Von Matthias Bosenick (18.12.2024)
Zwei neue Veröffentlichungen präsentiert Dave Schmidt auf seinem Label Sulatron Records: Das Live-Split-Album seiner Band Sula Bassana mit dem finnischen Trio Skyjoggers sowie die spacig-psychedelisch-progressive Reise „Le premier soleil de Jan Calet“ des Pariser Quartetts Human Teorema.
Archiv der Kategorie: Album
Lucinda Williams – Lu’s Jukebox Vol 7: Sings The Beatles From Abbey Road – Highway 20 Records 2024
Von Guido Dörheide (17.12.2024)
Lucinda Williams ist eine meiner apseluten Lieblingsfavoritinnen, sowohl musikalisch als auch stimmlich als auch gesangstechnisch. Und sie covert gerne – beispielsweise Tom Petty oder His Bobness. Oder Soul. Oder Country-Klassiker. Oder Weihnachtslieder. Und wenn man sich dann fragt, ob die Dame auch mal ab und an was Eigenes spielt und singt, höre man sich einfach „Car Wheels On A Gravel Road“ (1998) oder „Good Souls Better Angels“ (2020) oder ein beliebiges anderes des guten Dutzend mit selbst ausgedachten Material gefüllten Alben an und komme zu Recht zu dem Schluss, es mit einer der größten noch lebenden Songwriterinnen zu tun zu haben. Seit ihrem Schlaganfall im November 2020, der sie dazu zwang, das Laufen neu zu lernen, und der leider dazu führte, dass sie keine Gitarre mehr spielt, hat Lucinda Williams außer dem 2023er „Stories From A Rock’n’Roll Heart“ mit eigenen und eigens für sie geschriebenen Songs die Serie „Lu’s Jukebox“ aufgenommen und veröffentlicht, bei der jedes Album ein eigenes Thema hatte: Tom Petty, Southern Soul, Bob Dylan, 60er-Jahre-Country, Weihnachten, The Rolling Stones, und nun eben die Beatles.
WeiterlesenCryptic Brood – Necrotic Flesh Bacteria – Lycanthropic Chants 2024
Von Matthias Bosenick (17.12.2024)
Von wegen, Death Metal ist einfach nur auf die Fresse. Man möchte das Wort nicht zwingend in diesem Kontext verwenden, aber das Wolfsburger Trio Cryptic Brood gestaltet seine Tracks durchaus progressiv, auch die neun neuen Stücke auf „Necrotic Flesh Bacteria“ sind in sich schon vielseitiger, als es manche brutalen Metal-Alben überhaupt sind. Und dazu auch noch auf einem musikalisch so hohen Niveau! Nicht zu vergessen der Humor – die Band bleibt im Genre, das sich blutig, eklig, widerlich darstellt, aber natürlich stets, um ein zweites zu vermeidendes Wort zu verwenden, mit einem Augenzwinkern.
IWKC – Misha – Addicted Label/Klukva Records 2024
Von Matthias Bosenick (17.12.2024)
Wer den musikalischen Werdegang von IWKC aka I Will Kill Chita aus Moskau verfolgte, hat eine Ahnung davon, wie unvorhersehbar vielseitig der Sound der Band ist – und ist trotzdem unvorbereitet auf deren neues Album „Misha“. Das befasst sich instrumental mit dem Thema Bärigkeit, daher der Titel, der an das russische Nationaltier gemahnt, und deckt, auch dank mannigfacher Unterstützung durch zahllose befreundete Musizierende, von Funk über Crossover, Jazz und Synthiepop bis Dub und Trance die breitestmögliche Palette an Genres ab, ohne dabei den Faden zu verlieren. „Misha“ knallt derbe rein. Bärig!
Underworld – Strawberry Hotel – Smith Hyde Productions/Virgin 2024
Von Matthias Bosenick (16.12.2024)
Vor 14 Jahren erschien mit der Doppel-CD-Version von „Barking“ das letzte durchgehend richtig gute Album von Underworld. Die drei danach, inklusive dem neuen „Strawberry Hotel“, erreichen die alte Klasse nicht mehr. Was ist da los? Werden die Herren Rick Smith und Karl Hyde inzwischen alt und müde, müssen sie sich ausruhen, geht ihnen die Motivation abhanden? Das allein kann es nicht sein, der Vorgänger „Drift, Series 1“ bestand aus einem halben Dutzend Alben, „Strawberry Hotel“ hat satte 15 Tracks. Aber irgendwie ist dem englischen Duo die Inspiration für mitreißende, komplexe Techno-Elektronik abhandengekommen. Sie hätten die Menge an Ideen auf weniger Tracks verteilen und besser ausarbeiten sollen.
