The Perc – Koto Funk – Tribal Stomp Records 2016

Von Matthias Bosenick (16.02.2017)

The Perc mistet seinen Keller aus, ohne den Hidden Gentleman dieses Mal: Auf „Koto Funk“ bringt er Skizzen zusammen, die er laut Begleitzettel 1995 für ein doch nicht verwirklichtes Theaterstück („Festung“ von Rainald Goetz) anfertigte. Das Ergebnis ist eine für Tom Redecker typische Mischung aus düster-schrägen Synthieexperimenten und verschlepptem Indierock. Also deutlich experimenteller und spannender als der meiste zeitgenössische alternative Kram. Und trotzdem zeitlos.

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Deine Lakaien – XXX: The 30 Years Retrospective – Chrom/Soulfood 2016

Von Matthias Bosenick (01.12.2016)

Pünktlich zu Weihnachten werden Deine Lakaien 30 Jahre alt und feiern ihren Geburtstag mit einer Mischung aus Best-Of und Greatest Hits (ja, da gibt es einen Unterschied). Die gibt es wahlweise als Doppel-CD und als Doppel-Doppel-CD, und für den gewöhnlichen Fan ist eher die zweite Variante interessant, mit seltenem Live- und Studio-Material nämlich. Die chronologische Zusammenstellung verdeutlicht, was beim Durchhören der Alben längst klar ist: Bei den Lakaien verbirgt sich die musikalische Eingenwilligkeit zusehends hinter einer milden Gefälligkeit. Immer noch sind Alexander Veljanov ein guter Sänger und Ernst Horn ein guter Komponist, doch fehlt dem Gothic-Wave-Synthie-Band-Pop längst der Biss.

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20 Years Of Nattefrost: Various Artists Interpreting Nattefrost – Sireena 2016

Von Matthias Bosenick (25.03.2016)

Krasse Idee: 20 Electro-Ambient-Musiker covern Black Metal! „Blood & Vomit“ im Synthie-Chill-Out-Mix! Ach nee, Moment: Nattefrost gibt es zweimal, einmal als Black-Metal-Combo aus Norwegen und einmal als Vintage-Electro-Projekt aus Dänemark. Sie eint maximal, dass sie jeweils solo unterwegs sind und aus Skandinavien kommen, ansonsten sollte man die Nachtfroste vorsichtshalber nicht verwechseln. Schade, die Idee ist lustig, sich beim Anhören der Trancetracks von „20 Years Of Nattefrost“ vorzustellen, sie wären im Original todesfeierndes Schwarzmetallgekeife gewesen. Doch da der Rezensent den Dänen Nattefrost und dessen Oeuvre nicht kennt, stellt er zunächst immerhin fest, dass die Tributanten, die ebenfalls nicht eben Weltruhm erlangten, eine homogene Arbeit auf Doppel-CD ablieferten. Man kann die zwei Stunden druchhören und erfasst ein einheitliches Soundbild, das sehr zum Entspannen einlädt und in sich doch ausreichend Abwechslung parat hält.

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Sun Ra And His Arkestra – To Those Of Earth… And Other Worlds – Strut/!K7 2015

Von Matthias Bosenick (11.01.2016)

Ab ins Weltall, sagt Sun Ra. Den Soundtrack dazu lieferte der Mann fast 50 Jahre lang, bis er 1993 verstarb. Seine Musik ist grob im Jazz zu verankern, und an dieser Stelle steigen ohnehin schon viele aus. Nun ist Jazz ja nie gleich Jazz und zeigte sich Sun Ra experimentierfreudig und eskapistisch. Das ergibt eine sehr freie Auffassung von Musik, die vermutlich zu Entstehungszeiten für deutlich mehr Furore und Verunsicherung gesorgt haben mag als heute in der Rückschau. Man hat sich an seltsame musikalische Strukturen gewöhnt, wenn man sich an John Coltrane, Miles Davis und andere Vertreter des Free Jazz herangewagt hat. Für Leute, die sich für jene begeistern können, ist die Musik von Sun Ra bestimmt nicht fremd und die neue Compilation „To Those Of Earth… And Other Worlds“ ein interessanter Einblick in das Oeuvre des Spacejazzers. Alle anderen… Bleiben eben auf der Erde.

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Erasure – Always: The Very Best Of – Mute/BMG 2015

Von Matthias Bosenick (12.12.2015)

30 Jahre Erasure also (und nicht etwa das Weihnachtsgeschäft). 1992 erschien „Pop! The First 20 Hits“, 2003 „Hits! The Very Best Of Erasure“, 2009 „Total Pop! The First 40 Hits“, 2012 „Erasure Essential“ und nun „Always: The Very Best Of Erasure“. Der Fan und Sammler, den es auch 2015 tatsächlich noch gibt, kann nur ächzen: Was soll er damit? Mit der normalen 20-Song-Version erstmal gar nichts, da ist nur ein neuer Mix von „Sometimes“ drauf, der sich nicht sonderlich vom Original unterscheidet. Die Deluxe-Version hingegen bietet zwei Bonus-CDs mit Maxi-Versionen und Remixen, hauptsächlich historisch und selten – und ist damit definitiv ein Kaufanreiz. Bei der Auswahl der Tracks für die Hauptcompilation hingegen offenbaren Erasure selbst, was auch der hartgesottene Fan denkt: Seit 20 Jahren kam von dem Synthie-Pop-Duo kaum noch etwas Nachhaltiges heraus. Trotzdem gibt man gerne ein bisschen Respekt.

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Taxi Driver 100 – Compilation – Taxi Driver Records 2015

Von Matthias Bosenick (21.06.2015)

Eine herrliche Zufallsentdeckung im Urlaub ist das kleine Label Taxi Driver Records, das so heißt wie der dazugehörige Laden in Genua. Schwerpunkt ist Doom Metal in allen erdenklichen Spielarten, was bedeutet, dass filigran-schleppende schwarze Jazztöne ebenso vertreten sind wie Post-Rock, melodiöse Progressivität, kraftvoller Blues und 70er-selige Rifforgien. Das ist die richtige Musik für den Sommeranfang, die das Label nun mit einer kostenlos herunterladbaren Oeuvreschau anbietet.

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