Nur noch ein einziges Mal (It Ends With Us) – Justin Baldoni – USA 2024

Von Guido Dörheide (24.08.2024)

Der Spoiler zum Film: Nur noch ein einziges Mal (It Ends With Us)

HINWEIS: Ich gebe hier nahezu den kompletten Inhalt des Films wieder. Allen, die den Film unvoreingenommen sehen wollen, um sich ein eigenes Bild zu machen, rate ich, den Artikel erst anschließend durchzulesen.

In der letzten Woche schlug die Liebste mir vor, dass wir uns den Film „Nur noch ein einziges Mal“ ansähen, und ich, der ich noch nichts über den Film gehört hatte, befragte Doktor Google, der mir sagte, dass sich der Film mit Blake Lively in der Hauptrolle mit dem Thema „Häusliche Gewalt“ auseinandersetze. Wichtiges Thema, gute Hauptdarstellerin, also buchten wir gute Plätze im größeren der beiden Lichtspieltheater in der zweitgrößten Stadt Niedersachsens (gleich nach Hannover), wo wir ohnehin am Freitag etwas zu erledigen hatten.

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Meer – Wheels Within Wheels – Karisma Records 2024

Von Matthias Bosenick (23.08.2024)

Meer ist wirklich ein schöner Name für eine Band, obschon diese hier aus Norwegen kommt, wo „Meer“ eigentlich „hav“ oder „sjø“ heißt, dann ist die Intention dahinter etwas unklar. Die Musik auf dem dritten Album „Wheels Within Wheels“ wiederum neigt dazu, die Hörenden zu überschwemmen: Orchester-Pop, Bombast, Opulenz, Expressivität, allergrößte Emotionen, im Grunde Kitsch – und auch noch wider besseren Kategorisierens einsortiert im Prog-Rock-Fach. Auf diesem Album bekommt man von allem zu viel, außer von Ruhe und Entspannung. In den wenigen stilleren Sequenzen kommen die Finessen des Oktetts wesentlich besser zum Ausdruck, und doch dominiert eine niederschmetternde Kirchentags-Erbaulichkeit. Da passt die Rückübersetzung: Norwegisch „meer“ (eigentlich „flere“) heißt auf Deutsch einfach „mehr“. Dabei wäre „for mye“ treffender gewesen: „zu viel“.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Eisbergsalat auf Käsebrötchen – Bjarne Sörensen

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin meinte neulich, wir müssen mal über Bjarne Mädel reden. Erklär‘ mir doch mal, warum er Everybody’s Darling ist. Sie hört verschiedentliche Podcasts und immer, wenn er zu Gast ist, freut sich der Host unheimlich und lobt sein Kulturschaffen. Ich hob an und referierte über die Figur Berthold „Ernie“ Heisterkamp aus der Serie „Stromberg“, in der Bjarne Mädel trotz fragwürdiger Krawatten, Schweißflecken auf dem Hemd, Depression und vehementer Unsexyness Kultstatus erlangte. Dann „Der Tatortreiniger“. Insbesondere Folge 3 der 2. Staffel, „Schottys Kampf“, gehört in jede Schultüte, wenn es darum geht, zu beweisen, dass deutscher Humor dem britischen ebenbürtig sein kann. Und natürlich noch frühere „Mord mit Aussicht“, da ist er „der Bär“. Meine Freundin gähnte und mahnte mich, endlich zum Punkt zu kommen.

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Ritual – The Story Of Mr. Bogd, Part 1 – Karisma Records 2024

Von Matthias Bosenick (21.08.2024)

Wer eine Katze als Freund hat, weckt schon mal Aufmerksamkeit. Mr. Bogd, offenbar ein Geschäftsmann, der sich auf eine Reise begibt, nennt eine Katze seinen Helden, mitten im Album „The Story Of Mr. Bogd, Part 1“ – dem Comeback des schwedischen Prog-Quartetts Ritual nach 17 Jahren Pause. Das gestalten die Stockholmer gleich mal als Auftakt eines Doppel-Albums, dessen zweiter Teil noch aussteht. Die Musik ist wild: Gefühlt ist hier kein Instrument nicht zu hören, kein prog-verwandtes Genre ebenso, alles pendelt verspielt zwischen Frickelei und Narration, man staunt. Und schnurrt.

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Phillip Boa And The Voodooclub – Copperfield (Re-Edition 2024) – Vertigo/Universal 1988/2024

Von Matthias Bosenick (20.08.2024)

Es gibt fünf neue Songs von Ernst Ulrich Figgen und seinem Voodooclub. Nicht als eigenen Tonträger, sondern wie zuvor im Rahmen der wiederholten Wiederveröffentlichung eines alten Albums als Bonus. Es bleibt dabei, dass Phillip Boa die Unsitte fortsetzt, von seinen loyalen Fans mehr Kohle abzuverlangen, als diese ihm ohnehin zukommen lassen, indem er seinen Indierockpop teurer verkauft als nötig und diesen Fans auch noch Altlasten aufbürdet, die sie bereits vielfach im Regal haben. In diesem Falle wirbelt Boa die Tracklist seines dritten Albums „Copperfield“ durcheinander und packt fünf neue Songs dahinter, die er, wie bei „Boaphenia“, im Geiste der alten Songs aufgenommen haben will. Interessanter noch sind zwei, drei Songs auf der Bonus-CD, die natürlich Lücken lässt zu früheren Rerelease-Bonus-Tracks. So kennt man ihn. Kill Your Ideals!