Astral Kompakt – Goldader – Tonzonen Records 2024
Von Matthias Bosenick (16.12.2024)
Tonnenschwer dringt „Goldader“, das Quasi-Debüt-Album der Kölner Instrumental-Stoner-Band Astral Kompakt, aus den Lautsprechern. Kiffen macht ganz schön heavy, scheint es – das Trio nimmt die Eigenschaft der Steine im Genrebegriff Stoner wörtlich und schiebt massive Massive vor sich her. Die umso gewaltiger wirken, je mehr fein ausgearbeitete Passagen die drei dazwischenschieben. Nur drei Musiker, einmal mehr ringt einem der Umstand der reduzierten Besetzung ein anerkennendes Kopfnicken ab – zusätzlich zu dem, das man ohnehin zur Musik an den Tag legt.
Sendelica – Requiem For Mankind – Fruits De Mer Records 2024
Von Matthias Bosenick (12.12.2024)
Der vierte Teil einer Trilogie, auf solcherlei Paradoxien verstehen sich Briten ja, und wie Douglas Adams verbringt auch das Trio Sendelica auf „Requiem For Mankind“ einen großen Teil seiner Spielzeit im All. Aber nicht vollständig, dieses Doppel-Vinyl mit vier extralangen instrumentalen Tracks wechselt so manches Mal die Richtung, wenn auch dem Genre angemessen gemächlich: Ambient, Gniedel-Prog, Space-Dub, Neo-Klassik, Doom-Metal, Filmscore – und über allem liegt ganz viel Hall. Setzt man sich mit den Themen auseinander, die die Waliser beschäftigen, auch ohne darüber zu singen, gibt die Menschheit kein besonders gutes Bild ab. Dieser Soundtrack zum Weltuntergang fällt umso besser aus.
Moonya – Faces – Atypeek Music 2024
Von Matthias Bosenick (11.12.2024)
Mit ihrem mit einem Jahr Verzug erschienenen Debüt „Faces“ überrumpelt die selbsternannte One-Woman-Band Moonya aus der Normandie ihre Hörerschaft: Vorab lässt Amandine Fontaine-Rebière nämlich wissen, dass sie die Songs allein und auf Basis von Loops erstellte, startet das Album auch artig mit einem chillig-minimalistischen Electro-Chanson – und klingt dann bereits im dritten Lied wie eine komplette Band. Diese Spannweite behält sie über das gesamte Album hinweg bei, kreiert damit verträumte, gleichwohl kraftvolle Lieder, elektronisch grundiert, mit allerlei weiteren Instrumenten erweitert und gelegentlich energetisch aus sich herauskommend.
W3 4r3 Num83r5 – Death Finds A Way – Loud Rage Music 2024
Von Matthias Bosenick (10.12.2024)
Metalcore schreiben W3 4r3 Num83r5, also We Are Numbers, auf ihre Schublade, und gottlob stimmt das nur minimal. Mit „Death Finds A Way“ werfen die Rumänen aus Brașov, die sich selbst Leet-mäßig in Großbuchstaben und Zahlen W3 4R3 NUM83R5 schreiben, ihr zweites Album in zehn Jahren auf den Markt. Darauf grooven die Jungs nach mehr als nur Metalcore-Art, das reicht von Thrash bis Djent, inklusive Electro- und Melodie-Sprenkeln, alles schön in einen Quirl gehauen. Das ist dann auch das Eigene an diesem Album: die Kombi aus allem.
Misha Chylkova – Dancing The Same Dance – Gare Du Nord Records 2024
Von Matthias Bosenick (06.12.2024)
Ah, cool: Das Album „Dancing The Same Dance“ beginnt mit demselben Sample, mit dem es endet, und erfüllt damit einen der vielen Ansätze, den die in Tschechien geborene Londonerin Misha Chylkova ihrem Debüt zugrundelegt: das Konzept des Loops. Ein weiteres Konzept ist inhaltlich motiviert, nämlich die diversen Zustände der Liebe abzubilden, dargereicht aus einer persönlichen Perspektive. Mit ihrem Album-Auftakt gerät der Multiinstrumentalistin gleich ein formidables Werk für die Bestenlisten, zwischen trippig-elektronischen Kammerstücken bis zu ausgearbeiteten elegischen Popsongs. Und alles beginnt von vorn.