Avengers: Endgame – Joe & Anthony Russo – USA 2019

Von Matthias Bosenick (01.05.2019)

Überraschend unscheiße für einen Nicht-Marvel-Gucker stellt sich „Avengers: Endgame“ heraus, wahlweise der vierte Teil oder der zweite Teil des dritten Teils der Reihe. Mit einigem von Sitznachbarn abgehorchten Vorwissen über die Geschehnisse aus den gefühlt 100 Filmen aus dem Marvel-Universum, deren Schicksale hier zusammenfallen, hat man Spaß und Genuss an dem Drei-Stunden-Abenteuerfilm. Das Regisseurduo Joe und Anthony Russo macht einiges besser als die anderen Kollegen aus Hollywood, und für eine Comicverfilmung ist das Ergebnis trotz der Superheldenthematik angenehm in der Realität verankert. Bei so viel Positivem sind Logiklücken verkraftbar, die sind bei Zeitreisefilmen nun mal nicht zu vermeiden.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kino

Dumbo – Tim Burton – USA 2019

Von Matthias Bosenick (25.04.2019)

Was hat sich der Künstler dabei gedacht? Wollte sich Tim Burton, wie weiland Peter Jackson mit „King Kong“, einen Kindheitswunsch erfüllen? Dann hätte er „Dumbo“ besser privat für sich drehen sollen. Sein Remake des Disney-Zeichentrickklassikers von 1941 lässt beinahe alles vermissen, was man von einem Burton-Film erwartet: das Märchenhafte, das Fantastische, das Spukige, das Skurrile, den subtilen Humor, die melancholische Tragik, die schlagfertigen Dialoge, die bemerkenswerten Charaktere. Burton versteckt seine wenigen guten Ideen in einer stressig aneinander montierten, in sich aber dünnen Geschichte, und findet erst am Ende die Ruhe, die der ganze Film verdient hätte. Außerdem lässt er den Titelhelden viel zu kurz kommen. Enttäuschend.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kino

Vom Lokführer, der die Liebe suchte… – Veit Helmer – D 2019

Von Matthias Bosenick (21.03.2019)

Ein Film ohne Worte und trotzdem ohne Langeweile: Veit Helmer zaubert wieder. Den an Feelgood-RomComs gemahnenden Titel muss man ignorieren, denn um eine Schmonzette handelt es sich hier nicht. Vielmehr bricht der Hannoveraner einmal mehr mit Film-Sehgewohnheiten: Er lässt seine Figuren schweigend, aber Dank der Bilder dennoch mit Inhalt interagieren, und schickt seine Hauptfigur, einen in die Jahre gekommenen Diesellokführer, in Aschenputtel-Manier auf die Suche nach der Trägerin eines BHs, der sich bei der Durchfahrt durch eine engbebaute Siedlung an seiner Eisenbahn verfing. Helmer gelingt eine detailverliebte, visuell einnehmende Geschichte, die ihre Schwächen ausgerechnet beim Kern hat: zu viel Brust, zu wenig Handlung. Ansonsten: ein Fest.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

The Lego Movie 2 – Mike Mitchell – USA 2019

Von Matthias Bosenick (04.03.2019)

Zwei Hauptaspekte hat der Film: Jung und Mädels spielen zusammen, und dies nach Möglichkeit lebenslang. Schönes Fazit eines US-Blockbusters, der sich rund um Dänisches Spielzeug dreht, und der das wichtigste Element des ersten Teils übernimmt: die Meta-Ebene nämlich. Natürlich reichen Handlung und Gagdichte nicht ganz an den ersten Film heran, aber empfehlenswert guckbar ist „The Lego Movie 2“ trotzdem. Selten, so etwas im Biz.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Heavy Trip – Jukka Vidgren & Juuso Laatio – B/FIN/N 2018

Von Matthias Bosenick (02.03.2019)

Eine Ansammlung von Klischees aus Komödie und Heavy Metal, die beiden Seiten nicht gerecht wird und bei der es dann umso mehr verwundert, dass dabei trotzdem gelegentlich übermäßig gute Gags herauskommen: Das ist „Heavy Trip“. Um die guten Gags herum hätte man sich einen so guten Film einfallen lassen können, aber nein, viel lieber greifen die Finnen auf das zurück, was jeder Zuschauer schon hinreichend kennt. Das allein macht aus „Heavy Trip“ leider keinen guten Film. Immerhin, der Song der Band, um die es geht, hat Qualität.

