25 km/h – Markus Goller – D 2018

Von Michael „Schepper“ Schaefer (17.02.2019)

Irgendwas geht immer am Wochenende. Wir sind schließlich in Braunschweig“, antwortete Serge, als ich ihm sagte, dass ich noch nicht wisse, was ich abends machen würde.

Und er hatte Recht. Mein Samstagabendsdeckeaufdenkopffall-Syndrom trieb mich also ins kleine, feine Universum-Kino und in den Film „25 km/h“, den ich eigentlich schon längst gucken wollte.

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Loro – Paolo Sorrentino – I/F 2018

Von Matthias Bosenick (29.01.2019)

„Er“ steht im Mittelpunkt, auch in Abwesenheit: Der göttliche Paolo Sorrentino dreht einen Sittengemälde-Politfilm, der sich lose an dem Bild orientiert, das die Öffentlichkeit von Italiens mehrfachem Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat. Zwar fällt die Vokabel „Bunga Bunga“ nie, doch kann Sorrentino ausgelassene Feste bei dem Thema natürlich nicht auslassen. Damit beschert er gewohnt opulente Bilder und versetzt diese, anders als zunächst erwartet, mit Handlung und Dialogen. Und obwohl der Zweiteiler in Deutschland lediglich in einer auf gut zweieinhalb Stunden gekürzten Fassung läuft, ist er immer noch lang – und keine Minute überflüssig. Beeindruckender Mix aus Bewunderung und Abscheu.

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The House That Jack Built – Lars von Trier – DK/S/D/F 2018

Von Matthias Bosenick (12.12.2018)

Wenn Lars von Trier einen Serienmörderfilm dreht, kommt dabei bei Weitem kein Genrefilm heraus – so gut sollte man den Mann inzwischen kennen. „The House That Jack Built“ greift die Struktur des Vorgängers „Nymp()maniac“ auf: Was dort der Porno war, ist hier eben der Serienkiller, an dessen Geschichte entlang von Trier Themen aus dem Fachbereichen Soziologie, Psychologie, Architektur, Religion, Kunst, Philosophie, Önologie und Jagd abhandelt. Das blutrünstige Monster bietet hier die Vorlagen für das Bildungskino – und natürlich trotzdem einen guten Grund für den Dänen, zu provozieren. Auch das ist typisch für von Trier. Zweieinhalb Stunden Film ohne Langeweile, mit Inhalt und trotz aller Begeisterung ohne den Wunsch, sich ihnen zwingend noch einmal auszusetzen.

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Leto (Лето) – Kirill Serebrennikow – RUS/F 2018

Von Matthias Bosenick (15.11.2018)

An diesem Film stimmt so gut wie alles. Bilder, Charaktere, Atmosphäre, Ideen, Erzähltempo, nun: Story, okay: Musik, historischer und kultureller Hintergrund – „Leto“ ist kunstvoll, unterhaltsam, lustig, fantasievoll, emotional, vernünftig, sympathisch, atemberaubend gut. Und trotz eher zurückhaltender politischer Haltung mittlerweile ein unfreiwilliges Politikum, da Regisseur Kirill Serebrennikow noch während der Dreharbeiten für die Veruntreuung von Staatsgeldern als Theaterregisseur verhaftet wurde. Der Film lehnt sich locker an den Biografien der Leningrader Musiker Mike Naumenko (Михаил „Майк“ Науменко) und Viktor Tsoi (Виктор Цой) an und erzählt – überwiegend in Schwarzweiß – von Rock in der Sowjetunion und Liebe in Muckerkreisen, bloß anders, als das jetzt klingen mag.

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MARS./Trash On Mars – Benjamin Tuček – CZ 2018

Von Matthias Bosenick (11.1.2018)

Der philosophische und gesellschaftsanalytische Ansatz ist aller Ehren wert, doch gelingt es dem Drehbuch nicht, diese Ansätze schlüssig zu transportieren. „MARS.“ ist als Komödie gemeint, aber ohne Timing und stringente Orientierung. Über einige Stereotypen kommen die Figurenzeichnungen nicht hinaus, die Gags versanden im Marsstaub. Der auch noch wenig überzeugend dargestellt ist. Trotzdem bleibt einiges hängen, mit dem man sich noch einige Zeit später beschäftigt. Die Idee ist nicht doof, nur doof umgesetzt.

