Devin Townsend – Order Of Magnitude: Empath Live Volume 1 – Inside Out 2020

Von Matthias Bosenick (24.11.2020)

Ein neues Live-Mega-Pack von Devin Townsend. Juhu. Und dann noch beindext mit Volume 1. Die Unterschiede zu bisherigen Livealben sowie den Studioversionen sind marginal, auch wenn hier andere Mitmusiker als sonst am Start sind. Gute Leute, sicherlich, doch fällt bei den Unterschieden sofort der etwas schlechtere Sound ins Ohr: Das Schlagzeug klingt wie Pappe und nicht alle Gitarrenriffs tragen die Wucht, die man von ihnen kennt. Und man fragt sich angesichts der Hawaii-Folklore: Ist das noch Metal oder doch schon weit mehr Operette und Schlager, als man bei früheren Auftritten schon befürchtete?

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The Cure – 40 Live – Eagle Vision/Universal 2019

Von Matthias Bosenick (24.01.2020)

Mit gleich zwei überlangen Livekonzerten feiern The Cure ihren 40. Geburtstag und decken damit ihre komplette Discographie ab. Konzeptbedingt: Der erste Gig namens „Curætion25” beinhaltet je einen Song von jedem Album, zunächst von alt nach neu und dann wieder umgekehrt, und der zweite Gig mit dem schlichten Titel „Anniversary” berücksichtigt zusätzlich zu den wenigen Überschneidungen auch die Hits und Lieblingsstücke, die The Cure ansonsten noch so anzubieten haben. Die gegenwärtige Band spielt sich tight und originalgetreu vom Postpunk über Wave, Disco, Shoegaze, Manchester-Rave, Rock bis Pop durch das vielfältige Oeuvre der Paradegruftband. Die können’s noch!

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Paul Weller – Other Aspects (Live At The Royal Festival Hall) – Parlophone 2019

Von Matthias Bosenick (04.06.2019)

Paul Weller rockt nicht. Zumindest nicht auf diesem, seinem 1312420. Live-Album: Da stellt er seine wilde hinter seine milde Seite, begleitet von Streich- und Bläserensemble sowie indischem Instrumentarium. Seine Begleiter wissen sich aber dem perfekten Sound des Wellerwerkes unterzuordnen, Paule steht definitiv im Mittelpunkt, zu keiner Zeit herrscht der Kleister; in dieser Fassung hört man diese Stücke sehr gern. Auf zwei CDs und einer DVD im Pappklappcover sind zwei Konzertabende in der Royal Albert Festival Hall zusammengefügt; keine Greatest-Hits-Ansammlung, übrigens.

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Pet Shop Boys – Inner Sanctum (Live At The Royal Opera House) – X2/Rough Trade 2019

Von Matthias Bosenick (13.05.2019)

Die Pet Shop Boys haben die wahrscheinlich größte zusammenhängende Hitdichte der weltweiten Charts seit 1984, greifen also auf ein Oeuvre zurück, mit dem sie globusumspannend die Menschen glücklich machen. Für ihre noch zu Beginn ihrer Karriere als unmöglich abgetanen Liveauftritte bündeln sie weit über 20 Songs und decken damit noch nicht einmal alle Favoriten ab. Im Mittelpunkt der Auftritte stehen dabei weniger die musikalischen Extravaganzen des Synthiepopduos, sondern die Performance. Insofern ist die Veröffentlichung eines Konzertes auf DVD bei den Pet Shop Boys die bessere Wahl als auf CD – zumal die Songs live schon lang wie billige Cover ihrer selbst klingen, wäre da nicht die charaktervolle Stimme von Neil Tennant.

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New Model Army – Night Of A Thousand Voices – Attack Attack 2018

Von Matthias Bosenick (20.02.2019)

Anstatt sich einen Chor mit auf die Bühne zu holen, verpflichten New Model Army kurzerhand ihr eigenes Publikum dazu, ihre Songs mitzusingen. Heraus kommt ein Livealbum, wie es dies vermutlich bislang vorher noch nie gab: Die Band spielt, aber der Gesang kommt nicht (ausschließlich) von Justin Sullivan und den anderen Musikern, sondern von den Fans. Die sind ohnehin textsicher und verwandeln das zweiabendige Konzert in eine Heilige Messe mit Stadionflair. Die ausgelassene Stimmung wirkt sogar zu Hause, die Songs sowieso. Was für ein Spaß!

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Devin Townsend Project – Ocean Machine: Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv – HDR 2018

Von Matthias Bosenick (17.10.2018)

Warum nimmt man einen Keyboarder mit, wenn man sich ein Orchester und einen Chor in den Rücken stellt? Vielleicht, weil Devin Townsend selbst die Idee zu einem revolutionären Mix von Metal und Klassik am Ende doch nicht mehr so revolutionär fand – oder weil er sich im Komponieren brandneuer Partituren verhoben hat und die klassisch geschulten Musiker lieber im Hintergrund fiedeln lässt, damit das nicht so auffällt. So guckt man sich die vierte besondere Live-Veröffentlichung von Dev in Folge eben in Ruhe an und, zuckt mit den Schultern und versucht, sich die Perlen in den beiden Setteilen zu merken, die aus Fanwünschen und der Komplettaufführung des höchstguten Debüts „Ocean Machine“, jenes ohne Klassik, bestehen.

