Till Burgwächter – Wenn der Werwolf dreimal klingelt – Verlag Andreas Reiffer 2024

Von Matthias Bosenick (19.09.2024)

Liest man „Wenn der Werwolf dreimal klingelt – Grusel, Gore und ganz viel Blut“, ist es, als führe man mit Autor Till Burgwächter ein Gespräch, als höre man ihm beim launigen Fachsimpeln, Empfehlen und Demontieren zu. Thema dieses Buches sind Horrorfilme, und es erhebt keinerlei Anspruch auf Lexikalität oder Vollständigkeit, sondern vermittelt einen niedrigschwelligen Überblick für Einsteiger und Liebhaber – alle finden bei der Lektüre unausgebuddelte Schädel, die Gravedigger Burgwächter für sie zutage fördert. Zum Lesevergnügen trägt Burgwächters absichtlich subjektive Sicht bei; wenn einer sein Lieblingsthema mit ironischer Kritik darbietet, glaubt man ihm umso mehr. Und möchte ihm seinerseits Empfehlungen zurufen, aber die kann er ja nicht hören, ist vermutlich gerade im Stadion oder auf einem Metal-Konzert.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was ist eigentlich mit Lauryn Hill passiert?

Von Onkel Rosebud

Nach wie vor geht Lauryn Hill meiner Freundin runter wie kaltes Malzbier. Über 25 Jahre ist es mittlerweile her, dass sie ihren Solo-Durchbruch mit „The Miseducation Of Lauryn Hill” feierte. Ein Album, das weltweit Erfolge erzielte und einen Meilenstein in der Hip-Hop-Szene setzte. Ihr Debüt gewann als erste Hip-Hop-Platte 1999 den „Album des Jahres“-Grammy, neben vier weiteren Auszeichnungen in den wichtigen Kategorien. Das hatte zuvor noch kein Rapper, geschweige denn, ein weiblicher MC geschafft. Ja, und wer sich mal eben, mit 23 Jahren, von den Fugees auskoppelt, hat schon einen eklatanten Vorsprung am Start für die Solo-Karriere. Wer das nicht glaubt, gleich mal Roberta Flacks Coverversionen von „Killing Me Softly With His Song“ auflegen.

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Steven Hassan – The Cult Of Trump – Simon & Schuster Inc. 2019

Von Guido Dörheide (17.09.2024)

Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl fand ich es an der Zeit, mir ein Buch zuzulegen, das sich mit den Gefahren, die von eine:r der beiden Bewerber:innen ausgehen, beschäftigt. Empfohlen hat es mir die Liebste, mit dem Hinweis, dass es leider nur im englischen Original verfügbar sei, Steven Hassan sei aber der führende US-amerikanische Sektenpsychologe, also quasi der Dieter Rohmann der Vereinigten Staaten. Ich kann gleich vorwegnehmen: Das Lesen eines englischsprachigen Fachbuchs hätte ich mir anstrengender vorgestellt. Hassan schreibt unterhaltsam und lockert seine Analyse mit bildhaften Beschreibungen und Anekdoten auf. Das Buch ist bereits 2019, also noch während Trumps hoffentlich einziger Präsidentschaft, erschienen, ist aber inhaltlich aktueller denn je.

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Beetlejuice Beetlejuice – Tim Burton – USA 2024

Von Matthias Bosenick (13.09.2024)

Reboots und Fortsetzungen erfolgreicher Hollywood-Filme der zurückliegenden 20 bis 50 Jahre sind immer Scheiße – oder? Wenn nun also ein Tim Burton auf die Idee kommt, seinem versponnen-fantasievollen 1988er-Hit „Beetlejuice“ über einen „Lottergeist“, der lebende Menschen aus einem von Geistern bewohnten Haus zu exorzieren hat, nach 36 Jahren einen zweiten Teil zu verpassen, darf man bei einem solch fantasievollen und kompromisslosen Regisseur doch etwas Sehenswertes erwarten, oder? Spoiler: nein.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was meine Freundin gerne hört.

Von Onkel Rosebud

In dieser Folge der Kolumne gehe ich auf einen besonderen Wunsch meiner Freundin ein. Sie hält mir regelmäßig vor, in ihrem werten Namen über Zeugs zu schreiben, was sie oft gar nicht kennt, und fordert eine Richtigstellung: Schreib‘ doch mal wirklich über das, was deine Freundin gerne hört, zum Beispiel über Stereolab. Na, sehr gern.

