Von Matthias Bosenick (05.06.2024)
Wenn etwas so Schönes erscheint wie ein neues Album von Beth Gibbons, dann ist es vollkommen egal, dass die Sängerin sich ansonsten rar macht – so lang das, was dann kommt, eben so schön ist wie „Lives Outgrown“. Die Stimme des Trip Hop agiert hier musikalisch komplett anders als mit ihrer Stammband Portishead aus Portishead bei Bristol, denn die Musik auf „Lives Outgrown“ ist analog, akustisch, handgespielt. Schon wieder übrigens ist an einem Beth-Gibbons-Album jemand von Talk Talk beteiligt: War es vor 22 Jahren auf „Out Of Season“ noch Bassist Paul Webb alias Rustin Man, ist es hier – auf dem Nachfolger, wohlgemerkt – Schlagzeuger Lee Harris. Was Wunder, dass man eine Verwandtschaft zu „Laughing Stock“ durchaus wahrnehmen kann. Das Album kommt – Stand heute – in die Jahresbestenliste, neben Solbrud und Fly Cat Fly.
Archiv für den Monat: Juni 2024
Meanwhile Project Ltd – Sir Mandrill – Kapitän Platte 2024
Von Matthias Bosenick (04.06.2024)
Welche Musik machen Meanwhile Project Ltd eigentlich nicht? Also, nicht nur pro Album, sondern gleich pro Song? „Sir Mandrill“ ist das vierte Album des Kölner Duos, das sich hier von einer Handvoll Gästen unterstützen ließ, um diese Mischung aus Power-Pop-Balladen, verschachteltem Indierock und harmonischem Folk umzusetzen. Wie sie alle ihre schier grenzenlose Stilvielfalt behutsam und ohne Posen in einen sinnhaften Fluss lenken, beachtlich! Hinhörmusik, die gelegentlich zum Mittanzen auffordert.
Thou – Umbilical – Sacred Bones Records 2024
Von Guido Dörheide (03.06.2024)
Was ist besser als Doom Metal? Doom Metal ohne Klargesang natürlich. Wenn man dann noch, wie Thou, aus Baton Rouge, Louisiana stammt, mischt man noch ein wenig Hardcore Punk und Stoner Rock mit rein und macht dann keinen Doom-, sondern Sludge Metal (auch bekannt als „New Orleans, Louisiana-Sound“, erfunden von EyeHateGod und den Melvins, die jedoch nicht aus Louisiana, sondern aus Seattle, Washington stammen, womit wir unseren Unnützes-Wissen-Exkurs auch schon wieder beenden wollen). Und noch besser als Sludge Metal ist noch mehr Sludge Metal, und auch das kriegen Thou überzeugend hin: Nach meiner vorläufigen Zählung hat die Band seit 2007 minnichstens sechs Fullsize-Alben, drei Compilations, knapp zwei Hände voller EPs und zahllose Split-Alben veröffentlicht. Heuer warfen sie beispielsweise neben dem aktuellen Studio-Album noch die von Matthias bereits auf diesen Seiten gewürdigte Doppelvinylversion der 2020er Nirvana-Cover-Compilation „Blessings Of The Highest Order“ auf den Markt. Um die soll es hier allerdings nicht gehen, sondern um das besagte aktuelle Studio-Album. „Umbilical“ heißt es, was auf deutsch „Nabelschnur“ bedeutet. Also das, was sich Vokalist Bryan Funck offensichtlich beim Singen mehrfach um den Hals gewickelt hat.
WeiterlesenYrlng – Rbia Harsha Cinta – Antibody 2024
Von Matthias Bosenick (03.06.2024)
Schade, dass es Monno nicht mehr gibt, aber gut zu wissen, dass die Einzelteile noch aktiv sind: Der von Berlin aus arbeitende Schweizer Gilles Aubry beispielsweise legt sich mit Yrlng (oder auch YRLNG) ein neues Alias zu, unter dem er den Soundtrack zu seiner düsteren experimentellen Dokumentation über Algen und Meeresverschmutzung vor Marokko erstellte. Anders als Monno ist Yrlng im elektronischen Fach anzusiedeln, der Lärmfaktor wiederum bleibt erhalten: Rhythm And Noise, Industrial, Ambient-Soundscapes, Experimente und Improvisationen bestimmen „Rbia Harsha Cinta“. Das Album fällt dabei streckenweise milder aus, als es die Beschreibung vermuten lässt; sperrig ist es dennoch, und so ist es auch gut.