Akasha Project – Einsteigen, bitte … – Akasha Project 2020

Von Matthias Bosenick (22.10.2020)

Einen Spagat zwischen einst und jetzt macht der Braunschweiger Barnim Schultze mit seinem jüngsten Studioalbum „Einsteigen, bitte …“: Mit den Mitteln seiner gegenwärtigen Ambientalben und auf deren wissenschaftlicher Grundlage generiert er vier Tanztracks wie zu Anfangszeiten seiner Arbeit unter dem Alias Akasha Project, als er sich in Goa und Psy-Trance einen Namen machte. Das passt gut, denn auch in seinen Liveperformances und den Ambientalben bringt er gern tanzbare Elemente unter; diese nun einmal wieder in den Vordergrund zu bringen, ist nur konsequent. Damit bestätigt sich der Braunschweiger musikalisch als der bessere Querdenker.

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Vintermørke/Mountain Hermit – Una Faccia, una Razza – Mountain Hermit 2020

Von Matthias Bosenick (19.10.2020)

Das geht weit zurück in die Anfänge des Black Metal, zeitlich nach Venom und örtlich nach Norwegen: Nicht ohne Grund nennt der griechische Musiker Paranøia sein Projekt Vintermørke, was Norwegisch oder Dänisch für Winterdunkelheit ist. Für diese EP schließt er sich mit dem italienischen Projekt Mountain Hermit alias Ali zusammen: „Una Faccia, una Razza“ ist ein unproduziertes Drei-Track-Gebräu aus Tempo, Gekeife, Atmosphäre, Roheit und Humor. Abwechslungsreich und anstrengend, also herausfordernd. Und mit Orgel.

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Esat Ekincioğlu & Berke Can Özcan – Lover And Beloved – Ekincioğlu & Özcan 2020

Von Matthias Bosenick (20.09.2020)

Wenn zwei Leute, die etwas können, aufeinandertreffen und mit ihren Instrumenten aus dem Stegreif improvisieren und wenn dann das, was dabei herauskommt, nun: komponierter klingt als so manche Komposition, dann muss man es offenkundig mit hochgradig grandiosen Musikern zu tun haben. Bassist Esat Ekincioğlu und Schlagzeuger Berke Can Özcan trafen 2019 in Istanbul aufeinander und schnitten ihre musikalische Begegnung einfach mal mit. Auf „Lover And Beloved“ dokumentieren sie eine hell lodernde Liebesbeziehung, die vom Flirt über Liebe und Betrug bis zur Trauer reicht, mit dröhnendem Bass und scheppernden Schlagzeug. Unter anderem.

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Ethernet Orchestra – Oceans Between Sound – Pueblo Nuevo 2020

Von Matthias Bosenick (05.04.2020)

Mehr als zwei Stunden Entspannungsmusik mit kakophonischen, aber schönen Strukturen generierte das personell offene und wortwörtlich weltweit verstreute Ethernet Orchestra um den australischen Trompeter Roger Mills auf seinem neuen Album „Oceans Between Sound“. Alles fließt, kein Lärm unterbricht den Strom der Improvisationen, auch absurde Geräusche fügen sich in die Stimmung ein. „Oceans Between Sound“ ist eine Traumreise mehrmals um die Welt.

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Jambattista – Seeking The Seeker – Jambattista 2020

Von Matthias Bosenick (16.03.2020)

„Die Todten reiten schnell“, behauptet der instrumentale Opener, und lügt: Der rockbasierte Stilmix des Moskauer Duos Jambattista reicht zwar von Psychedelic über Stoner bis Doom, doch so richtig Tempo machen die Oleg und Vitaly nicht, klingen dafür aber recht lebendig. Schnell sein müssen sie auch nicht, um ein fantastisches Rockenrollalbum einzuspielen: „Seeking The Seeker“ macht für die Genreverankerungen überraschend gute Laune und klingt beileibe nicht nach nur zwei Leuten. Gelungenes Albumdebüt!