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a-ha – MTV Unplugged: Summer Solstice – We Love Music/Universal 2017

Von Matthias Bosenick (21.12.2017)

Nach der zweiten Reunion würdigt die alte Dame MTV, die ihren Status als Musikfernsehsender zurzeit zurückerobern will, Norwegens größte Popband a-ha mit einem Auftritt in der Markenreihe Unplugged. Fast zwei Stunden lang spielt sich das Trio mit Anhang durch 33 Jahre Existenz seit „Take On Me“, inklusive exklusiver neuer Songs. Morten Harkets Stimme sitzt bis in höchste Höhen, der unscheinbare Hauptsongschreiber Pål Waaktaar-Savoy klimpert unscheinbar auf der Akustischen und der Sidekick Magne Furuholmen gibt den Konferencier. Die Musik erhält akustisch bisweilen eine unerwartete Portion Würde, jedoch können die drei Streicherinnen nicht die opulenten Flächen mancher Originale rekonstruieren. Gediegene Interpretationen des qualitativ zwar wechselvollen, zumeist aber großartigen Oeuvres.

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The Tubes – The Musikladen Concert 1981 – Sireena 2016

Von Matthias Bosenick (21.08.2016)

Niemand kennt The Tubes, außer Nina Hagen, und die will wiederum niemand kennen. Sie coverte den Tubes-Song „White Punks On Dope“ nur drei Jahre später, also 1978, als „TV-Glotzer“; das dürfte zumindest für einen Aha-Effekt reichen. Davon jedoch sollte man nicht auf das vorliegende Konzert schließen: Nicht nur fehlt „White Punks On Dope“ offiziell in der Setlist, die Band gebar sich zudem 1981 vorrangig als Show- und Theatertruppe mit Musikuntermalung, die mit Punk möglicherweise die Haltung, weniger jedoch die Musik gemein hatte. Am ehesten ist der Sound vergleichbar mit dem der Talking Heads aus der Zeit, und als Vertreter der CBGB-Szene gehörten die ja irgendwie doch noch zum Punk. Inspiriert haben dürfte die Show Musiker wie Deichkind oder Wayne Coyne, der vieles davon mit seinen Flaming Lips exponenzierte.

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Gojira – Magma – Roadrunner Records 2016

Von Matthias Bosenick (21.06.2016)

Magma ganich glaum, dass sich Gojira von Album zu Album weiterbewegen. Zwar benennt die französische Metalband ihr sechstes Album nach der wichtigsten französischen Progband, doch nimmt sie den Proganteil in ihrem Death Metal bedauerlicherweise weit zurück. Noch nie waren Gojira-Songs eines ganzen (hier nicht mal 45-minütigen) Albums so kompakt wie auf „Magma“. Stattdessen arbeiten sie ihre anderen Qualitäten aus: Harmonien, Melodien, Instrumentenbeherrschung, Wucht, Most, Atmosphären, Fingerfertigkeit, Stilmix. Es gibt im zeitgenössischen Metal kaum eine bedeutsamere Band als diese. Das untermauert „Magma“. Punkt.

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Goethes Erben – Menschenstille – Dryland Records/Samsonido 2015

Von Matthias Bosenick (03.02.2016)

Ist das nicht gruftig? Goethes Erben sind nicht tot, sie riechen nicht mal komisch. Oswald Henke erweckte seine alte Band von den Toten, um mit ihr im Oktober 2015 in Bayreuth ein Musiktheaterstück über das Sterben auf die Bühne zu bringen. Nun ist ja kein Konzert der Erben jemals frei von Theater gewesen und Henke somit auch hier in seinem natürlichen Element. Für die zwei Aufführungen, die diesem Mitschnitt auf DVD zugrunde liegen, fuhr der Mann alles auf, was ihm an Opulenz einfiel, in Sachen Musikern, Tänzern, Arrangeuren und Bühnendekorateuren. Unfassbar aufwändig. Das ergibt fast drei Stunden schwere Kost, die nicht zwingend eine Geschichte erzählt, aber dramatische Inhalte transportiert. Und optisch durch die Monochromie fokussiert ist: Das Sterben ist ästhetisch grau. Ein Teil der Musikstücke lässt sich auch fein ohne die Bilder zu Gemüte führen, dafür gibt es ein Destillat des Stückes auf CD. Einziger Wermutstropfen: Die gottlob nur selten eingesetzte Kraushoferin ist nicht mal ansatzweise ein Ersatz für Mindy Kumbalek.

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