Von Matthias Bosenick (16.01.2025)
Ernsthaft: Der japanische Begriff Age Otori steht für die Situation, dass man nach dem Frisörbesuch eine schrecklichere Frisur hat als vorher. Hier steht es für den Namen einer italienischen Band und deren Debüt-EP, auf der das Quartett eine Melange aus Achtziger-Wavepop und unerwartet heavy Shoegaze macht. Die können was! Nun: Die einzelnen Musiker haben schon so einiges an Meriten auf dem Zettel, da kann man sich nur freuen, dass sie ihre Quellen auf eine so berauschende Weise zusammenführen.
Archiv der Kategorie: Maxi-CD / EP
Sebastiano Lillo – Cumbia acosadora – Trulletto Records 2024
Von Matthias Bosenick (30.12.2024)
Karibisch musiziert der Apulier Sebastiano Lillo, er nähert sich von EP zu Album zu EP mehr der Cumbia, einem kolumbianischen Musikstil mit Paartanz. Seine neueste Drei-Track-EP trägt diese Stoßrichtung bereits als Willkommensgruß im Titel: „Cumbia acosadora“ nahm er mit vier Gastmusikern live im Studio auf. Der Laie hört chilligen Reggae, der Kenner die Cumbia, jedenfalls orgelt sich die Band zurückgelehnt, aber mitreißend und ohne Gesang durchs nördliche Südamerika.
Wastegate – Wastegate EP – Wastegate 2024
Von Matthias Bosenick (27.12.2024)
Die Gifhorner Wastegate vermengen die alternative Rockmusik neu: Die Kompositionsweise der Achtziger kombiniert mit der Intensität der Neunziger ergibt das, was die vier Musiker auf ihrer selbstbetitelten Debüt-EP servieren. Alles tight bis heavy gespielt, fett produziert und mit zwischen den Schlägen auf die Zwölf mit immer noch genug Zeit, um amtlich herumzugniedeln.
Mauvais Sang – La Flore EP – Daaganda Records 2024
Von Matthias Bosenick (20.12.2024)
Das sind zwei geile Clubtracks, die Mauvais Sang hier auf ihrer „La Flore EP“ auf die Tanzflure brettern. Zumindest die erste Hälfte erinnert an die Bretterknaller von Vive la Fête, Krawall-Electro kombiniert mit Krawall-Gitarren, also eher Kunst-Punk als Industrial-Metal, aggressiv und gutgelaunt, einfallsreich und schubladenlos. Die zweite Hälfte ist dafür komplett anders: Die zwei letzten Tracks gehen ins Balladeske, nicht ohne verrückte Einfälle, die das international verstreute Sextett hier einbaut.
Super Florence Jam – 60 Big Ones – Bird’s Robe Records 2024
Von Matthias Bosenick (09.12.2024)
Zwölf Jahre nach den Aufnahmen erblickt diese dritte und letzte EP des Quartetts Super Florence Jam – in Eigenschreibweise: super FLORENCE jam – aus Sydney das Licht der Öffentlichkeit. Sechs Songs, die laut Band allesamt zehnmal größer sind als andere, sollen also „60 Big Ones“ ergeben – und sind doch nur typischer Nuller-Indie-Poprock, mit bisweilen eindeutig benennbaren Einflüssen und einem rotzigen Power-Gebaren. Man wundert sich, dass die Veröffentlichung so lang dauerte, schließlich besteht die Hälfte der Band aus den Gründern des Labels Bird’s Robe Records. Selbstbewusstsein haben die vier auf jeden Fall!
Jisei – Jisei – Cold Smoke Records 2024
Von Matthias Bosenick (03.12.2024)
Sobald man liest, Bertrand Pot, der einzige Kopf hinter dem Projektnamen Jisei, habe die Bedeutung des gleichnamigen japanischen Konzeptes in Musik umsetzen wollen, nämlich, eine letzte Nachricht kurz vor dem Suizid oder absehbaren Ableben, erwartet man von der selbstbetitelten Debüt-EP etwas andere Musik – schwermütig ist sie, aber nicht so düster. Kalte Elektronik bestimmt den letzten Gruß an die Hinterbliebenen, fanfarenartige Soundscapes, minimalistische Beats, ein Synthie-Ausflug ins All, in andere Welten mithin. Das Finale gerät sogar überraschend freundlich.
