Von Matthias Bosenick (09.01.2025)
Satte 32 Jahre nach der letzten Tonträgerveröffentlichung – außer Compilations – kommen Red Lorry Yellow Lorry aus Leeds plötzlich mit der Splatter-Vinyl-12“ „Driving Black“ um die Ecke, und das auch noch als Vorboten zu einem neuen Album, „Strange Kind Of Paradise“, dem finalen sechsten der Post-Punk-Waverocker. Final, weil Bandmitglieder durchsickern ließen, dass Chef Chris Reed gesundheitliche Probleme habe, die eine Fortführung seiner musikalischen Aktivitäten unterbinden. Daher freut man sich über diese teilweise auch schon 20 Jahre alten neuen Songs, auch wenn diese Rückkehr künstlerisch insgesamt eher lediglich so okay ist.
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Verdienter Lehrer des Volkes – Ottokar Domma
Von Onkel Rosebud
Ottokar Domma war wohl der bekannteste Schüler der DDR. Früchtchen, Weltverbesserer, Gerechter, Schalk und Philosoph in einem. So heißen jeweils auch alle Bücher der Reihe. Ottokar besuchte seit 1967 die sechste Klasse einer brandenburgischen Schule. Er blieb immer zwölf – wie Harald, sein bester Freund, wie der Schweinesigi oder die Mia, die „die dicke Mia“ genannt wird, was heutzutage zu Recht nicht mehr geht. Auch andere Charaktere in den Büchern wie der Klassenlehrer Burschelmann, Direktor Keiler, Fräulein Bella Kohl oder die Pilei Alfons altern in den Büchern nie.
WeiterlesenAlbireon – Effemeridi – Toten Schwan Records 2024
Von Matthias Bosenick (08.01.2025)
Über 25 Jahre alt ist das Neofolk-Projekt Albireon aus der Emilia-Romagna, „Effemeridi“ dürfte das rund zehnte Studio-Album sein, abgesehen von haufenweise Split-Veröffentlichungen und Compilations. Auf diesem Album bleibt das Quartett dem Genre treu gewogen: kein Schlagzeug, hauptsächlich monoton gespielte Akustikgitarre, gehauchte, bisweilen chorartige Gesänge, leichter Folklore-Einschlag, manches halbwegs exotische Instrument wie Flöte oder Streicher eingesetzt und alles erheblich abgedunkelt. Angelehnt an die Ephemeriden, der in der Antike begonnenen Sammlung astronomischer Daten, tragen Albireon ihr Wissen weiter; das ist gottlob nicht so dunkel, wie es die Szene an sich vorgibt.
Bicycle Deck – Do Not Fold – Srogi Mroczek 2024
Von Matthias Bosenick (08.12.2025)
Nach Black Metal, Garage Punk, Post Punk und Disco-Metal kommt Synthie-Pop: Dieser Srogi Moroczek aus Baltimore ist für allerlei Überraschung gut. Dieses Mal sperrte er sich mit seinem Kumpan E. Appleton in sein Studio ein, häufte diverse analoge Synthesizer auf und generierte quasi spontan an drei Tagen das halbstündige Album „Do Not Fold“, das er nun unter dem neuen Projektnamen Bicycle Deck veröffentlicht. Darauf verfährt das Duo nicht so abgedreht wie auf vorherigen Alben, sondern ganz in Sinne des Downbeat, Berliner-Schule-Ambient und sonstigen synthetisch generierten Soundspiels.
Yoo Doo Right – From The Heights Of Our Pastureland – Mothland 2024
Von Matthias Bosenick (07.01.2025)
Die Nähe zum Krautrock steckt ja schon im Bandnamen: „Yoo Doo Right“ ist der Titel eines Stückes der Kölner Can, veröffentlicht 1969 auf dem Debüt „Monster Movie“. Doch hört man sich das dritte Album „From The Heights Of Our Pastureland“ des gleichnamigen Trios aus Montreal an, freut man sich sehr darüber, dass der alte Krautrock hier maximal eine Inspirationsquelle ist – Yoo Doo Right sind eher im Post-Metal zu verorten, im Post-Rock, im analog gespielten Ambient, im Shoegaze, im abgedunkelten Indierock – und ja, die repetitive Monotonie mancher Passagen ordnet man gemeinhin dem Krautrock zu. Sei’s drum, die Kanadier machen mehr draus, man kann das Album mit Fug und Recht unter Knaller einsortieren.
