Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Kameradenerziehung wie in der Nationalen Volksarmee – die Serie „Evil“

Von Onkel Rosebud

Sobald am Serienhorizont ein Cumulus aufzieht, der „Harry Potter“-Internatsromantik jenseits von Hanni und Nanni verspricht, klopft meine Freundin vorsorglich das Sofakissen für einen Binge auf. In diesem Fall hat das Remake von Mikael Håfströms Kinofilm „Evil“ aus dem Jahr 2003 ihre Aufmerksamkeit geweckt. Aber schnell wandelte sich die Schönwetterwolke aus Serienform in einen ausgewachsenen Nimbostratus. Die Handlung beginnt mit einer Prügelei: Ein Halbstarker aus Stockholm, Erik Ponti, schlägt einen Klassenkameraden blutig.

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Moon’s Mallow – Moon’s Mallow – Moon’s Mallow 2025

Von Matthias Bosenick (12.08.2025)

Beinahe fühlt es sich an wie Verrat, dass „Moon’s Mallow“, die vierte Schallplatte der Psychedelic-Britrocker gleichen Namens aus Bari, trotz melancholischer Grundierung so gutgelaunt daherkommt – schließlich ist es das Vermächtnis von Claudio Colaianni, dem Gitarristen, den Bandkopf Gioia Coppola von den Heavy-Psych-Helden Anuseye und That’s All Folks! für sein Projekt übernommen hatte, denn er verstarb Anfang Juli. Hier hört man ihn und die ganze Band in voller Spielfreude ein Album einrocken, das auch ohne den Trauerflor etwas Besonderes ist.

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Ethel Cain – Willoughby Tucker, I’ll Always Love You – Daughters Of Cain Records 2025

Von Guido Dörheide (10.08.2025)

Was hört man eigentlich, wenn man gerade keine Lust auf Lady Gaga oder – noch besser – Lana del Rey hat? Anna von Hausswolff und Chelsea Wolfe haben immerhin lange kein neues Album veröffentlicht. Dann also Ethel Cain? Zumindest hat sie sich mit ihrem 2022er Debütalbum „Preacher’s Daughter“ aus meiner Sicht mit Vehemenz und sehr kompetent in die Fußstapfen der Vorgenannten geschmissen (ein Album, von dem ich zugegebenermaßen und in diesem Magazin nachlesbar erst Jahrende nach der Veröffentlichung Kenntnis erlangt hatte), aber seit dem gerade erst vor wenigen Monaten veröffentlichten Zweitlingswerk (das trotz der langen Spielzeit als EP zählt, somit ist „Willoughby Tucker etc.“ erst ihr zweites Album und damit passt es schon wieder, zuvor Geäußertes zu erwarten) „Perverts“ war ich mir nicht sicher, in welche Richtung sich das Werk der gebürtigen Floridaerin aus nunmehr Pennsylvania entwickeln würde. „Preacher’s Daughter“ war irgendwie sowas wie seeehr seeehr dunkler Folk mit Dreampopeinflüssen, wunderschönen Melodien und verstörenden Inhalten, auf „Perverts“ trat dann mehr das verstörende Element in den Vordergrund. Drone-Elemente wechselten sich mit Ambient-Passagen ab und zwischendurch schimmerte immer mal wieder der düstere Folk durch, und die Texte taten ihr Übriges zur beeindruckenden Gesamtwirkung bei.

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The Jesus Lizard – Flux – Ipecac 2025

Von Matthias Bosenick (11.08.2025)

Dem Rezensenten waren The Jesus Lizard jahrzehntelang eine Lücke in der Sammlung, die umso lärmender klaffte, als die Band im vergangenen Jahr nach Jahrzehnten Pause plötzlich mit dem siebten Studioalbum „Rack“ wieder auf der Agenda erschien. Zum jüngsten Record Store Day kompilierte Mike Pattons Label Ipecac drei nicht auf dem Album enthaltene Digital-Singles zur 12“-EP „Flux“ mit Etching auf der B-Seite. Überteuert natürlich, wie alles beim RSD, aber geil: Noiserock mit angeschrägten Akkorden und keinem Bock auf Konventionen – wozu auch, nach all den Jahren. Ein wunderbarer Anlass, die Lücke zu stopfen zu beginnen.

