Therapie für Wikinger (Den sidste viking) – Anders Thomas Jensen – DK 2025

Von Matthias Bosenick (13.11.2025)

In Dänemark ist man nicht gerade zimperlich, scheint es. Dort gibt es wohl eine Tradition der brutalen Alltagsfilme, die ins Gangstermilieu herüberschwappen und die in Blut und Gewalt baden. Und Humor, wenn man Glück hat, und das hat man bei den Filmen von Anders Thomas Jensen in der Regel. So auch bei „Der letzte Wikinger“, wie „Therapie für Wikinger“ im Original heißt. Die Schauspieler und insbesondere das Drehbuch machen diesen Film zum Genuss, auch wenn man vielleicht mit einem solchen drastischen Blutspiel seine Probleme haben mag. Der Film lief beim Braunschweig International Film Festival.

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Willie Nelson – Workin’ Man: Willie Sings Merle – Legacy 2025

Von Guido Dörheide (12.11.2025)

Der wilde, wilde Westen, liebe Lesenden, fängt gleich hinter Hamburg an. Dachte ich zumindest vor gut 40 Jahren, als die zwar großartigen, aber die Countrymusik nun nicht wirklich repräsentierenden Truck Stop die einzige Band waren, die in meiner Welt die Countrymusik repräsentierten. Johnny Cash war damals ein abgehalfterter Tablettenjunkie, der in einer Columbo-Folge sich selbst spielte, neben dem Studio in Maschen waren 30-Tonner-Diesel die beherrschenden Figuren im deutschen Country und ich wusste, dass es sowas wie Nashville gab, wo der kommerzielle Country zuhause war. Und der letzte Nagel an meinem persönlichen Sarg dieses Genres waren die „Good Old Boys“ bei den Blues Brothers.

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The Nude Spur – Ride The Low Country – Schneider Collaborations 2025

Von Matthias Bosenick (13.11.2025)

Das ist nicht Fleiß, das ist ausgelassene Lebensfreude: Vier Alben in drei Jahren, davon zwei in diesem – The Nude Spur haben einen ordentlichen Mitteilungsdrang. Und ordentlich Energie im Gesäß: Gitarrist Thomas Kranefeld und Schlagzeuger Jörg A. Schneider kloppen sich die Finger wund. „Ride The Low Country“ ist daher ein ungezügeltes Wesen, das unberechenbar herumzappelt und in Richtungen ausbricht, die man nicht vorhersehen kann. Einzig vorhersehbar ist: Vertraute Musikstrukturen bekommt man hier nicht dargeboten.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was ist eigentlich mit Deutschrap passiert?

Von Onkel Rosebud

Seit dem Einsatz von Autotune interessiert sich meine Freundin nicht mehr für deutschen Hip Hop. Ihrer Meinung nach sollen die Pfeifen, die nicht singen können, nicht auch noch ein Tonhöhenkorrektursystem benutzen. Autotune sei Photoshop für die Stimme. Der „Cher-Effekt“ („Believe“, 1998, die Älteren werden sich erinnern) hat sich in der Populärmusik in den Nullerjahren breitgemacht. Und seit Deutschrap fester Bestandteil der Charts wurde, seit den 2010er-Jahren, ist auch der Cyborg-artige Klang der Protagonisten nicht mehr wegzudenken.

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Fuck this Band: Mclusky live im Beatpol, Dresden, 11. November 2025

Von Onkel Rosebud (12.11.2025)

Der Abend ging schon mal gut los. Kaum betrat meine Konzertgruppe den Saal, zählte der Drummer der Vorband Thank aus Leeds die ersten Takte des Sets ein. Es rumpelte hübsch und laut, sehr laut; der Bass knarzte, als hätte Steve Albini die frühen Les Savy Fav produziert. Schlagartig wurde mir klar, dass es ein guter Abend werden würde, weil es auf die Ohren geben sollte. Wie blöd nur, dass ich die Ohrenstöpsel vergessen hatte. Wann hatte ich das letzte Mal dieses Fiepen in den Ohren? Die Erinnerung ist verblasst. Als sich der Drummer die Obertrikotage runterriss, hatten Thank jedenfalls großartige Fontaines-DC- und Sleaford-Mods-Momente. Selten bin ich so von einer Vorband positiv überrascht worden.

