Baptiste Brun – Elevatio – Baptiste Brun 2025

Von Matthias Bosenick (03.02.2025)

Die Waffe der Wahl ist für Baptiste Brun aus dem Großraum Lyon die achtsaitige E-Gitarre. Auf der komponiert er instrumentale Prog-Metal-Tracks, die er solo in ein neues Album fließen lässt, „Elevatio“ getauft, und es klingt exakt so, wie man es sich vorstellt. Über dezenten tieftönenden Riffs gniedelt Brun herum, verschachtelt die Strukturen, lässt Profis staunen und Amateure – nun, keine Ahnung. Zum Headbangen sind die Tracks zu gebrochen, Prog-Fans hingegen bekommen Futter für ihre Leidenschaft. Brun spielte „Elevatio“ übrigens komplett allein ein, bis auf die Trompete. Ja, Trompete!

Die Trompete nämlich ist das Alleinstellungsmerkmal, das Besondere auf „Elevatio“, auch, weil sie nur in einem Track zum Einsatz kommt, nämlich im dritten, „Ode For The Soul“, das schon für sich genommen kompositorisch vom Rest des Albums abweicht. Es ist reduzierter, songorientierter, geerdeter, und räumt den Weg frei für Mathieu Demail, der sein im Metal-Kontext ungewöhnliches Instrument ausspielen darf. Die Kombi geht auf, der Track überzeugt – vielleicht auch deshalb, weil er sich vom Rest unterscheidet und den damit auflockert.

Denn der Rest besteht aus – nun, wir nannten es früher Gitarrengewichse, wenn Leute wie Yngwie J. Malmsteen oder Steve Vai ihre Finger für ungeübte Ohren unkontrolliert über die Griffbretter flitzen ließen und nicht ganz so selten auch ihr Können am Instrument über ihr Können als Komponisten stellten. Das ist um die 40 Jahre her und fand seitdem zahllose Nachahmer, Epigonen und Eleven. Brun ist einer von ihnen, er greift diese Tradition gekonnt auf und lässt die Kiefer der Ehrfürchtigen herunterklappen. Und die Schultern der Unbeeindruckten zucken, die vornehmlich deshalb unbeeindruckt sind, weil es solche Platten eben bereits zuhauf gibt, was die Fähigkeiten des Musikers nicht abwertet.

Denn Brun beherrscht sein Instrument, das ist unbestritten. Besser: seine Instrumente, denn er spielt, eben bis auf die besagte Trompete, alle selbst ein: Gitarre – mit acht Saiten! –, Bass, Schlagzeug und Synthies. Ja, Synthies, entsprechend kitschnahe Flächen bringt Brun auf seinem Album auch unter. Sei’s drum. Flitzefinger Brun hält das Tempo seiner Tracks im mittleren Bereich, damit umso besser auffällt, wie flink er die dazu Saiten berühren kann, und er kann flink. Dafür kombiniert er Metal-Tieftön-Riffs mit hochtönigen Gniedelpassagen und interludiert diese Sequenzen mit Ambient. Eine zweite Ausnahme baut er in der Albumfluss ein: „Beyond The Light“ mit seinem Bass-Intro, den richtig harten Metal-Riffs und dem Piano-Zwischenspiel.

„Elevatio“ ist nach „Origin“ aus dem Jahr 2022 das zweite Solo-Album des Mannes aus Villeurbanne bei Lyon, sagt die Info und verschweigt die bereits 20 Jahre alten „Hypnosis“ und „Chromaticarium“. Seine Sporen verdiente er bei der Cover-Band mit dem humorigen Namen Lyon Maiden sowie bei Bands wie Öblivïon und Stolen Memories, letztere bereits ausgiebig im Prog-Metal angesiedelt. Nicht Prog genug für Brun, der nunmehr solo agiert. Wer mal wieder ein Update braucht zum Geschehen virtuoser Virtuosen an Achtsaitern oder seine eigenen rudimentären Skills mit denen eines Könners messen möchte, ist mit „Elevatio“ bestens bedient.