Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was ist eigentlich mit Deutschrap passiert?

Von Onkel Rosebud

Seit dem Einsatz von Autotune interessiert sich meine Freundin nicht mehr für deutschen Hip Hop. Ihrer Meinung nach sollen die Pfeifen, die nicht singen können, nicht auch noch ein Tonhöhenkorrektursystem benutzen. Autotune sei Photoshop für die Stimme. Der „Cher-Effekt“ („Believe“, 1998, die Älteren werden sich erinnern) hat sich in der Populärmusik in den Nullerjahren breitgemacht. Und seit Deutschrap fester Bestandteil der Charts wurde, seit den 2010er-Jahren, ist auch der Cyborg-artige Klang der Protagonisten nicht mehr wegzudenken.

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Fuck this Band: Mclusky live im Beatpol, Dresden, 11. November 2025

Von Onkel Rosebud (12.11.2025)

Der Abend ging schon mal gut los. Kaum betrat meine Konzertgruppe den Saal, zählte der Drummer der Vorband Thank aus Leeds die ersten Takte des Sets ein. Es rumpelte hübsch und laut, sehr laut; der Bass knarzte, als hätte Steve Albini die frühen Les Savy Fav produziert. Schlagartig wurde mir klar, dass es ein guter Abend werden würde, weil es auf die Ohren geben sollte. Wie blöd nur, dass ich die Ohrenstöpsel vergessen hatte. Wann hatte ich das letzte Mal dieses Fiepen in den Ohren? Die Erinnerung ist verblasst. Als sich der Drummer die Obertrikotage runterriss, hatten Thank jedenfalls großartige Fontaines-DC- und Sleaford-Mods-Momente. Selten bin ich so von einer Vorband positiv überrascht worden.

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HvK – Die Vorstufe – Bauchpfannen Aufnahmen 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.12025)

Die Entstehungsgeschichte dieser „Die Vorstufe“-EP trägt viel zum Genuss derselben bei, denn es ist mehr als nur ein Solo-Projekt des Kaltmiete-Sängers: Heinrich, hier abgekürzt als HvK, nahm sich die Schlagzeugspuren von vier Songs, die eigentlich für eine andere Band gedacht waren (und dort bereits existieren), und gestaltete auf ihnen eigene Songs. So kommen vier Lieder heraus, die zwar die Gene von Kaltmiete tragen, sie aber um andere Aspekte aus Indierock und Post-Hardcore erweitern. „Die Vorstufe“ hat allen Anlass, eigenständig zu sein.

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Berenice – Œuvre/Mama (Attrappe) – Jonas Kolb 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.2025)

Keine leichte Kost, und das, obwohl man es von Jonas Kolb aus Schöningen gewohnt ist, keine leichte Kost vorgesetzt zu bekommen. Sein aktuelles Alias – neben seinem Klarnamen – ist Berenice, nicht zum ersten Mal, nebenbei. Auf einem Tape sammelt er die beiden EPs „Œvre“ und „Mama (Attrappe)“, gestaltet sie wie eine Black-Metal-Veröffentlichung, bietet aber Dark Ambient, Industrial-Noise und Spoken Word und verunsichert seine Hörerschaft nur umso mehr. Zumal die A- und B-Seite jeweils den zweiten und dritten Teil der „Trilogie des Todes“ beinhalten, man sich den ersten also noch separat zulegen muss. Harter Stoff!

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Soulfly – Chama – Nuclear Blast 2025

Von Matthias Bosenick (11.11.2025)

Los geht’s: Was beginnt wie ein klassischer Thrash-Hüpf-NuMetal, mit dem Soulfly 1997 auf den Plan traten, wächst sich umgehend zu etwas Brutalem aus. Gute Laune, Wiedererkennbarkeit, Melodiosität: für solche Banalitäten ist auf dem 13. Album „Chama“ kein Platz, dafür ist die Welt zu scheiße. Aus dem extrem brachialen Metal stechen nur selten abweichende Sounds heraus, dann umso prägnanter; Tribal-Elemente etwa sind wieder vorhanden. Dieser einstige Groove-Thrash-Metal tendiert deutlich mehr in Richtung Death Metal. The party is over.