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Tool – Fear Inoculum – Sony Music 2019

Von Matthias Bosenick (09.09.2019)

Wegen solcher Musik hat man vor über 40 Jahren den Punkrock erfunden. Tool musizieren auf allerhöchstem Niveau, verlieren aber vor lauter Können so einiges anderes Relevantes aus dem Auge. Und à propos Auge: Auf ihrem ersten Album nach 13 Jahren verbergen die progressivmetallischen Indierocker Geheimnisse aller Art und bieten das wohl ungewöhnlichste Stück Verpackung in diesem Jahrtausend an. Dennoch ist „Fear Inoculum“ überwiegend ein erschütterndes Stück Langeweile.

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DR – Melancholie – Rusted Tone Recordings 2019

Von Matthias Bosenick (06.09.2019)

Sobald man ein neues Album von DR alias Dominic Razlaff aus Braunschweig besprochen hat, sind schon wieder drei Dutzend weitere draußen. Sei der sich anbahnende Herbst nun also der Anlass, sich mit dem Juli-Album „Melancholie“ auseinanderzusetzen, das der Ambient-Drone-Künstler als Tape und Download anbietet. Seine akustische Umsetzung des Themas beginnt und endet themengemäß, doch lässt die im Verlauf folgende Vorstellung von „Melancholie“ erahnen, dass diese bei DR einen latenten Hang in Richtung Depression hat, mit einem Anteil zwischen manisch und aggressiv, also alles andere als süß. Überraschend.

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Petrolio – L+Esistenze – Petrolio 2018

Von Matthias Bosenick (20.05.2019)

Industrial alter Schule widmet sich Enrico Cerrato aus Asti unter seinem Alias Petrolio, nicht der harschen, plakativen Sorte, sondern der mit Soundscapes, Atmosphären, Drones und experimentellen Effekten, die allesamt sogar Raum für songähnliche Strukturen lassen. Mit seiner jüngsten Veröffentlichung „L+Esistenze“ erfüllt er sich einen Traum, indem er sechs von ihm verehrte Musiker an seinen Tracks teilhaben lässt, darunter auch Jochen Arbeit von den Einstürzenden Neubauten und von Automat. Das Album gibt es auf Vinyl und Kassette mit jeweils unterschiedlichen Inhalten. Beide Varianten lohnen sich: Cerrato macht mit Noise etwas Entspannendes, eher dem Black Gaze ähnlich als dem Harsh Electro.

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Martin „Gotti“ Gottschild & Lukas Adolphi – Die Cops ham mein Handy: Das Hörbuch – Lukas Adolphi 2018

Von Matthias Bosenick (18.10.2018)

Sich unausweichlich mit dem kolportierten Elend konfrontiert sehen zu müssen, ist das Brutale an der Hörbuchversion von „Die Cops ham mein Handy“: Mit diesem Büchlein veröffentlichte Lukas Adolphi vor gut einem Jahr den SMS-Verlauf eines Kleinkriminellen, der Adolphis Mobiltelefon nach dem Diebstahl benutzte und vor dem Geschnapptwerden nicht wieder löschte. Diese Texte offenbaren eine Gesellschaft, die mitten in Deutschland existiert und mit der man nicht in Berührung kommen möchte – trotz aller vermeintlich witziger Dummheit, Schrägheit, Trotteligkeit, Geilheit und Lachhaftigkeit, die aus den Köpfen der Beteiligten quillt. Nicht der Herausgeber übrigens, sondern Martin „Gotti“ Gottschild von Tiere streicheln Menschen liest das Buch in einer guten Stunde komplett vor.

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Dan Scary – Zu wahr, um schön zu sein EP – Dan Scary 2018

Von Matthias Bosenick (01.10.2018)

Sein Album „Dunkelpunk aus Unterwelt“ ist noch nicht so lang auf dem Markt, da legt Dan Scary mit einer EP nach. Auf „Zu wahr, um schön zu sein“ vertieft er seinen Stil: elektronisch unterfütterter Punk, der den Gothic Rock der Achtziger zitiert, als Grundlage für seine politischen und kritischen Texte. Unglaublich, aber er scheint für diese EP nochmal einiges an Druck, Klarheit und Akkuratesse dazugewonnen zu haben – dabei sind die Songs selbst schon fünf Jahre alt.

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