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Tom Jones – Live in Hannover am 14. August 2024, Gilde-Parkbühne

Von Guido Dörheide (17.08.2024)

Christof mal wieder. Der Hesse, der Checker, die Legende. „Sag mal, Guido, kannst du etwas mit der Musik von Tom Jones anfangen?“, schrieb er mir am vergangenen Dienstag. „Oh ja“, war meine Antwort, und dann er so: „Was machst du denn morgen Abend? Ich habe eine Karte zu viel und lade dich gerne ein.“ Also haben die Liebste und ich unsere Mittwochsplanung auf den Freitag verschoben und am Mittwoch bin ich nach Feierabend über Peine gen Niedersachsenstadion gefahren. Direkt nebenan, auf der Gilde-Parkbühne, fand das Konzert vor zweieinhalbtausend Zuschauenden statt. Wir waren früh da, standen in der Eingangsschlange ganz vorne und konnten uns deshalb problemlos Plätze direkt vor der Bühne sichern.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Bio-Bananen sind von glücklichen Affen.

Von Onkel Rosebud

Diese Ausgabe der Kolumne stellt eine Verneigung vor Frau Mansmann, bakraufarfita-records, bierschinken.net und wolverine-records dar. Ich halte das für notwendig, weil es auch in meinem Leben diverse Kreuzungen auf der dornigen Straße, die sich das Leben nennt, gegeben hat, wo ich hätte abbiegen können, um mich hingebungsvoll einer mir geliebten Subkultur zu widmen, so wie es Bönx, Fö, Schuldenberg, Felix Wirtz und Sascha Wolff gemacht haben. Und nicht zuletzt Van Bauseneick.

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I, Cursed – Death Holograms – Inverse Records 2024

Von Matthias Bosenick (14.08.2024)

Für das – nun – Duo I, Cursed ist „Death Holograms“ eine Art Einstand, nach einigen Singles und einer Split-Veröffentlichung, und die Finnen haben so viel Feuer unterm Hintern, dass diese sieben Tracks in unter einer Viertelstunde wirken wie ein Vollzeitalbum. Im weitesten Sinne sind I, Cursed im Death Metal angesiedelt, was sie nicht davon abhält, auf Genregrenzen zu pfeifen und in ihr strukturiert lärmendes Gepolter auch Leihgaben aus dem punkigen Grindcore oder dem hüpfbetonten Thrash Metal sowie unterschwellige, atmosphärische Melodien einzufügen. Insbesondere der – äh – Gesang sticht hervor: Was wie aus vielzähligen Kehlen klingt, kommt aus lediglich einer.

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Dirk Serries – Defiance Of Self – Silentes/13 2024

Von Matthias Bosenick (13.08.2024)

Es ist ein Rausch, ein Skulpturengarten im dichten Nebel, ein Tauchgang in Honig, ein zwielichtiges Labyrinth in Watte: „Defiance Of Self“ nennt Dirk Serries seine Experimente, die er mit seiner Gitarre und seinem Effektboard mitschnitt, in Echtzeit, wie die Info betont. Die Info sagt außerdem, dass die fünf Ambient-Tracks dunkel und experimentell ausgefallen sind, aber das ist durchaus diskutabel: Freunde solcher freien Musik finden Freude an den entschärften Atmosphären, die die Hörenden umhüllen und vom Übel der Welt abtrennen. Dunkel geht anders, abstrakt indes ist es sehr, und es gelingt dem Antwerpener ungemein gut, aus dem Experiment Schönheit zu extrahieren. Von wegen „Selbstverachtung“!

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John Wray – Unter Wölfen – Rowohlt 2024

Von Guido Dörheide (13.08.2024)

Ich habe mir ein Death-T-Shirt gekauft, das Cover-Artwork von „Leprosy“, aber in schwarzweiß, sieht uralt und damit authentisch aus, und ein junger Mann in einem italienischen Restaurant in Göttingen reckte mir spontan zwei Pommesgabeln entgegen, als ich am Eingang stand und darauf wartete, dass der Liebsten, ihrer Tochter und mir ein Sitzplatz zugewiesen wurde. Das hat mich gefreut, und warum habe ich das Teil gekauft? Wegen „Unter Wölfen“ von John Wray. Dieses Buch ist für mich heuer das, was in den 90ern mein „Nick-Hornby-Moment“ gewesen war. Damals war es „High Fidelity“, über das ich las und von dem ich dachte, es könnte mein Lieblingsbuch werden. Was es auch tat und für ganz lange Zeit blieb. Ähnliche Gefühle beschlichen mich vor ein paar Wochen, als ich über „Unter Wölfen“ las. Ich bestellte mir das Buch und war ähnlich begeistert wie vor knapp 30 Jahren von Hornbys Zweitlingswerk. Was schreiben nun also die anderen, was mich so neugierig machte? Nun, zunächst viel Lobenswertes, Kenntnisreiches und Aufgeschlossenes, mit Ausnahme von swr.de: „Black Metal. Megadeth, Anthrax, Slayer oder Hanoi Rocks heißen die einschlägigen Bands.“ Wäh? Dann folgt ein Textauszug und darauf der Kommentar „Diese selbst ziemlich musikalische Beschreibung eigentlich unbeschreiblicher Musik stammt von dem amerikanisch-österreichischen Autor John Wray.“ As zum Teu??? Allein „Black Metal“ – nicht eine der genannten Bands gehört zu diesem Genre und Hanoi Rocks ist nicht einmal Heavy Metal. Was sie nicht schlechter macht. Von denen brauche ich auch noch ein T-Shirt. Und heute (der SWR-Artikel stammt vom 21. Juni 2024) ist Heavy Metal, egal ob Death-, Black-, Thrashmetal oder von mir aus auch Grindcore auch nicht nur ansatzweise irgendwie unbeschreiblich.

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