The House Of Love – Burn Down The World: The Fontana Years – Cherry Red 2022

Von Matthias Bosenick (24.08.2022)

Wie viele Veröffentlichungen mit dem Titel „The House Of Love“ gibt es von The House Of Love? Und wie oft veröffentlichten sie ihren Hit „Shine On“? Wer bei der englischen Indierock-Shoegaze-Rave-Band einsteigen will, braucht gute Recherchefähigkeiten. Heute ist das ja Dank Discogs und Wikipedia einfacher als vor 30 Jahren. Aktuell bereitet sich die Band auf ihr drittes Studioalbum seit der Reunion vor, „A State Of Grace“ soll das heißen, und wirft als Vorboten eine Acht-CD-Box mit dem Material zwischen der Indie-Zeit auf Creation Records und dem Split auf den Markt, die die Zeit auf dem Fontana-Label abdeckt – die auch nur vier Jahre andauerte, aber immerhin drei Alben und eine Compilation abwarf. Die vorliegende Box mit dem martialischen, nach einem Song von „Babe Rainbow“ benannten Titel „Burn Down The World“ ist nahezu vollständig und beinhaltet zudem Preziosen, von denen man nicht wusste, dass sie existieren.

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The Twang live auf dem Lammer Open Air – 13. August 2022

Von Guido Dörheide (16.08.2022)

Wieder einmal mehr begann alles ganz harm- und arglos. Die Töchter sind im Urlaub, ich habe nichts verplant, müsste mal wieder Leute sehen und frage deshalb Frank, ob er mal in den nächsten Tagen Bock auf ein Bier hätte. Und er schlägt das Lammer Open Air als Treffpunkt vor. Ich hatte schon überall in der Stadt die „Extrabreit“-Plakate gesehen und dachte, oh Hammer, dachte ich, da spielen solche Hochkaräter schon seit Jahren und ich war noch niemals da. Sowas gehört geändert. Wobei – ich habe zwar gut ein Fünftel meines bisherigen Lebens virtuell an der FernUni in Hagen verbracht, kann aber mit den dortigen Musikschaffenden (Nena, Extrabreit) oft nur wenig anfangen. Dann sah ich, dass The Twang ebenfalls dort auftreten und Lamme war gesetzt. Ich habe dann also am Vortag beim – sehr sympathisch anmutenden und wunderschön eingerichteten – Friseursalon neben dem Festivalgelände zwei Tickets erstanden und bin dann am Samstag mit meinem 9-EUR-Ticket per Bus (von Haustür zu Haustür in weniger als 9 Parsecs – ohne Umsteigen!) gen Lamme gereist. Zivile Getränkepreise, supernette freiwillige Helfer/-innen, gastrologische Versorgung dank Bratwurst-und-Backschinken-Stand aufs Beste gesichert, dazu ein aufgeräumtes, übersichtliches und mit einer wahrhaft professionellen Bühne bestücktes Festivalgelände – möge der Spaß nun beginnen!

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Dan Scary – Reden ist Quecksilber und Schweigen auch nur Gift – Dan Scary 2021

Von Matthias Bosenick (15.08.2022)

Der Wolfsburger Daniel Url macht es andersherum als etwa Alice Cooper oder Nena: Aus dem jahrelang als Ein-Mann-Projekt geführten Dan Scary macht er die Band Dan Scary. Mit Bassist Christian Schwarz, bei dem es sich sogar um einen Rückkehrer handelt, und Schlagzeuger Boxa/Boxer Wagner bekommt der nach vorn treibende Punkrock einen Extraschub. Unfassbar, welche Dynamik da plötzlich hervortritt! Nachzuhören auf der bereits im vergangenen Jahr erschienen EP „Reden ist Quecksilber und Schweigen auch nur Gift“ mit vier Songs, die dem ursprünglichen Düsterpunk Dan Scarys eine mächtige Portion Groove hinzufügen.