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HvK – Die Vorstufe – Bauchpfannen Aufnahmen 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.12025)

Die Entstehungsgeschichte dieser „Die Vorstufe“-EP trägt viel zum Genuss derselben bei, denn es ist mehr als nur ein Solo-Projekt des Kaltmiete-Sängers: Heinrich, hier abgekürzt als HvK, nahm sich die Schlagzeugspuren von vier Songs, die eigentlich für eine andere Band gedacht waren (und dort bereits existieren), und gestaltete auf ihnen eigene Songs. So kommen vier Lieder heraus, die zwar die Gene von Kaltmiete tragen, sie aber um andere Aspekte aus Indierock und Post-Hardcore erweitern. „Die Vorstufe“ hat allen Anlass, eigenständig zu sein.

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Berenice – Œuvre/Mama (Attrappe) – Jonas Kolb 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.2025)

Keine leichte Kost, und das, obwohl man es von Jonas Kolb aus Schöningen gewohnt ist, keine leichte Kost vorgesetzt zu bekommen. Sein aktuelles Alias – neben seinem Klarnamen – ist Berenice, nicht zum ersten Mal, nebenbei. Auf einem Tape sammelt er die beiden EPs „Œvre“ und „Mama (Attrappe)“, gestaltet sie wie eine Black-Metal-Veröffentlichung, bietet aber Dark Ambient, Industrial-Noise und Spoken Word und verunsichert seine Hörerschaft nur umso mehr. Zumal die A- und B-Seite jeweils den zweiten und dritten Teil der „Trilogie des Todes“ beinhalten, man sich den ersten also noch separat zulegen muss. Harter Stoff!

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Soulfly – Chama – Nuclear Blast 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.2025)

Los geht’s: Was beginnt wie ein klassischer Thrash-Hüpf-NuMetal, mit dem Soulfly 1997 auf den Plan traten, wächst sich umgehend zu etwas Brutalem aus. Gute Laune, Wiedererkennbarkeit, Melodiosität: für solche Banalitäten ist auf dem 13. Album „Chama“ kein Platz, dafür ist die Welt zu scheiße. Aus dem extrem brachialen Metal stechen nur selten abweichende Sounds heraus, dann umso prägnanter; Tribal-Elemente etwa sind wieder vorhanden. Dieser einstige Groove-Thrash-Metal tendiert deutlich mehr in Richtung Death Metal. The party is over.

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Andy Toomey – Crank – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (10.11.2025)

Im Grunde sortiert sich das Album „Crank“ von Andy Toomey grob im Progrock ein, aber so richtig will es in dieses Genre nicht passen: Electro-Zusätze weitab vom reinen Keyboard-Kleister, technoide Strukturen, Shanty-Charakter und A-cappella-Gesänge erweitern das Spektrum erheblich. Wer nun aber ist überhaupt Andy Toomey? Ein Bassist aus Jacksonville in Florida, der bereits einige Alben veröffentlichte, viel mehr ist über ihn kaum zu erfahren. An diesem Album beteiligt sind außerdem Markus Reuter und Bernhard Wöstheinrich – und die beiden sind ja nun wirklich einigermaßen bekannt.

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Moi Caprice – Vermillion Sands – Glorious Records 2025

Von Matthias Bosenick (07.11.2025)

Als Gegenentwurf, quasi den dunklen Zwilling, zum Vorgänger „Nine Lives“ fassen Moi Caprice aus Kopenhagen ihr siebtes Album „Vermillion Sands“ auf. Entstanden in den selben Sessions, empfahlen sich diese neun Stücke dafür, separiert gebündelt zu werden. So hat das Album eine Stimmung zwischen Melancholie und Euphorie, ist um Downtempo gehalten und trotz der Düsternis erhebend. Die Beschreibung erinnert an U2 und Epigonen? Da ist was dran, doch schlagen Moi Caprice – Eigenschreibweise moi Caprice – einen eigenen Weg ein. Ohne Pathos, dies sei vorweggenommen.

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