen (und das als Band aus dem früheren Ostblock!) ein Konzert zu geben. Das Alpenmusical „The Sound Of Music“ stellt dabei den Score zu einem Nordkoreanischen Lieblingsfilm dar, dem sich Laibach ebenso behutsam nähern wie der Bevölkerung vor Ort. Respekt!

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Nick Cave & The Bad Seeds – Distant Sky (Live In Copenhagen) EP – Bad Seed Ltd 2018

Von Matthias Bosenick (20.11.2018)

Da springt dem Nick-Cave-Fan doch glatt ein bisschen zu sehr der Kommerz ins Gesicht: Als Rückblick auf die jüngst absolvierte Tour und als Quasi-Soundtrack zum Konzertfilm „Distant Sky“ lässt der kleine Nick vier in Kopenhagen mitgeschnittene Songs auf Vinyl pressen und verkauft diese EP zum Preis einer LP. Nichts gegen die Lieder, aber da wäre das komplette Konzert auf Vinyl drin gewesen, insbesondere, wenn man hört, wie stark die leicht umformierten Bad Seeds die Klassiker inzwischen verändern, und dann hätte der Preis auch besser gepasst. Aber gut, der geneigte Fan erwirbt und sammelt, und wenigstens für die Musik lohnt es sich.

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Schneider Collaborations – Vier Alben – Jörg A. Schneider 2018

Von Matthias Bosenick (22.10.2018)

Das ist mindestens ambitioniert, garantiert begeisternd und erzeugt nach erstem überraschtem Auflachen über die Menge an Musik ein nachhaltiges Staunen: Schlagzeuger Jörg Alexander Schneider aus Hückelhoven veröffentlicht in diesem Jahr so viel Musik wie schon lang nicht mehr – und unter dem Schlagwort Schneider Collaborations gleich vier LPs auf einen Schlag. Sein freies, dem Free Jazz angelehntes wild wirbelndes Schlagzeugspiel dient den beteiligten Musikern als Grundlage für ihre eigenen Experimente, und je weiter man sich vorarbeitet, desto tiefer taucht man sowohl in die Geschichte als auch in die mögliche Zukunft des mit dem Noiserock kombinierten Jazz ab. Unfassbar.

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Movin In Stereo – My Dear Effigy – Movin In Stereo 2018

Von Matthias Bosenick (01.10.2018)

Eine Singalong-Schwedenpunk-EP warfen Movin In Stereo in den elektronischen Briefkasten. „My Dear Effigy“ hält alle Versprechen: druckvoller Powerpunk, kurzweiliger Skandinavienrock, bierseliger Pubrock, bis in alle Fugen ausproduziert, saftig, eingängig, vertraut. Den Live-Support für den früheren Turbonegro Hank von Hell haben sie sich zu Recht verdient. Wer voll auf diese Gute-Laune-Tüte steht, sei hierauf dringlichst hingewiesen; wer aber meint, ein Dutzend Platten dieser Art im Regal reichen aus, der hört halt woandershin.

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Front Line Assembly – Warmech – Artoffact 2018

Von Matthias Bosenick (24.08.2018)

Die Fortsetzung eines Computerspielsoundtracks stellt das neue Album der kanadischen EBM-Mitgestalter Front Line Assembly dar. Einerseits offenbart „Warmech“ den weiten musikalischen Horizont der Kapelle um Bill Leeb, andererseits variiert es lediglich die Sounds des Vorgängers „Airmech“ und überrascht damit dann doch etwas zu wenig. Ganz nett, chillig, breakbeatig, latent experimentell, aber frei von Lärm, Krach und Noises, die den Gamer beim Zocken stören könnten. Angenehm als Untermalung einer abendlichen Freizeitlektüre, kurz vor dem Schlafengehen; anders als beim Vorgänger sperren sich die Tracks aber trotz aller offenkundiger Qualität etwas dagegen, markant im Ohr zu bleiben.

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Underworld & Iggy Pop – Teatime Dub Encounters – Caroline/Beat 2018

Von Matthias Bosenick (20.08.2018)

Die Kombination liest sich zunächst ähnlich absurd wie Metallica & Lou Reed, nur mit dem Unterschied, dass Underworld nicht seit 30 Jahren Scheißmusik machen. Das Ergebnis dieser Kollaboration bleibt dennoch eher ein launiges Experiment als ein wegweisendes Stück Musikgeschichte, wenngleich die kompositorischen Qualitäten der elektronischen Tanzmusiker unverkennbar sind und der Erfinder des Punk und des Postpunk bekanntlich vor allen Tapeten glänzt. Die 12“ kommt in transparentem Vinyl.

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Dead Cross – Dead Cross EP – Ipecac 2018

Von Matthias Bosenick (08.08.2018)

Deac Cross machen es dem Googelndem nicht einfach: Das Debüt-Album und die vorliegende Folge-EP tragen den Bandnamen als Titel. Da kommt sogar Amazon durcheinander. Vier neue Tracks gibt’s als 10“ von dieser Hardcore-Supergroup, die alles andere als so genannt werden will, also Supergroup, nicht Hardcore; das lieber als Metal, trotz Dave Lombardo an den Drums: zwei Studio-Songs und zwei Remixe. Ein brutal kurzweiliger, aber viel zu teurer Spaß, teilweise mit überraschendem EBM-Sound.

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Spezial: Addicted Label aus Moskau

     

Von Matthias Bosenick (09.07.2018)

Was für ein Oeuvre! Ein Label für Psychedelic Rock, Stoner, Prog, Doom, Sludge, Ambient, Electronic, Musique Concrète, Jazz Punk, Hard Rock und mehr rief Anton Kitaev aus Moskau 2011 ins Leben. Damit die Musik mehr Gewicht bekommt als sein Verlag, gab er diesem keinen Namen, bezeichnet ihn höchstens als „Addicted Label“, denn irgendwie muss er damit ja in Erscheinung treten. So unterschiedlich die Musikrichtungen seines Katalogs auch sein mögen, eines eint sie und ist quasi Grundvoraussetzung dafür, von ihm aufgenommen zu werden: Unkommerziell muss es sein. Eine Auswahl.

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Maceo Parker – It’s All About Love – Leopard/Delta 2018

Von Matthias Bosenick (05.06.2018)

Zum 75. Geburtstag macht sich Funk-Saxophonist Maceo Parker ein Geschenk: Er veröffentlicht ein neues Album. Auf „It’s All About Love“ ist es alles über Liebe, in jedem der ausgewählten Songtitel taucht dieses Wort auf. Als Begleitung firmiert hier einmal mehr die WDR Bigband, die mit ordentlich Schmiss den Funk transportiert, aber anders als Parkers alte Begleitband mit einer solche Akkuratesse vorgeht, dass es den Liedern das Leben austreibt. Tolle Songs, nur viel zu glatt.

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Afsky – Sorg – Vendetta/Broken Silence 2018

Von Matthias Bosenick (29.05.2018)

Für die mondlosen Nächte muss ein Soloprojekt her: Deutlich persönlicher als mit seiner Hauptband Solbrud verarbeitet Sänger und Gitarrist Ole Luk aus Kopenhagen das, was ihn bewegt, mit Afsky. „Sorg“ stellt das erste volle Album dar, das zwar auf Black Metal basiert und damit die Nähe zu Solbrud belegt, indes eine andere musikalische Farbe und weit mehr Melancholie in sich trägt. Und Ausflüge abseits der Wege, in Richtung Doom und skandinavische Folklore etwa, letztere beigesteuert von der geistesverwandten Gastmusikerin Myrkur. So nahe liegen Freundschaften bisweilen.

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