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Spleen United – The Blur Of Zebras – Universal 2024

Von Matthias Bosenick (11.09.2024)

Da wartet man schon gar nicht mehr auf eine Reunion der dänischen Electro-Rocker Spleen United, weil das dritte und letzte Album schon 2012 herauskam und seitdem annähernd Ruhe herrschte, da steht plötzlich „The Blur Of Zebras“ in den Plattenläden. Mit „Afterglow“ startet es noch hoffnungsvoll – und wird dann extrem langweilig und massentauglich. Lauter Downbeat-Vocoder-Tralala. Von Rockmusik keine Spur mehr, von Eigenständigkeit und Experimentierfreude ebenso wenig. Das ist eine fette Enttäuschung!

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Lars Bech Pilgaard – Folklórica – Mom Eat Dad Records 2024

Von Matthias Bosenick (09.09.2024)

Der Mann ist nicht nur in Dänemark bekannt für Jazz, Avantgarde, Noise und andere experimentelle Rockformate und betitelt nun sein zweites Solo-Album „Folklórica“, das verwirrt. Umso mehr, als dass es gleichsam zutrifft und dennoch ins genannte Schema passt. Für dieses Album arbeitet Lars Bech Pilgaard mit diversen Gitarren und einem Banjo, jeweils verfremdet oder mit dem Bogen gespielt, sodass diese vertrauten Instrumente zumeist gar nicht nach sich selbst, aber nach vielen anderen klingen, Geigen, Orgeln oder indigenen Instrumente etwa. Von Songstrukturen oder eingängigen Melodien ist in dieser kargen Musik keine Spur, da dringt das Experimentelle nach vorn, stattdessen hört man Soundscapes, Drones, akustische Figuren, möglicherweise Gefühle. Ja, man fühlt, die Instrumente im Raum, den Musiker neben sich, wie er einem mit seinen Werkzeugen sein Inneres offenbart oder auch mal etwas herumspinnt, und man hört ihm gern zu.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Once a Stuffie always a Stuffie.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat meine aktive Wonderstuff-Phase nicht mitgekriegt. In unserer Kennenlern-Periode hat sie im Angesicht meines schwarzen T-Shirt-Friedhofs mal gefragt, wieso ausgerechntet auf der offensichtlich am meisten getragenen Obertrikotage ausgerechnet „The Idiot“ steht. „Wolltest Du Deinen Kritikern zuvorkommen“, kicherte sie. Ich stammelte was über Selbstironie und eine Platte namens „Construction For The Modern Idiot“ (Polydor, 1993), schnallte aber schnell, dass ich bei ihr nicht mit geigengestützem, englischem Alternitive-Rock (sondern mit walisischem Trip-Hop, aber das ist eine andere Geschichte) punkten kann.

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Schirkoa: In Lies We Trust – Ishan Shukla – IND/F/D 2024

Von Matthias Bosenick (30.08.2024)

Hier ist die Methode, wie der Film erstellt wurde, aufregender als der Film selbst, leider: Das Videospiele-Grafik-Tool Unreal Engine ist das Werkzeug, mit dem Regisseur Ishan Shukla seinen Animationsfilm „Schirkoa: In Lies We Trust“ produzierte. Das sparte Kosten und Team, wenn auch nicht Zeit. Dafür Drehbuch: Es fällt schwer, der Motivation der Hauptfigur in diesem – klar – dystopischen SciFi-Film zu folgen, oftmals springt die Darstellung der Geschehnisse abrupt und womöglich basiert alles auf irgendwelchen Indischen spirituellen Kulturbesonderheiten, die man als Nichtinder nicht erklärt bekommt, was das Verständnis nicht vereinfacht. Vielleicht ist das Drehbuch aber auch einfach nur sehr unausgegoren. Das machen die interessanten Bilder leider auch nicht wett.

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Morgue Meat – Apocalyptic Visions – Pest Records 2024

Von Matthias Bosenick (29.08.2024)

Puh, ja: Morgue Meat aus Dallas, Texas, bedienen sämtliche Klischees. Nee, halt: Sie bedienen die Death-Metal-Folklore, so war das gemeint. Bandname irgendwas mit Tod: gegeben. Albumtitel „Apocalyptic Visions“ bekannt und mit Bibelbezug: gegeben. Schriftzug unlesbar: gegeben. Cover irgendwie gruselig: gegeben. Albumtitel in einer Art Frakturschrift: gegeben. Songtitel blasphemisch und todesnah, etwa „Crushing The Messiah’s Skull“ oder „Realm Of Eternal Suffering“: gegeben. Musik meistens schnell, immer tief, teilweise groovend: gegeben. Gesang bisweilen ins Quieken gehend gegrowlt: gegeben. Preis für den Download mit Verweis auf die Offenbarung: $6.66, gegeben. Neu sind die Wurzeln des Trios: Außer in Texas liegen die in El Salvador und Mexico. Behauptet die Info, dass die Band dies musikalisch berücksichtigt, hört man es nicht wirklich heraus: „Apocalyptic Visions“ geht klassisch in die Fresse. Ein Fest für Fans des Genres.

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