A Secret Revealed – Sacrifices – Lifeforce Records 2019

Von Matthias Bosenick (28.01.2020)

Wenn eine Doppel-LP schon so geil beginnt, ist der Zugang leicht, und wenn sie dann auch noch viel geiler weitergeht, ist die Platzierung in der Jahrestopliste gesichert. Ausgehend von einem staunend verfolgten Konzert, war die Neugier auf A Secret Revealed groß, und das zweite Album „Sacrifices“ der Würzburger ist weit mehr als das, was sie selbst mit dem Etikett „Post-Metal“ bekleben. Da stecken Black Metal, Hardcore, Djent und Achtziger-Thrash mit drin. Ein Fest!

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Alcest – Spiritual Instinct – Nuclear Blast 2019

Von Matthias Bosenick (02.01.2020)

Drei Jahre nach „Kodama” klingt das Nachfolgealbum nicht nach seinem Titel, „Spiritual Instinct“: Alcest kehren dem melodiösen Pop-Postrock häppchenweise den Rücken und wenden sich wieder dem Metal zu. Die Genrebezeichnungen Blackgaze oder gar Black Metal mag keiner der beiden Franzosen, doch sind sie nicht ganz von der Hand zu weisen. Ein paar Pfund mehr auf den Rippen stehen dem Sound jedenfalls gut. Spannend sind überdies die drei Bonus-Tracks der Vinyl-Buch-Version: Da hält plötzlich industrielle Elektronik Einzug.

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Sqürl – The Dead Don’t Die – Sacred Bones Records 2019

Von Matthias Bosenick (14.11.2019)

Wahrscheinlich liegt es daran, dass man den Zombie-Film auch schon nicht so gut fand, dass einen dieser Soundtrack ebenso wenig überzeugt. Es wäre vielleicht sogar anders ohne die zwischengestreuten Dialogschnipsel, denn die Musik der Band von Regisseur Jim Jarmusch ist an sich ganz akzeptabel, aber auch sehr anders als das, was man von Sqürl ansonsten kennt: weniger Drones, mehr elektronisches Geplucker. Ganz nett insgesamt, und das ist schon beinahe eine Abwertung.

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Anuseye – 3:33 333 – Vincebus Eruptum Recordings 2019

Von Matthias Bosenick (04.11.2019)

Wenn das erste Hören des Albums im Laden des Labelbetreibers von der Vinyl-Vorabpressung erfolgt, hat man ohnehin eine ganz spezielle Verbundenheit zu dieser Musik. Das allein macht „3:33 333“ aber nicht so hörenswert: Die Süditaliener aus Bari ordnen sich im Heavy-Psych-Rock ein, was bedeutet, dass man die Rauchschwaden ganz gut heraushört, die musikalische Grundstruktur auf massiven Blues-Fundamenten fußt und das Quartett nicht nur melodieverliebt gniedelt, sondern zwischendurch auch fröhlich experimentiert. Auch beim dritten Album bleibt der Bandname Anuseye zwar scheiße, ist die Musik aber im Vergleich zum Vorgänger ein erhebliches Stück gereift. Transparentes gelbes Vinyl!

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Deflore & Jaz Coleman – Party In The Chaos – Subsound Records 2019

Von Matthias Bosenick (24.10.2019)

Jaz Coleman ist also schwerst begeistert vom römischen Industrial-Duo Deflore, was ihn nun dazu trieb, eine gemeinsame EP einzuspielen. Seine erste Kollaboration, wie gern kolportiert wird, und dabei geraten unter anderem Anne Dudley, Shihad und Þeyr in Vergessenheit. Die EP nun klingt lediglich partiell wie Killing Joke, und wenn, dann nicht zuletzt wegen Colemans durchdringend röhrendem Gesang; musikalisch leistet sich das Duo mehr elektronische Feinheiten als Colemans Hauptband. Das Vinyl ist zweifarbig bunt und geetcht und nicht zuletzt den Kauf wert.