Sacred Buzz – Radio Radiation EP – Fuzzed Up/Astromoon Records 2024
Von Matthias Bosenick (27.11.2024)
Hier ist sie nun also, die angekündigte EP zur 7“ mit demselben Titel, „Radio Radiation“, des von Berlin aus agierenden Quartetts Sacred Buzz. Die beiden Vinyl-Tracks sind mit drauf, dazu vier neue, die sich allesamt in einer wie in den Sechzigern ausgestatteten Garage wohlfühlen, mit Verzerrer und mit Orgel, mit Psychedelik und mit fuzzy Rock’n’Roll. Und alles live im Studio eingespielt.
Hence Confetti – Hence Confetti – Bird’s Robe Records 2023
Von Matthias Bosenick (17.11.2023)
Noch so ein Beispiel dafür, wie man die Corona-Isolation positiv nutzen konnte: Das Trio Hence Confetti aus Bathurst in Australien schloss sich während der Pandemie zusammen und nahm die selbstbetitelte EP isoliert voneinander auf. Kann man sich kaum vorstellen, so fein ausgearbeitet, die dieser progressive Metal hier ausfällt: Sehr viele atmosphärische Passagen, brettharter Djent, nackenbrecherischer Groove, viele nicht erwartbare Details. Ein respektabler Auftakt.
Sleaford Mods – More UK Grim – Rough Trade 2023
Von Guido Dörheide (30.10.2023)
Jason Wiliamson ist ja eher ein Brachialpoetiker sowie mitunter (immer?) ein rauher Geselle und pflegt des Öfteren zu schimpfen wie ein Rohrspatz – dennoch zeigt die neue EP der Sleaford Mods wie schon die letzte Langrille, also ich meine den letzten Silberling, sozusagen das bisher zuletzt veröffentlichte Langeisen der beiden Nottinghämmer, dass den Elektrokompositionen von Andrew Fearn und dem nöligen Gemotze von Jason Wiliamson viel Melodik und selbverstännlich viel Poesie und Melodik innewohnt.
Kam „UK Grim“ noch mit einem Cover daher, das Fearn mit fragendem Blick und Wiliamson mit einem „Sprich mich bloß nicht an“ in selbigem vor einer rosanen Wand zeigte, gibt es auf dem „More UK Grim“-Cover nurmehr den rosanen Hintergrund und den Schriftzug „UK Grim“ zu sehen, verfeinert durch ein handschiftliches „More“ oberhalb und den ikonischen Sleaford-Mods-Schriftzug unterhalb des „UK Grim“.
WeiterlesenGhost – Phantomime – Loma Vista/Reaktor Recordings/Universal 2023
Von Guido Dörheide (22.05.2023)
Kann man zu „Jesus He Knows Me“ headbangen? Abgesehen davon, dass Phil Collins eh eins meiner Guilty Pleasures ist (obwohl ich nach „Invisible Touch“ bei Genesis ausgestiegen bin und danach nur noch Collins solo gehört habe, jahaaaa! Minutenlange Schlagzeugsoli als Konzerteinstieg… äääh, Moment, ich schweife ab) – ja verdammt, das geht voll gut! Ghost (ein weiteres meiner Guilty Pleasures) haben das Stück auf ihrer neuen EP „Phantomime“ (so habe ich das als Kind auch versehentlich immer geschrieben) gecovert, und obwohl sie es sehr nah am Original beließen, geht es direkt in die Nackenmuskulatur (äääh, ich glaube, wegen eben dieses Effektes überlässt Phil C. das Schlagzeugspielen inzwischen seinem Sohn?).
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