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A Secret Revealed – When The Day Yearns For Light – Lifeforce 2021/2022

Von Matthias Bosenick (11.08.2022)

Eigentlich existiert dieses dritte Album von A Secret Revealed bereits seit Oktober 2021, nur dauerte es mit der Vinyl-Veröffentlichung aufgrund bekannter Probleme mit den Presswerken bis ins folgende späte Frühjahr. Jetzt ist es endlich da, und bunt wie das Vinyl ist auch die Musik, wenngleich man jener eine Neigung zum modernen Black Metal zugestehen muss, also der unbuntestmöglichen Spielart des Heavy Metal. Aber, und das ist das Besondere an diesem Würzburger Quintett: A Secret Revealed definieren Metal nicht nach Schubladen, sondern danach, worauf sie Bock haben. Da ist der gebrüllte Gesang eher dem Hard- bis Metalcore entnommen, da ist die Musik drumherum von allem mit heavy verzerrten Gitarren etwas und dabei so wenig genau konkreten Metal-Genres zuzuordnen, dass man allem guten Gewissens ein „Post-“ vorausschicken kann.

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Slime – Zwei – Slime Tonträger/Hulk Räckorz 2022

Von Guido Dörheide (10.08.2022)

Keine andere Band hat dem deutschen Punkrock so ihren Stempel aufgedrückt wie Slime in den 1980er Jahren. „Deutschland“, „Polizei/SA/SS“, „Bullenschweine“, „Linke Spießer“, „Störtebeker“ waren Statements gegen den damaligen Zustand der Republik und setzten in etwas roherer Sprache fort, was Ton Steine Scherben einst begonnen hatten. Gleich vorab muss ich klarstellen, dass ich – nicht nur, weil ich seit eh und je von unserem Staat überaus angemessen alimentiert werde – unsere Republik im Großen und Ganzen sehr in Ordnung finde und großes Vertrauen in die Stabilität unserer FDGO habe, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was unsere Regierenden den ganzen Tag so treiben.

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La Muerte – Headhunter – COP International 2022

Von Matthias Bosenick (10.08.2022)

Was ist der Remix einer Coverversion? Und dann noch: das Industrial-Rock-Cover eines EBM-Klassikers, das die Remixer wieder zurück ins Elektronische mixen? Hätten sie da nicht gleich das 1988er-Original remixen können? Vielleicht ja auch nicht dürfen – wer weiß? La Muerte, brachiales belgisches Underground-Rock-Urgestein, brachten 2017 zum Record Store Day ihre Version des Front-242-Floorfillers „Headhunter“ auf blutrotem Vinyl heraus – und jetzt neu als Quasi-Album mit eigenen Bonustracks und eben Remixen sowie mit nur einer Auslassung zur Tracklist der Original-12“. So heavy angerockt überzeugt der Hit sehr, kann man bringen, und auch die Eigenkompositionen von La Muerte machen neugierig auf den Rest des seit fast 30 Jahren angehäuften Opus‘. Remixe von Headhunter indes gibt es bereits unzählige, das nutzt sich etwas ab, wenngleich die Vorlage dieses Mal für andere Basissounds und unerwartete Ergebnisse sorgt. Front 242 selbst sind übrigens partiell und anteilig ebenfalls beteiligt.

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Imperial Triumphant – Spirit Of Ecstasy – Century Media 2022

Von Guido Dörheide (10.08.2022)

Ich mag Metal, auch und vor allem Extreme Metal, und ich mag Jazz. Wen also nimmt es wunder, dass mich Imperial Triumphant seit einiger Zeit tüchtig in ihren Bann schlagen? Oder ziehen? Prügeln? Die Kolleg:innen von metalinjection.net bringen es auf jeden Fall auf den Punkt: Rockmusiker spielen vier Akkorde für viertausend Leute, während Jazzmusiker viertausend Akkorde für vier Leute spielen. Imperial Triumphant machen eigentlich dasselbe, nur umgekehrt und für beide Arten von Publikum. Wenn man nun erreichen will, dass Imperial Triumphant auch endlich die Massen erreichen, müsste man nur die Gaststars aufzählen, die auf „Spirit Of Ecstasy“ versammelt sind: Allen voran Kenny G am Saxophon auf „Merkurius Gilded“, von seinem Sohn Max Gorelick an der Gitarre begleitet, außerdem sind unter anderem Alex Skolnick von Testament, Trey Spruance (u.a. Mr. Bungle) und Snake von Voivod mit von der Partie. Trotzdem kommt da nichts Eingängiges oder Massenkompatibles bei raus, sonder eher Erschreckendes/Verstörendes – vor allem Großartiges.