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The Man Who Killed Don Quixote – Terry Gilliam – E/B/F/P/GB 2018

Von Matthias Bosenick (08.11.2018)

Da hat sich der Meister wohl etwas übernommen: Je nach Berichterstattung zwanzig oder dreißig Jahre lang arbeitet sich Terry Gilliam nun am Don-Quixote-Stoff ab, mit diversen Rück- und Fehlschlägen, und das Ergebnis, das man nun – in Braunschweig ausschließlich beim Filmfest, aber wenigstens immerhin – zu sehen bekommt, erweckt den Eindruck, der Regisseur musste sich am Ende sehr beeilen. Seine Handschrift ist zu selten wahrnehmbar, vieles wirkt zusammengeklebt, dabei lässt sich eine durchaus eigensinnige Herangehensweise an die Quixotische Doppelbödigkeit der Psyche mehr als nur erahnen, und die ist sogar so etwas wie brillant.

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Gundermann – Andreas Dresen – D 2018

Von Matthias Bosenick (28.08.2018)

Abseits der seit 29 Jahren heißverhökerten Ostalgie gibt es in Sachen DDR noch so einiges aufzuarbeiten: etwa die Situation, wenn man herausfindet, dass sich ein Vertrauter als Stasi-Spitzel entpuppt. Andreas Dresens neuer Film „Gundermann“ erzählt davon aus der Sicht des real existierenden Sängers Gerhard Gundermann, der zeitgleich Rebell und IM, Täter und Opfer war. Damit richtet der Film zeitgleich den Blick auf ein weiteres Kapitel: die in der Gesamtrepublik verschwundene Kultur der DDR – von der Band Gundermann & Seilschaft hat bestimmt noch nicht jeder gehört. Großartiger, wichtiger Film.

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Stanley Kubrick – 2001: A Space Odyssey (Unrestored 70 mm) – USA/GB 1968

Von Matthias Bosenick (05.07.2018)

50 Jahre alt und bis heute nicht nur in seinem Genre ungeschlagen: „2001: A Space Odyssey“ übertrifft kein Science-Fiction-Film davor oder danach, nicht einmal die originale „Star Wars“-Trilogie, und auch sonst reichen kaum andere Filme an diese Klasse heran. Zum 50. Geburtstag kommt Stanley Kubricks Kunstwerk von den Original-Negativen kopiert als 70-Millimeter-Version erneut ins Kino, komplett ohne Überarbeitung, so authentisch wie nur möglich und inklusive der ursprünglichen „Intermission“. Ein Fest!

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Sun Ra: Space Is The Place – John Coney – USA 1972/74

Von Matthias Bosenick (18.05.2018)

Mit einer fragwürdigen Lösung antwortet der dem Freejazz zugerechnete Avantgardist Sun Ra auf den Umstand, dass Schwarze in den USA noch Anfang der Siebziger nicht gleichberechtigt sind: Festgemacht an der Tatsache, dass die NASA keine Schwarzen an ihren Raumfahrtprogrammen beteiligt, will er die schwarze Gemeinde kraft seiner Musik auf einen weißenfreien Planeten umsiedeln. Doch eine Art Mephisto, ein Schwarzer, der sich dem weißen System angepasst hat, hinterfragt Sun Ras Motivation. Eigentlich ist „Space Is The Place“ eine filmische Katastrophe, als Zeitdokument und als Anstoß zur gesellschaftspolitischen Diskussion ist er aber bestens geeignet. Jetzt dank Restauration (und wegen des Ausgangsmaterials in nur schlechter Qualität) erstmals in Deutschland im Kino, auf DVD hingegen nur gebraucht und unerschwinglich.

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The Death Of Stalin – Armando Iannuci – USA/F/GB 2018

Von Matthias Bosenick (04.04.2018)

Schwieriges Unterfangen: einem totalitären Regime mit Humor begegnen zu wollen, um die systemimmanenten Untiefen herauszuarbeiten und die Beweggründe der Machtbesessenen bloßzustellen. „The Death Of Stalin“ ist zwiespältig geraten: Einerseits bildet er solche lebensbedrohlichen Machtkonstellationen anschaulich ab, andererseits bleibt der Humor zwischen Slapstick und erwartbaren Zwangsläufigkeiten stecken. Kein Film, den man gesehen haben muss, aber auch keiner, bei dem es schadet.

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