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Andy Toomey – Crank – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (10.11.2025)

Im Grunde sortiert sich das Album „Crank“ von Andy Toomey grob im Progrock ein, aber so richtig will es in dieses Genre nicht passen: Electro-Zusätze weitab vom reinen Keyboard-Kleister, technoide Strukturen, Shanty-Charakter und A-cappella-Gesänge erweitern das Spektrum erheblich. Wer nun aber ist überhaupt Andy Toomey? Ein Bassist aus Jacksonville in Florida, der bereits einige Alben veröffentlichte, viel mehr ist über ihn kaum zu erfahren. An diesem Album beteiligt sind außerdem Markus Reuter und Bernhard Wöstheinrich – und die beiden sind ja nun wirklich einigermaßen bekannt.

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Moi Caprice – Vermillion Sands – Glorious Records 2025

Von Matthias Bosenick (07.11.2025)

Als Gegenentwurf, quasi den dunklen Zwilling, zum Vorgänger „Nine Lives“ fassen Moi Caprice aus Kopenhagen ihr siebtes Album „Vermillion Sands“ auf. Entstanden in den selben Sessions, empfahlen sich diese neun Stücke dafür, separiert gebündelt zu werden. So hat das Album eine Stimmung zwischen Melancholie und Euphorie, ist um Downtempo gehalten und trotz der Düsternis erhebend. Die Beschreibung erinnert an U2 und Epigonen? Da ist was dran, doch schlagen Moi Caprice – Eigenschreibweise moi Caprice – einen eigenen Weg ein. Ohne Pathos, dies sei vorweggenommen.

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The Black Cat’s Eye – Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (06.11.2025)

Okay, der Titel des zweiten Albums von The Black Cat’s Eye zeigt eine Tendenz: schwer merkbare Bandwurmformulierungen. „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ folgt auf das Debüt „The Empty Space Between A Seamount And Shock Headed Julia“. So darf’s gern weitergehen, ebenso musikalisch: Wenn schon Post- oder Krautrock, dann so knackig angerauht wie hier, da setzen die Frankfurter einen festen Pflock in die abgegraste Landschaft. Freunde von Motorpsycho, zu denen die Band hier selbst gehört, dürften außerdem ihre Freude an dem Album haben.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Wie tickt eigentlich Lars Eidinger?

Von Onkel Rosebud

Um es vorwegzunehmen, dieser Text wird darauf keine befriedigende Antwort geben. Da meine Freundin sich das fragt, wie eigentlich Lars Eidinger als Mensch ist, wenn keiner zuguckt, frage ich mich und dann sie, wieso sie sich das fragt, und kriege zurück, ich wüsste schon: Dieser Schauspieler, der für seine Rolle als Hamlet an der Berliner Schaubühne berühmt wurde, auf Anregen von Gregor Gysi auf einem Bravo-Poster landete, in den ganzen Deichkind-Videos mitspielte und auf Insta immer so artsy-fartsy Sachen macht, wie die Tristesse von Hotelzimmern zur Schau zu stellen. Lars Eidinger sei Kult.

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Free Selection – Seasons Of Emotions (Chapter One: Four The Seasons) – Sireena Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.11.2025)

Auf dem Album mit dem progressiven Titel „Seasons Of Emotions (Chapter One: Four The Seasons)“ bündeln die Progressivpoprocker Free Selection aus Ludwigshafen das Material, das sie seit ihrer Gründung vor fünf Jahren zusammentrugen, zu einem Konzeptalbum, wie es sich für dieses Genre gehört. Heißt also: Acht Songs, die den Auftakt zu einer Reihe bilden und selbst eine Narration ergeben, verschachtelt dargereicht vermittels allem, was man so finden kann, von Art Rock über Prog Rock und Ballade bis Disco, Hard Rock, Klassik und Flamenco, mit ausgeprägtem Synthie-Anteil und weiblichem Gesang. Ambitioniert, sagt man dann wohl.

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