Von Matthias Bosenick (06.03.2025)
Mit vier Liedern mehr und auf einem Label bringt das Pariser Duo CandyCash sein drittes Album „L’ombre des Fauves“, im Jahr 2023 zuerst und nach über zehn Jahren Pause veröffentlicht, nochmal so richtig mit Nachdruck unter die Leute. Electrofrickler James Saucerfull generiert IDM-nahe, chillige und fantasievolle Grundlagen für den jazzig-soulig-chansonesken Gesang von Pandra Vox. Klingt alles viel skandinavischer, als es ist, und setzt gottlob eher fort, was es bereits gibt, als es zu kopieren. Das Schräge in der minimalistischen Musik tut dem Gesamtbild ausnehmend gut, das Album sprengt die Grenzen des Pop und eignet sich eher zum Zuhören, vielleicht in einem sehr aufgeschlossenen Straßencafé, als zum Tanzen, aber wenn doch, dann verträumt.
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Ich und mein Staubsauger-Freund
Von OnkelRosebud
„Ich und mein Staubsauger“, was für ein genialer Name, war eine unabhängige Zeitschrift in Westberlin, erschien erstmals im September 1986 als billig fotokopiertes „Fanzine“ und hielt 25 Ausgaben durch. Bemerkenswert daran war, dass es die ersten literarischen Schritte von Max Goldt (*1958) dokumentiert, der sich damit für die Satirezeitschrift „Titanic“ empfahl. Zwischen 1989 und 1998 veröffentlichte er dort Kolumnen unter anderem unter dem Titel „Aus Onkel Max’ Kulturtagebuch“ und „Informationen für Erwachsene“. Dabei spielte es kaum eine Rolle, worüber Herr Goldt jeweils schrieb, das „Wie“ war entscheidend und zu jener Zeit einzigartig in Sachen Wortwitz und Sprachstil. Wenn irgendwas das Etikett „Kult“ verdient, dann diese 108 Texte.
WeiterlesenDirkschneider – Balls To The Wall Reloaded – Reigning Phoenix Music 2025
Von Guido Dörheide (05.03.2025)
Dirk Schneider? Dark Schneider? Null Null Schneider? Dee Snyder? Ha – Treffer! Letzterer wirkt tatsächlich auf Udo Dirkschneiders aktuellem Album „Balls To The Wall Reloaded“ mit – der Twisted-Sister-Frontmann unterstützt Udo kongenial auf dem 2025er Remake von „Losers And Winners“. Eigentlich gar nicht mal unbedingt der stärkste Track auf dem 1983er Nachfolger des Accept-Überhammers „Restless And Wild“, bekommt „Losers And Winners“ durch den abwechselnden Gesang Dirkschneiders und Snyders (hihi, Dirk Snyder, hihi, prust!) eine ganz neue Dynamik aufgedrückt, die beiden singen zusammen, als hätten sie nie etwas anderes getan, und der satte Sound der zeitgenössischen Produktion sowie die in keinster Weise zu beanstandende Instrumentenbeherrschung der aktuellen U.D.O.-Besetzung Peter Baltes (Ex-Accept, Bass), Andrey Smirnov (Gitarre), Dee Dammers (Gitarre) und Sven Dirkschneider (Schlagzeug) tragen ihren Teil dazu bei, dass ich nur zu gerne bereit bin, mich mit dem stets im Schatten von „Restless And Wild“ gestanden habenden „Balls To The Wall“ zu beschäftigen. Quasi das „Iron Fist“ von Accept? Natürlich nicht, denn obwohl das 1983er Accept-Album vom Vorgänger überstrahlt wird (was angesichts von „Fast As A Shark“ und „Princess Of The Dawn“ auch nicht anders sein kann), ist es ein richtig feines Bravourstück des deutschen Heavy Metals, das den Vergleich mit seiner am vergangenen Freitag erschienenen Rewiederneueinspielung nicht zu scheuen braucht.
WeiterlesenDodengod – Heralds Of A Dying Age – Pest Records 2025
Von Matthias Bosenick (05.03.2025)
Vorsicht: Die ersten 1:40 Minuten auf „Heralds Of A Dying Age“ der belgischen Death-Black-Metal-Band Dodengod sind Stille, wer unbedarft die Lautstärke auf Elf dreht, bekommt mit dem zweiten Track die Ohren gereinigt. Und noch so einiges mehr in der Bude. Das Folgende hat dann alles, was ein Bier braucht: Mosh und Mörtel, Growls und Grunzen, Speed und Spucke. Dazwischen zimmert die mittlerweile zum Trio angewachsene Band noch den Chill-Out-Raum etwas aus, das erweitert die Einrichtung aufs Angenehmste. Der Schluss ist abermals: Stille.
