A Secret Revealed – Sacrifices – Lifeforce Records 2019

Von Matthias Bosenick (28.01.2020)

Wenn eine Doppel-LP schon so geil beginnt, ist der Zugang leicht, und wenn sie dann auch noch viel geiler weitergeht, ist die Platzierung in der Jahrestopliste gesichert. Ausgehend von einem staunend verfolgten Konzert, war die Neugier auf A Secret Revealed groß, und das zweite Album „Sacrifices“ der Würzburger ist weit mehr als das, was sie selbst mit dem Etikett „Post-Metal“ bekleben. Da stecken Black Metal, Hardcore, Djent und Achtziger-Thrash mit drin. Ein Fest!

Natürlich sind weite Teile des Albums atmosphärisch, die Idee vom Post-Metal kommt nicht von ungefähr. Und also ist auch die Nähe zum Post-Rock nicht von der Hand zu weisen, wenn die fragilen Gitarren flirrend Teppiche auslegen und man sich in den dunkelsten Momenten an eine Fields-Of-The-Nephilim-Version von Pink Floyd erinnert fühlt. Dann setzen wieder die Stimme und das Tempo ein und man findet sich inmitten des postmodernen Blackgaze wieder, nur weniger gefällig, trotz aller Schönheit nicht um die Gewalt beschnitten, die noch aus dem Black Metal herrührt. Und Gewalt geht auch von der Stimme aus, die bisweilen Anteile klassischen Hardcore-Shoutings in sich trägt, wenn sie nicht an die von Meshuggah erinnert.

Und plötzlich vollführt die Band mitten im schönsten flächigen Gemörtel einen dreifachen Stop-and-go-Break. Da brechen mitten in die herrlichsten Post-Rock-Gitarren plötzlich klassische Thrash-Riffs. Da schleppt sich mitten im Album ein sludgiges Doom-Stück zum Mitbangen in die Gehörgänge. Da prügelt einem abrupt der klassische Hardcore um die Ohren. Bei A Secret Revealed darf man sich nicht auf die Treue zu nur einer bis zwei Musikrichtungen verlassen, die Band überrascht, wo sie nur kann, und bleibt dabei immer schlüssig. Es sind eben jene vermeintlichen Brüche, die im Sound für die Aha-Effekte sorgen und die zudem die große Stilvielfalt des Quintetts untermauern. Die können mal so richtig was.

Vergleicht man „Sacrifices“ mit dem Vorgänger „The Bleakness“, stellt man nicht nur die vorangeschrittene musikalische Entwicklung fest, auch wenn der Stil glasklar A Secret Revealed zuzuordnen ist: Dazwischen trat mit Michael Heim ein neuer Sänger ans Mikro, der inzwischen dritte, und dessen Organ passt deutlich besser in den Sound als die höhere Stimme seines Vorgängers. Inhaltlich dreht sich das Meiste um Verzweiflung, Verzagen und Hoffnungslosigkeit, passt also schon zu der Musik, wenngleich man die wegen ihrer Großartigkeit feiert, also das Gegenteil von Verzweiflung wirken lässt.

Bei „Sacrifices“ an Bord ist einmal mehr ist Nikita Kamprad, der hier die Produktion in seine Hände und zudem A Secret Revealed mit auf die gemeinsame Tour mit seiner Hauptband Der Weg einer Freiheit nahm, die unter anderem ins Bei Chéz Heinz in Hannover führte, wo diese Band so sehr überzeugte, dass die Doppel-LP einfach unter den Weihnachtsbaum gehörte. Und wenn A Secret Revealed diese Richtung beibehalten, wird sich für ein nächstes Album sicherlich auch eine Feierlichkeit finden, zu der man sich gegenseitig das nächste Album schenkt. Der Veröffentlichungstermin reicht dafür als Feieranlass vermutlich schon aus. Was für ein fettes Album! Und dabei so schön.