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!!! – Wallop – Warp/Rough Trade 2019

Von Matthias Bosenick (29.09.2019)

Man kann !!! nun definitiv nicht vorwerfen, dass sie sich in den vergangenen 22 Jahren nicht entwickelt haben. Vorwürfe hätten da ganz andere Grundlagen, denn nicht jeder Altfan kann der Entwicklung folgen und wohl nicht jeder Neue dem alten Werk etwas abgewinnen. Da ist Anpassungsfähigkeit gefragt, wenn man nicht einfach abspringen will. Auf „Wallop“ erhalten bleibt der Tanzzwang, der von der Musik ausgeht; geändert hat sich eben diese Musik, vom Funk-Punk-Handgemachten zum Synthetisch-Clubbigen. „Wallop“ ist partiell eingängig, aber nicht gefällig, und damit erleichtern es die fünf New Yorker den Skeptikern, sich auch der neuen Ausrichtung zu öffnen.

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Thom Yorke – Anima – XL Recordings 2019

Von Matthias Bosenick (30.08.2019)

Wenn der Soundtrack deutlich länger ist als der Film dazu, hat Thom Yorke etwas geschafft, was ihm mit „Suspiria“, der Veröffentlichung davor nicht gelang, obwohl es sich dabei sogar um ein Doppel-Album handelte. Das liegt aber auch daran, dass „Anima“ nur eine Viertelstunde lang ist, und es ist auch gut so, dass das auf das Album nicht zutrifft: Yorke extrahiert den Electro-Anteil aus seiner Rockband Radiohead und erzeugt daraus, ergänzt durch ein Orchester, eine intelligente, warme, künstliche und künstlerische Musik. Der Netflix-Film dazu von Paul Thomas Anderson ist auch ganz reizvoll.

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Sigur Rós – Variations On Darkness/22° Lunar Halo – Krúnk 2019

Von Matthias Bosenick (13.08.2019)

Erst nur für den Records Store Day im April veröffentlicht, nun für alle zugänglich, wenn auch nicht preisgünstiger: Zwei experimentelle Schallplatten der ätherischen Postrocker Sigur Rós füllen die Lücke seit dem letzten richtigen Album „Kveikur“ von vor sechs Jahren. Auf zusammen vier Seiten der beiden LPs „Variations On Darkness“ und „22° Lunar Halo“ präsentieren sich die Isländer von einer eher ungewohnten Seite, indem sie auch mal harsche, harte Elemente in ihre Wattewolken packen und von Songstrukturen jeden nur möglichen Abstand nehmen, dabei aber in ihren Sounds wiedererkennbar bleiben. Spannend!

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Pet Shop Boys – Agenda – X2 2019

Von Matthias Bosenick (31.07.2019)

Als satirischen Kommentar zur Weltlage veröffentlichen die Pet Shop Boys parallel zu ihrer Live-DVD „Inner Sanctum” eine 12”-EP mit vier neuen Songs über Reiche, Social Media, Dummheit und andere globale Probleme, die sie auf ihrer Kritik-„Agenda“ haben. Haltung und Humor des Synthiepopduos passen, very british indeed, nur klingt der Synthiepop sogar für die Pet Shop Boys etwas zu synthetisch. Musste wohl schnell gehen. Und ist physisch inzwischen auch schon so etwas wie vergriffen.

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Jambinai (잠비나이) – Onda (온다) – Bella Union 2019

Von Matthias Bosenick (29.07.2019)

Der sicherste Anwärter auf den Posten „Album des Jahres 2019”: Auf ihrem dritten offiziellen Album „Onda“ entwickeln Jambinai ihren ohnehin schon eigenständigen Stil weiter, verfeinern ihn, fordern die Hörer noch mehr heraus. Einsortiert unter Metal, steuert die Band aus Seoul heuer vielmehr in Richtung Post Rock – und gibt den traditionellen Südkoreanischen Instrumenten noch mehr Raum als zuvor. Wer moshen will, muss zuhören können. Und wer das tut, erlebt ein musikalisches Abenteuer, wie es kompromissloser ist als so viele andere.

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