U2 – How To Re-Assemble An Atomic Bomb – Island/Intersope 2024
Von Matthias Bosenick (06.01.2025)
U2 punkten mal wieder mit alten Aufnahmen: „Ho To Re-Assemble An Atomic Bomb“ ist eine Sammlung von Demos und Raritäten aus der Zeit des nunmehr 20 Jahre alten, vorletzten guten Albums „How To Dismantle An Atomic Bomb“, im Zuge von dessen verkaufsträchtig bonusbestückter Wiederveröffentlichung diese zehn Tracks exklusiv von den Record-Store-Day-Ableger Black Friday als separate LP in den inhabergeführten Plattenhandel kommen, und das auch noch schon in schwarzrot marmoriert. Die Platte lohnt sich, weil die Stadionrocker U2 um 2004 – anders als um 2000 oder ab 2014 – beseelt, inspiriert und motiviert zu Werke gingen.
Antumbra – Days Of Future Ravaged Lands – Loud Rage Music 2024
Von Matthias Bosenick (02.01.2025)
Als Ein-Mann-Projekt stehen einem mittlerweile haufenweise erschwingliche technische Hilfsmittel zur Verfügung, die beim Hören der Musik den Eindruck von Ein-Mann-Projekt gar nicht mehr aufkommen lassen. Marius Ignatescu aus Transsylvanien erreicht dies ebenfalls, gottlob: Der Black Metal auf „Days Of Future Ravaged Lands“, seinem fünften Album als Antumbra, klingt nach einer Band, die routiniert zusammenspielt. Er selbst spricht von Atmospheric Black Metal, umgeht damit also den seit einigen Jahren beliebten Präfix Post, bedient ihn aber – und das auch noch auf attraktive Weise. Mit Mosten generiert der Mann aus Sibiu Atmosphären, die er mit stilleren Passagen anreichert, wie man das eben so macht. Und er macht es gut.
Teho Teardo & Blixa Bargeld – Christian & Mauro – Spècula 2024
Von Matthias Bosenick (02.01.2025)
Wer hätte das 2013 gedacht, dass die Zusammenarbeit von Einstürzende-Neubauten-Stimme Blixa Bargeld und Meathead-Musiker Teho Teardo zu mittlerweile drei Studio- und einem Live-Album sowie diversen EPs führen würde? „Christian & Mauro“, benannt nach den realen Vornamen der beiden Protagonisten, stellt das dritte Studioalbum dar, und es wäre ein Jammer, hätte man darauf verzichten müssen. Neoklassisch-kammerartig instrumentiert, darf Bargeld seine trilingualen Betrachtungen und Wortspiele zu den zugänglichen Sounds von Teardo streuen. Industrial, dem beide Ur- bis Haupt-Bands zuzurechnen sind, findet man hier kein Bisschen. Avantgarde bleibt das natürlich trotzdem, nicht nur gemessen am Radiopop. Und schön zu hören ist es!
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Harter Brocken – Weicher Kern
Von Onkel Rosebud
Sankt Andreasberg gehört zur Stadt Braunlage im Landkreis Goslar und ist als ehemaliger heilklimatischer Kurort bekannt für Heilfasten und Fastenwandern, aber auch für kulinarische Spezialitäten, wie die Harzer Schmorwurst oder die „Rammelse Wurscht“. Deshalb wahrscheinlich ehemaliges Heilbad. Ebendort spielt seit 2015 die ARD-Reihe „Harter Brocken“, die bis heute neun 90-Minüter hervorgebracht hat und die prinzipiell die regelmäßige Abführung der Rundfunk- und Fernsehgebühr rechtfertigt, weil sie vielen anderen offensichtlich gefällt. Und meiner Freundin auch.
WeiterlesenJahresrückblick 2024
Von Guido Dörheide, Onkel Rosebud und Matthias Bosenick
Die drei maßgeblichen KrautNick-Autoren beginnen damit, die im vergangenen Jahr begonnene Rückblick-Idee zu einer Tradition werden zu lassen, und befassen sich mit allelei Begebenheiten aus dem Jahr 2024.
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