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Mordsgeschichten auf der Oker – Lesung mit Hardy Crueger am 05. August 2022 – Eine Nachlese

Von Guido Dörheide (05.08.2022)

Vor vielen Wochen haben wir an dieser Stelle über den anstehenden Beginn der diesjährigen „Mordsgeschichten auf der Oker“-Saison berichtet. Da es sämtlichen Regeln der Redlichkeitskultur zuwiderläuft, über etwas zu berichten, das man noch nie miterlebt hat, habe ich mich einem Selbstversuch unterzogen und mittels empirischer Studie herauszufinden versucht, ob sich eine Teilnahme an dieser Veranstaltungsreihe lohnt. Für das Experiment habe ich mir den Termin am Freitag, den 05. August, mit Hardy Crueger, dessen Werk ich ansatzweise kenne und begeistert feiere, ausgeguckt und bei einer lieben Freundin um Unterstützung angefragt, die am Freitag bereits mit ihrer besten Freundin verabredet war und diese kurzerhand zum Mitkommen bewegen konnte, worüber ich mich unheimlich gefreut habe.

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Ghost:Whale – Echo:One – P.O.G.O. Records 2022

Von Matthias Bosenick (08.08.2022)

Das Album atmet langsam, aber es klingt angenehm ungesund: „Echo:One“ ist das Debüt der frisch gegründeten belgischen Stoner-Doom-Band mit dem vergnüglichen Namen Ghost:Whale. Mit der Eigenschubladisierung nimmt es das Brüsseler Trio nicht so genau, das macht die Musik so interessant; mit einem Schlagzeug und zwei Bässen, also ohne Gitarren, ist die Kategorisierung auch nicht so einfach, und viele der Einflüsse auf diesem Album resultieren aus dem, was einige der Musiker mit ihren vorherigen Bands so trieben: Industrial, Punk, Sludge – und Noise. Wer in seinem trocken verfuzzten Gemalme ein Saxophon unterbringt, stößt sowieso auf offene Ohren. Monotonie, Wiederholung, Geräusche – ein Tiefenrausch!

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The Mission – Live auf dem M‘era Luna, Hildesheim, am 06.08.2022

Von Guido Dörheide (06.08.2022)

M‘era Luna? Das neben dem WGT in Leipzig größte Wave-Gotik-Treffen, auf dem Hildesheimer Flugplatz? Da ich zu zeitgenössischem Wave/Gothic/etc. sowie zur Neuen Deutschen Härte keinen Zugang finde, dachte ich immer: „M‘era Luna? Hömma bloß auf!“ – „Hömma bloß auf Deinen Freund Daniel, den Gärtner“, sagte mir dann aber in der letzten Woche eine innere Stimme, als dieser mir ans Herz legte, da heuer mal für einen Tag hinzufahren, und sei es nur, um T-Shirts zu kaufen. Las im Internet das Line-up, entdeckte The Mission und Nitzer Ebb im Samstagabendprogramm und sagte begeistert zu. Also beluden wir das kleine rote Auto am Samstagmorgen mit Spezereien vom örtlichen Höker und fuhren durch ein babylonisches Labyrinth an Umleitungen gen HI-Drispenstedt. Dortselbst erleben wir eine perfekt organisierte Parkplatzlandschaft; die hochmotivierten und supernetten Einweiser:innen sorgen dafür, dass Tagesbesucher:innen nicht durch Zweitagesbesucher:innen zugeparkt werden können und jeder in Sekundenschnelle einen adäquaten Stellplatz für sein Vehikel findet. Der Zugang zum Gelände gelingt ebenfalls schnell und reibungslos, daher geht es hier nun los mit dem ersten Kapitel meiner Berichterstattung vom Mission-Konzert in Hildesheim (unter Auslassung der Bands, die ich nicht gesehen habe):

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