Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Die Hard – Nicht totzukriegen, die deutsche Synchronisation

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag Bruce Willis. Zumindest in nicht ernst zu nehmenden Rollen – außer „The Sixth Sense“. Ihre Lieblingsszene in der „Die Hard“-Quinte, durch die Bruce Willis zu einem der größten Actionstars des 20. Jahrhunderts avancierte, ist aus dem Original von 1988. Nach 2 Stunden und 12 Minuten diverser Entbehrungen, Schmerzen sowie eingeklemmt in Fahrstuhlschacht und Lüftungssystem zieht der Hauptprotagonist John McClane in aussichtsloser Lage zwei auf seinen Rücken geklebte Pistolen und metzelt den Feind nieder. Er sagt dazu „Grüß‘ mir die ewigen Jagdgründe“ und klar, pustet er nach getaner Arbeit in den Lauf des Revolvers wie John Wayne, bevor er mit Grace Kelly in den Sonnenuntergang reitet. „Das war Gary Cooper, Du Arschloch“, würde John jetzt sagen.

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Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 13

Von Matthias Bosenick (25.10.2022)

Ein weiteres Spezial zum fabelhaften Label addicted/noname aus Moskau! Dieses Mal mit: dem Mini-Album „Homebound“ von Dehyper, dem Album „Это есть то“ von Kshettra und dem Album „Нет вечных истин“ von Ad Nihil – sowie einem Rückblick auf die „Sweet Leaf Worshippers From USSR“-Compilation, mit der vor zehn Jahren die wunderbare Arbeit von Anton Kitaev, Oleg Dynya und Ivan Bredolog begann und damit das namenlose Label aus Moskau seinen Anfang nahm. Herzlichen Glückwunsch, Freunde! С днем рождения друзья!

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Primus – Conspiranoid – Prawn Songs 2022

Von Matthias Bosenick (24.10.2022)

Wenn intelligente Menschen sich mit der Pandemie auseinandersetzen und sich mit Verschwörungstheorien befassen, kommen auch intelligente Erkenntnisse zutage, die Verschwörungstheorien als das behandeln, was sie sind: durchgeknallte Paranoia. Entsprechend betiteln die drei ausschließlich musikalisch Durchgeknallten von Primus ihre themenbezogene EP mit dem treffenden Kofferwort „Conspiranoid“ und erfüllen damit gleich zwei wesentliche Aspekte: Sie positionieren sich in Zeiten des rechtsbefeuerten Dummheitswahns auf der Seite der Nichtdummen – und machen grandiose Musik. Die drei Songs auf „Conspiranoid“ sind so Primus, wie man sie vor über 30 Jahren zu lieben lernte: frickelig, progressiv, eigensinnig, trotzdem eingängig und natürlich basslastig.

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Fehlfarben – ?0?? – Tapete Records 2022

Von Guido Dörheide (19.10.2022)

Kaum einer E-Mail habe ich mit soviel Spannung entgegengefiebert wie der von heute (14.10.2022), 1104 UTC+2. Absender: Bandcamp. Betreff: „?0?? (2022) just released!“ Also gleich mal mein vor Wochen vorbestelltes Album gedownloaded und angehört.

Die letzte Atempause seit „Über Menschen“ währte sieben Jahre, dennoch wird von der Düsseldorfer Indie-Institution Fehlfarben weiterhin eifrig Geschichte gemacht. Im Vorfeld dieser ersten Fehlfarben-Veröffentlichung der 20er-Jahre hatte ich mir die Wartezeit mit dem Hören der „neuen“ Fehlfarben-Alben von 1991 bis 2015 vertrieben und zwischendurch auch immer mal wieder „Monarchie und Alltag“, das sensationelle Debüt aus dem Jahr 1980, sowie die beiden Werke seitdem bis zur vorläufigen Auflösung der Band 1984 aufgelegt.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Rectify – Deutsch für „Etwas Korrigieren, Richtigstellen, Wiedergutmachen“

Von Onkel Rosebud

Seitdem ich die außergewöhnliche Serie vor circa fünf Jahren zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich unbedingt, dass auch meine Freundin die Serie schaut. Damals begriff ich schnell, dass ich gern über „Rectify“ mit ihr reden möchte. Mit fortschreitendem Alter wird man immer mehr berührt von Menschen mit traurigen Schicksalen, die es offenkundig schlimmer getroffenen hat als man selbst. Das gilt physisch wie psychisch. „Rectify“ habe ich neulich noch einmal gesehen – ohne sie, weil ihr das Thema der Serie zu traurig ist. Aber mich hat es erneut emotional mitgerissen, so wie es kaum andere Familiengeschichten aus Film, Fernsehen, Literatur oder Musik je geschafft haben.

