The Lings – We Can’t Be Friends – Slack Records/Head Perfume Records 2024

Von Matthias Bosenick (04.02.2025)

Gute Laune ist eine ernsthafte Angelegenheit, und The Lings aus Mantua nehmen sie ernst. Zwar strahlt deren Musik auf ihrem zweiten Album „We Can’t Be Friends“ eine grundsätzliche Fröhlichkeit aus, doch spürt man der Band deutlich an, dass sie es damit nicht übertreibt, sondern seriös zu Werke geht. Dafür erlaubt sie sich, stilistisch nicht eindeutig zu sein: Ungefähr jeder der 14 Songs lässt sich einem anderen Genre zuordnen, von Country über Indie-Rock, Surf, Garage und Rockabilly bis Folk, alles – das eint die Stücke – grundsätzlich im Gewand des Pop. Doch, wir können Freunde sein!

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D-A-D – Speed Of Darkness – AFM Records 2024

Von Matthias Bosenick (03.02.2025)

Herzlichen Glückwunsch, es ist ein D-A-D-Album! Zum 40. Geburtstag gönnen die dänischen Riffrocker sich und uns mit „Speed Of Darkness“ ein weiteres Album in gewohnter Manier: keine Experimente, Rock’n’Roll-Boogie im Mid- bis Uptempo plus ‘n paar Balladen, schön zum Mitnicken und Biertrinken, man könnte fast von Classic Rock sprechen. Sie spielen alle Trümpfe aus, die sie haben, und gewinnen mit einem soliden Blatt. Der stürmische Applaus bleibt vielleicht aus, aber meckern kann man nicht.

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Baptiste Brun – Elevatio – Baptiste Brun 2025

Von Matthias Bosenick (03.02.2025)

Die Waffe der Wahl ist für Baptiste Brun aus dem Großraum Lyon die achtsaitige E-Gitarre. Auf der komponiert er instrumentale Prog-Metal-Tracks, die er solo in ein neues Album fließen lässt, „Elevatio“ getauft, und es klingt exakt so, wie man es sich vorstellt. Über dezenten tieftönenden Riffs gniedelt Brun herum, verschachtelt die Strukturen, lässt Profis staunen und Amateure – nun, keine Ahnung. Zum Headbangen sind die Tracks zu gebrochen, Prog-Fans hingegen bekommen Futter für ihre Leidenschaft. Brun spielte „Elevatio“ übrigens komplett allein ein, bis auf die Trompete. Ja, Trompete!

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Rainhard Fendrich – Wimpernschlag – RJF Musik 2025

Von Guido Dörheide (02.02.2025)

Als ich vor einigen Jahren anfing, mich für Austropop zu interessieren, habe ich um Rainhard Fendrich erstmal einen Bogen gemacht. Zu sehr verfolgte mich „Macho Macho“ aus meiner Kindheit, ein Lied, das ich nicht mochte, weil ich mich von der albernen Musik ablenken ließ und auf den wirklich guten Text nie geachtet habe. Außerdem hat er „Herzblatt“ moderiert, was ich mir zwar nie angesehen habe (außer davor mit Rudi Carrell), ihn aber für mich als ernstzunehmenden Künstler warum auch immer disqualifizierte. Jahre später hörte ich „Strada del Sole“ und war begeistert („I hob kane Lire – und kane Papiere“) und musste danach feststellen, dass auch „Es lebe der Sport“ kein albernes Herumgeblödel war, wie ich bis dahin annahm (ich war tatsächlich bisweilen ein sehr ignorantes und voreingenommenes Kind, vielleicht lag das an der CDU-Verehrung eines meiner Erziehungsberechtigten), sondern ernsthafte Satire, und mit „Weusd a Herz hast wia a Bergwerk“ und „I Am From Austria“ („Sag ma wer ziagt no den Huat vur dia – Außer mir?“) sowie als Teil von „Austria 3“ hat mich Rainhard Fendrich endgültig überzeugt. Nach ca. fünfzehn Jahren ausgiebigen Koksens ist er seit irgendwann in den Nullerjahren nun glücklicherweise clean und bringt weiterhin alle paar Jahre ein gutes Album nach dem anderen heraus. So auch heuer, wo es auf „Wimpernschlag“ rund 50 Minuten neue Fendrich-Musik, verteilt auf 16 Songs, zu hören gibt.