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Hydrahelia, Faun Fables & Sleepytime Gorilla Museum – Live im Hafenklang, Hamburg, am 7. August 2025

Von Matthias Bosenick (08.08.2025)

Was für ein Paket: Sleepytime Gorilla Museum und Faun Fables aus Oakland an einem Abend, mit einer personellen Überschneidung (auf dem Papier, auf der Bühne vollständig) quasi Hauptact und Vorgruppe aus einem Nest. Die einen – Faun Fables – folkig wie Fairport Convention mit Krängung, die anderen – Sleepytime Gorilla Museum – gar nicht erst kategorisierbar, mit ihrem experimentell-avantgardistischen verschachtelten Theater-Post-Irgendwas-Rock-Metal plus Geige. Und als Support mit Hydrahelia Impro-Drones mit Tanzperformance. Lauter sympathischem Menschen auf und vor der Bühne des Hafenklang und ein Abend für die Ewigkeit. Und das für nur 14 Euro.

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Houses Of Heaven – Within/Without – Felte 2024

Von Matthias Bosenick (07.08.2025)

Ein tragisches Ereignis ist der Grund, warum Houses Of Heaven ins Bewusstsein des Rezensenten kamen: Nach dem Tod des Nitzer-Ebb-Sängers Douglas McCarthy teilte jemand in diesem Internet den Song mit dem programmatischen Titel „The End Of Me“, den McCarthy für das Trio aus Oakland einsang. Flugs das Album erworben, stellt sich heraus, dass die anderen Songs sogar noch besser sind: Achtziger-Synthie-Sounds kombiniert mit analogen Instrumenten und zeitgemäßem Songwriting, melancholische Stimmung, und dann noch auf graumeliertem Vinyl. Eine schöne Entdeckung!

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Der gesunde Erwachsene mordet achtsam

Von Onkel Rosebud

Sie blenden jetzt mal alles aus, was mit dem hier und jetzt zu tun hat, halten kurz inne und konzentrieren sich ganz auf diese Kolumne: Wenn es nach meiner Freundin geht, dann geht Tom Schilling immer. Der Schauspieler ist ein Garant, dass die Filme/Serien gut sind. Gern erinnern wir uns an Sternstunden in der Sitzschnecke zu Filmen wie „Oh Boy“ oder „Who Am I – Kein System ist sicher“. Seine neue Serie heißt „Achtsam morden“ und ist eine heitere Thriller-Groteske im Stile kriminalistischer Kettenreaktionen von „Hindafing“ bis „Kleo“, als hätte Guy Ritchie „Breaking Bad“ eingedeutscht. Ein grundsätzlich friedfertiger Mann schlittert auf der Blutspur unvorhergesehener Kapitalverbrechen tief und tiefer ins Verderben – und das mit einer ganz großen Portion Süffisanz.

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Apple Cider Vinegar – Jeffrey Walker – Netflix 2025

Von Annett und Guido Dörheide (05.08.2025)

„Mal sehen, ob wir das durchhalten, ohne uns total aufzuregen“, dachten wir, als wir die australische Netflix-Miniserie „Apple Cider Vinegar“ einschalteten. Die Serie handelt von alternativer Medizin, Scharlatanerie, Influencertum und haltlosen Heilsversprechen (die natürlich, wie immer einem solchen Kontext, nie wirklich gegeben wurden, es ging ja angeblich immer nur um harmlose Ernährungstipps…), bietet also tatsächlich viel Aufregungspotenzial.

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Psycho Symphony – Silent Fall – Audio Pro 1997/Loud Rage Music 2025

Von Matthias Bosenick (06.08.2025)

Legt man heute „Silent Fall“ auf, das Debüt und einzige Album des rumänischen Quartetts Psycho Symphony, muss man die Entstehung dieses Prog-Metal-Werkes berücksichtigen: Mitte der Neunziger und ohne nennenswerte technische Ausstattung erstellten die vier Musiker diese verschachtelten Frickeleien, setzten ihre Visionen um und mit diesem ursprünglich ausschließlich als Tape erschienenen Album außerdem einen Pflock in die rumänische Metallandschaft. Jetzt ist „Silent Fall“ erstmals als CD und Stream zu haben.

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