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The Young Gods – Play Terry Riley In C – Two Gentlemen Records 2022

Von Matthias Bosenick (18.10.2022)

Schon wieder locken uns The Young Gods auf das Feld der modernen Kunst, keine 31 Jahre nach „Play Kurt Weill“: Mit Terry Rileys „In C“ nehmen sich die Schweizer ein Standardwerk der Minimal Music vor, 1964 komponiert, seitdem mehrfach aufgeführt und aufgenommen, jetzt aber von einer Band, die den US-Industrial aus der Taufe hob, mit dem heavy Mix aus Gitarre und Keyboard, den sie selbst längst ablegten und hier auch kaum zur Anwendung bringen. Typisch für Minimal Music sind Wiederholung, Monotonie, scheinbar willkürliche Notentupfer, rudimentäre, bisweilen verspielte Melodien, tranceartige Passagen, und ja, all das bekommt man in den 53 von Riley „Phrasen“ genannten Sequenzen auch von den Young Gods, dazu nach gut der Hälfte einen knappen Einblick in den Krach, zu dem sie ebenfalls in der Lage sind. Erstaunlich genug, wie futuristisch ein 1964 komponiertes Stück Musik 2022 noch klingen kann. Live im Studio eingespielt, übrigens.

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зелёный дядя u сёрферы чёрной дыры – Восторг по октаве – Black Hole Surfers 2022

Von Matthias Bosenick (17.10.2022)

Die Black Holes Surfers und der Grüne Onkel haben „Freude an der Oktave“, zumindest bedeutet dies der Titel des Albums „Восторг по октаве“ von зелёный дядя u сёрферы чёрной дыры. Das mit dem Surfen meinen die drei bis fünf Musiker aus der russischen Millionenstadt Нижний Новгород (Nischni Nowgorod) tatsächlich ernst: Dem psychedelischen Potpourri alternativer Musikstile liegt der Geist des Sechziger-Surfrocks zugrunde. Die Musik mag so variantenreich wie die der Beach Boys sein, dafür ist sie schwerer: In Zeiten des Krieges lässt sich Unbeschwertheit nicht so einfach erhalten. Eine ungezügelte Kreativität indes sehr wohl: „Восторг по октаве“ plättet mit einer Vielzahl an Einfällen, mit denen die Band ihre Songs Haken schlagen lässt.

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The Cult – Under The Midnight Sun – Black Hill Records 2022

Von Guido Dörheide (15.10.2022)

Mochte ich The Cult hören, griff ich meistens zu der Singles-Zusammenstellung „Pure Cult“ aus dem Jahr 2000, die die Schaffensperiode von 1985 bis 1995 abdeckt. Und auf der kann man prima nachhören, wie sich The Cult ab „Sonic Temple“ (1989) vom anfänglichen Gothic Rock mit den wundervollen Melodien, von Ian Astbury immer mit einer Bandbreite von melancholisch-düster bis hin zu ekstatisch-hysterisch vorgetragen, mehr in Richtung düsterem Hardrock bis hin zu immer noch tollen, aber doch sehr stadionkompatiblem Rock entwickelt hat. Den Höhepunkt davon markiert für mich das 2013er-Album „Electric Peace“. Bereits mit der 2016er-Veröffentlichung „Hidden City“ bewegten sich The Cult wieder mehr in Richtung Gothic Rock, und heuer geht es mit „Under The Midnight Sun“ noch ein weiteres Stück zurück in die Anfangstage.

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Triangle Of Sadness – Ruben Östlund – S/GB/USA/F/GR/TR 2022

Von Matthias Bosenick (14.10.2022)

Dem Kapitalismus mit Karl Marx begegnen – und mit Schadenfreude: Episodenhaft setzt sich Ruben Östlund in „Triangle Of Sadness“ mit Leuten auseinander, die Geld haben. Er lässt sie zwischenmenschlich scheitern, sich normal großkotzig schlecht benehmen und sich an ihrer Gier erbrechen. Östlunds Humor ist tiefschwarz und entlarvend, nur hat er es in Sachen Drehbuch nicht so: Im letzten Drittel verliert er den Faden und wird fade. Dafür behält man jede Menge grandios böser Szenen im Kopf – allen voran einen Woody Harrelson als Kapitän, der physisch besoffen und inhaltlich nüchtern des Kaisers neue Kleider benennt.

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