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Tonnen von Hall – Antlitz/Ein Abdruck vom Messer im Herzen – Iapetus/Unsung 2024/2025

Von Matthias Bosenick (31.01.2025)

Für Metal ist hier ganz schön viel Nichtmetal drin. Als Tech oder Math Metal klassifiziert sich das neu zusammengestellte Trio Tonnen von Hall, bringt aber dem Metal reichlich ferne Sounds unter. Im November gab’s als ersten Vorboten die EP „Antlitz“, jetzt ist das Debüt-Album „Ein Abdruck vom Messer im Herzen“ griffbereit. Das Mathematische drückt sich dadurch aus, dass die Tracks zwar Rhythmen haben, die aber so komplex sind, dass das Mitwippen schwerfällt, und dazu kompositorische Strukturen weit außerhalb des Popradios. Anspruchsvolle und ansprechende, aber keine leichte Kost, und das lässt der Bandname ja bereits vermuten. Die Jazz-Schublade ist nicht weit entfernt. Und das alles ohne Bass!

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Martina Verhoeven Quintet – Indicator Light: Live at Paradox 2023 – A New Wave Of Jazz 2024

Von Matthias Bosenick (30.01.2025)

Wo treibt sich das Antwerpener Wunderkind Dirk Serries denn noch überall herum? Im Free-Jazz-Projekt Martina Verhoeven Quintet zum Beispiel, wie kommt er dazu? Ah – er ist mit der Bandleaderin verheiratet, so kommt der Ambient-, Drone- und Proggitarrist also in den Jazz. „Indicator Light“ ist eine dreiviertelstündige Live-Improvisation, die den herkömmlichen Musikstrukturen so gut wie alles wegnimmt und eine dennoch hörbare Kakophonie errichtet, mit Schlagzeug, Piano, Saxophon, Kontrabass und eben Gitarre. Ornette Coleman grinst sich eins.

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Human Impact – Gone Dark – Ipecac 2024

Von Matthias Bosenick (30.01.2025)

Als Supergroup des Noiserock werden Human Impact fortwährend klassifiziert, weil sich Mitglieder von Cop Shoot Cop und Unsane, also zwei Vertretern der New Yorker Noiserock-Szene aus den Achtzigern, zusammentaten. Doch verschwimmen hier von Anfang an die Grenzen zum Industrial: Monotonie, Wucht und Lärm bestimmen den Sound dieses dritten Albums, eingebaute rudimentäre Melodien verstärken dies nur. „Gone Dark“, entstanden nach zwei Neubesetzungen, ist wunderbar fett und bläst einem so ziemlich alles frei, selbst das, was noch gar nicht verstopft war.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Peter Richter, der wo nicht für Wismut Gera, Chemie Leipzig oder Wacker Burghausen spielte

Von Onkel Rosebud

Neulich stellte meine Freundin fest, dass man sich, bevor man Peter Richter (*1973) im Internet findet, sich durch diverse Gleichnamige durcharbeiten muss, die alle im Klickbaiting über ihm stehen. Da wären zum Beispiel ein Jurist (*1983), Anwalt der NPD, ein Physiker, der sich um den Supraleiter verdient gemacht hat, oder der Chefdirigent des Siegerland-Orchesters (*1930) und diverse Fußballspieler (Wismut Gera, Chemie Leipzig, Wacker Burghausen, UFC Neukirchen an der Enknach).

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Die drei ??? und der Karpatenhund – Tim Dünschede – D 2025

Von Matthias Bosenick (29.01.2025)

An der Verfilmung von „Die drei ??? und der Karpatenhund“ ist einiges erheblich besser als an der des Vorgängers „Erbe des Drachen“, obwohl sich am beteiligten Team kaum etwas änderte. In dieser 1975 als „The Three Investigators And The Mystery Of The Invisible Dog“ erschienenen und von Mary Virginia „M.V.“ Carey verfassten Episode der Juniordetektive aus Rocky Beach ermitteln die Genannten in einer Wohnanlage in Los Angeles zu diversen Vorfällen, darunter Spukerscheinungen und dem Diebstahl der Titelfigur. Der Film nimmt die Sache ernst, verändert dramaturgisch akzeptabel Details und versteckt unzählige Easter Eggs für Leute, die die Drei Fragezeichen – insbesondere die alten in den USA erschienenen Folgen – annähernd auswendig kennen. Ein neuer Lieblingsfilm wird daraus zwar trotzdem nicht, aber das Vergnügen ist auch für einen kritischen Altfan angenehm hoch.

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