Hin- und weggesehen. Filme und Serien
Von Chrisz Meier (03.03.2025)
Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen. Wie viel Zeit ich damit schon verschwendet habe…
Meine Beobachtungsergebnisse möchte ich gerne weitergeben, sei es als Empfehlung, sei es als Warnung.
WeiterlesenThe Orphaned Bee – Thinking Without Language – Bird’s Robe Records 2025
Von Matthias Bosenick (04.03.2025)
Bis über beide Ellenbogen knietief im dichtgepackten Synthiesound der Achtziger, aber dezent angeschlagene Bratzgitarren mit bei: Mit ihrer Debüt-EP „Thinking Without Language“ eröffnen The Orphaned Bee aus Australien ihre Discographie. So richtig ohne Sprache denkt das Trio zwar nicht, aber man versteht nix, weil diese Sprache hier aus einem extrem weichgezeichneten Vocoder herausdringt. Der fette Gesamtsound plättet ungemein, es bedarf einiger konzentrierter Durchläufe, um die Freude an den fünf Tracks ungezügelt lodern zu lassen. Aber dann lodert’s auch.
Dirk Serries – Treasure Of Stars (Streams Of Consciousness) – Projekt Records 2025
Von Matthias Bosenick (03.03.2025)
Im Rahmen seiner Reihe „Streams Of Consciousness“ entführt der Antwerpener Ambient-Gitarrist Dirk Serries mit „Treasure Of Stars“ dieses Mal an den Strand, ins All, unter Wasser und auf hohe See, alles allein mit der Gitarre und einigen Effektgeräten generiert, alles unendlich langsam und alles unendlich schön. Serries nahm dieses Album solo und am Stück für das Label Projekt Records auf. Eine wärmende Flucht aus dem Alltag.
Der Schnellste – Meereswetter – Inverse Music 2025
Von Matthias Bosenick (28.02.2025)
Diese Debüt-EP wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt, und ist dabei auch noch ganz geil: Auf „Meereswetter“ gibt es auf Deutsch vorgetragenen Crossover-Hardrock’n‘Roll zu hören, dargeboten von einer finnischen Band namens Der Schnellste. Bis auf die kuriosen Pseudonyme ist über diese Band absolut nichts herauszufinden, die Musik gibt es lediglich im Stream, die Texte sind – nun: vorhanden, und es macht irgendwie saumäßig Spaß, sich diesen Quatsch anzuhören. Rammstein standen hier übrigens nicht eindeutig Pate, gottlob!, obschon der Sänger in einem der vier eher albernen Videos zur EP ein Shirt von denen trägt.
Onioroshi – Shrine – Bitume Prods 2025
Von Matthias Bosenick (27.02.2025)
Viele Grüße aus Itoolien! In Cervia an der Adria, zwischen Ravenna und Rimini, sitzen drei Musiker, die unter dem Bandnamen Onioroshi – die japanische Bezeichnung für eine teuflische Gemüsereibe aus Bambus – extremst progressive Rockmusik machen, mit allerlei Spielereien in Wiederholung, Fuzz, Epik, Psychedelik und Melancholie. Drei Tracks in fast einer Stunde bastelt die Band auf dem zweiten Album „Shrine“ zusammen, maximalst komplex und mit einer mal mehr, mal weniger deutlichen Nähe zu Tool. Nur weit dreckiger und mehr in Richtung Post Rock, Shoegaze oder Noise Rock.
Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wiglaf Droste vs. Gereon Klug
Von Onkel Rosebud
Einen der vorderen Plätze in der Rubrik „Nur die Guten sterben jung“ hält für meine Freundin der Autor, Sänger, Hobbykoch und vor allem Satiriker aus Bielefeld-Braake, Wiglaf Droste. Im Prinzip ist ein Aufsatz von ihm aus der taz, der zuerst im Jahr 1998 erschien, daran schuld: Er hieß „Ich hab‘ noch Öl in den Ohren aus Madrid“. Denn einst lebten meine Freundin und ich aus Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, längere Zeit in einem Ort in Spanien, welcher mit seinem Mutterland nichts zu tun haben wollte, und Drostes derbe Abrechnung mit der iberischen Mentalität lässt uns bis heute die Tränen der Freude aus den Augen treiben. Kostprobe gefällig? „Der Spanier zerfällt in drei Teile: Lärm, kein Spaß und Olivenöl. Wenn sie einmal einen Entkräftungs-Schock haben von der Art, daß sie dringend Fett aufnehmen müssen, schlagen Sie unbedingt Ihre Reißzähne vampirettig in einen Spanier hinein und saufen ihn aus. Aah, tut das gut – sieben Liter reines Olivenöl, kalt und humorlos gepreßt. (…) Das Einzige, was dem Spanier an seinem Öl allerdings überhaupt nicht gefällt, ist, daß es nicht brüllen kann.“
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