Weiterlesen

25 km/h – Markus Goller – D 2018

Von Michael „Schepper“ Schaefer (17.02.2019)

Irgendwas geht immer am Wochenende. Wir sind schließlich in Braunschweig“, antwortete Serge, als ich ihm sagte, dass ich noch nicht wisse, was ich abends machen würde.

Und er hatte Recht. Mein Samstagabendsdeckeaufdenkopffall-Syndrom trieb mich also ins kleine, feine Universum-Kino und in den Film „25 km/h“, den ich eigentlich schon längst gucken wollte.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Loro – Paolo Sorrentino – I/F 2018

Von Matthias Bosenick (29.01.2019)

„Er“ steht im Mittelpunkt, auch in Abwesenheit: Der göttliche Paolo Sorrentino dreht einen Sittengemälde-Politfilm, der sich lose an dem Bild orientiert, das die Öffentlichkeit von Italiens mehrfachem Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat. Zwar fällt die Vokabel „Bunga Bunga“ nie, doch kann Sorrentino ausgelassene Feste bei dem Thema natürlich nicht auslassen. Damit beschert er gewohnt opulente Bilder und versetzt diese, anders als zunächst erwartet, mit Handlung und Dialogen. Und obwohl der Zweiteiler in Deutschland lediglich in einer auf gut zweieinhalb Stunden gekürzten Fassung läuft, ist er immer noch lang – und keine Minute überflüssig. Beeindruckender Mix aus Bewunderung und Abscheu.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

The House That Jack Built – Lars von Trier – DK/S/D/F 2018

Von Matthias Bosenick (12.12.2018)

Wenn Lars von Trier einen Serienmörderfilm dreht, kommt dabei bei Weitem kein Genrefilm heraus – so gut sollte man den Mann inzwischen kennen. „The House That Jack Built“ greift die Struktur des Vorgängers „Nymp()maniac“ auf: Was dort der Porno war, ist hier eben der Serienkiller, an dessen Geschichte entlang von Trier Themen aus dem Fachbereichen Soziologie, Psychologie, Architektur, Religion, Kunst, Philosophie, Önologie und Jagd abhandelt. Das blutrünstige Monster bietet hier die Vorlagen für das Bildungskino – und natürlich trotzdem einen guten Grund für den Dänen, zu provozieren. Auch das ist typisch für von Trier. Zweieinhalb Stunden Film ohne Langeweile, mit Inhalt und trotz aller Begeisterung ohne den Wunsch, sich ihnen zwingend noch einmal auszusetzen.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Leto (Лето) – Kirill Serebrennikow – RUS/F 2018

Von Matthias Bosenick (15.11.2018)

An diesem Film stimmt so gut wie alles. Bilder, Charaktere, Atmosphäre, Ideen, Erzähltempo, nun: Story, okay: Musik, historischer und kultureller Hintergrund – „Leto“ ist kunstvoll, unterhaltsam, lustig, fantasievoll, emotional, vernünftig, sympathisch, atemberaubend gut. Und trotz eher zurückhaltender politischer Haltung mittlerweile ein unfreiwilliges Politikum, da Regisseur Kirill Serebrennikow noch während der Dreharbeiten für die Veruntreuung von Staatsgeldern als Theaterregisseur verhaftet wurde. Der Film lehnt sich locker an den Biografien der Leningrader Musiker Mike Naumenko (Михаил „Майк“ Науменко) und Viktor Tsoi (Виктор Цой) an und erzählt – überwiegend in Schwarzweiß – von Rock in der Sowjetunion und Liebe in Muckerkreisen, bloß anders, als das jetzt klingen mag.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

MARS./Trash On Mars – Benjamin Tuček – CZ 2018

Von Matthias Bosenick (11.1.2018)

Der philosophische und gesellschaftsanalytische Ansatz ist aller Ehren wert, doch gelingt es dem Drehbuch nicht, diese Ansätze schlüssig zu transportieren. „MARS.“ ist als Komödie gemeint, aber ohne Timing und stringente Orientierung. Über einige Stereotypen kommen die Figurenzeichnungen nicht hinaus, die Gags versanden im Marsstaub. Der auch noch wenig überzeugend dargestellt ist. Trotzdem bleibt einiges hängen, mit dem man sich noch einige Zeit später beschäftigt. Die Idee ist nicht doof, nur doof umgesetzt.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino