Maverick Persona – In The Name Of – NOS Records/MarraCult 2024

Von Matthias Bosenick (04.11.2024)

„Turn On The Good Music, Louder!“ empfiehlt das Duo Maverick Persona aus Apulien, und wer dies für dessen zweites Album „In The Name Of“ beherzigt, wird belohnt: Auf den elf neuen Tracks bilden die beiden Musiker eine so große Vielzahl an Genres und Stilen ab, dass man oberflächlich betrachtet meint, es mit mehreren Bands zu tun zu haben, und doch stülpen die beiden lediglich einen großen Hut über alles, der dann auch noch bestens passt. Schönes Chaos, Jazz, Folk, Psychedelik, Electro-Beats, Rap, Akustik-Ballade, Trip Hop, Drone, hier ist mehr drin, als manche in ihren Plattensammlungen haben, und doch ergibt es kein undurchmessbares Durcheinander. Das ist eine Kunst.

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Frank Schäfer – Nötes Of A Dirty Old Fan – Satyr-Verlag 2024

Von Matthias Bosenick (02.11.2024)

Der Heavy Metal hat sich über die Jahrzehnte verändert, erweitert, und das ist gut so. Seit ehedem begleitet der Braunschweiger Szeneprotagonist Frank Schäfer Akteure und Connaisseure des Heavy Metal auf journalistisch-schriftstellerische Weise, und wie das Genre selbst erweitert auch der Autor seine Haltung, und auch das ist gut so. Wie der Heavy Metal lediglich zum Metal wurde, wandelte er sich auch von der sexistischen Machomucke zu Gleichberechtigung, Inklusion und mehr, zu einer anderen, zu einer idealen Gesellschaft gar, und solcherlei Aspekte nimmt Schäfer in seinen neuen gesammelten Beobachtungen auf und stellt sie enzyklopädischen Beiträgen, alltäglichen Blitzlichtbeobachtungen und pommesgabelreckenden Fanboygeschichten an die Seite. Und das mit dem gewohnt souveränen Spagat zwischen Gossen- und Akademikersprache – es ist stets ein Fest, seine Texte zu lesen, egal, wovon sie handeln.

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Yeun Elez – La croix des cinq chemins – Antibody Label 2024

Von Matthias Bosenick (01.11.2024)

Eine äußerst verheißungsvolle Melange: Hoel Von Helvet, aus dem Norwegischen übersetzt quasi Ferse der Hölle, ist der Name des Protagonisten hinter dem Projekt Yeun Elez, das nach einem bretonischen Whisky mit Rauch- und Torf-Aroma benannt ist, halt, nein: nach einem Sumpfgebiet in den Monts d‘Arrée, das in der lokalen Mythologie der Eingang zur Hölle ist, mit der hat er’s offenkundig, und außerdem ist dieser französische Musiker auch als Grafiker und Holzschnittkünstler tätig, was er auch für die Cover seiner musikalischen Veröffentlichungen nutzt. „La croix des cinq chemins“ ist die jüngste, sie behandelt bretonische Mythologien, dargeboten in einer abgedunkelten musikalischen Vielfalt zwischen der schamanischen Trance von Dead Can Dance, mittelalterlicher Monotonie, gekrümmtem Wave-Goth sowie Industrial-Noise, alles davon unter Umgehung üblicher Klischeefallen.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Loudermilk – „All You Need Is Love“ und fünfhundert weitere Songs für den Selbstmord

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag Nick Hornby, insbesondere Buch und Film „High Fidelity“. Deshalb hat es mich nicht verwundert, dass sie drei Staffeln „Loudermilk“ abgefeiert hat, denn die Serie ist wie Nick Hornby, bloß ohne die bierseligen Momente. Der Hauptprotagonist, Sam Loudermilk, ist ein ausgebrannter ehemaliger Musikkritiker und leitet nach einem Schicksalsschlag eine Anonyme-Alkoholiker-Gruppe. Der geborene Pessimist hat ein Buch über die miesesten Popsongs geschrieben („All You Need Is Love und fünfhundert weitere Songs für den Selbstmord“) und verteilt regelmäßig kluge, aber säuerliche Kritiken an seine Klienten, seine Freunde und jeden beliebigen Menschen, mit dem er zu tun hat.

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The Black Dahlia Murder – Servitude – Metal Blade Records 2024

Von Guido Dörheide (29.10.2024)

Nachdem der begabte, beliebte und sympathische Trevor Strnad im Jahr 2022 verstarb, vermutlich durch Selbstmord, war zunächst nicht klar, ob seine wunderbare Band Black Dahlia Murder (benannt nach einem ungelösten Mordfall aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, der einem alle Nase mal über den Weg läuft, so zum Beispiel in der Serie „American Nightmares“, für deren Empfehlung ich der Liebsten ausgiebig dankbar bin, aber ich schweife ab und bitte dafür um Entschuldigung) ohne ihren – und das schreibe ich jetzt bar jeglicher abgeschmackten Ironie – charismatischen Frontmann weitermachen würde. Die Entscheidung, die Arbeit der Band in Trevors Sinne fortzusetzen, fiel glücklicherweise schnell und nun gibt es also auch ein neues Album. Dafür wechselte der bisherige Rhythmusgitarrist (und neben Trevor auch Gründungsmitglied) Brian Eschbach ans Mikrofon und wurde an der Gitarre durch Ryan Knight ersetzt, der auf den Alben „Deflorate“ (2009), „Ritual“ (2011), „Everblack“ (2013) und „Abysmal“ (2015) die Leadgitarre bediente.

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Bleak Magician – How The Disappearance Appeared To Us – Srogi Mroczek 2024

Von Matthias Bosenick (30.10.2024)

Drama umgibt dieses Debüt, musikalisch wie die Umstände betreffend: Während der PR-Kampagne zum zweiten Album des Horrorfilm-Black-Metal-Projektes Vinterdracul – bereits besprochen auf dieser Plattform – aus Baltimore, Maryland, verschwand Weirding Batweilder, einer der beteiligten, und als dessen Bruder Srogi Mroczek sich über ein Jahr später mit Schlagzeuger Dirt Boucher dem neuen Projekt Bleak Magician zu widmen begann, trat der Verschollene wieder auf den Plan und beteiligte sich an „How The Disappearance Appeared To Us“. Heraus kommt minimalistisch-rohe Elektro-Gitarre-Dark-Wave-Rock-Musik, die das persönliche Drama künstlerisch reflektiert. Es bleiben Fragen offen – offenbar sogar für die Zurückgelassenen. Geheimnisvoll.

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Pixies – The Night The Zombies Came – BMG 2024

Von Guido Dörheide (29.10.2024)

Hihi, pünktlich zu Halloween kommen die Pixies aus Boston, MA, mit einem Album mit Zombiethematik um die Ecke. Hinter der sie hätten mal schön bleiben sollen, um das Erbe ihrer fünf (jahaa – ich zähle „Come On Pilgrim“ als vollwertiges Album) Alben zählenden Diskografie aus der Zeit ihres eigentlichen Bestehens von Mitte der Achtziger bis gerade mal knapp in die Neunziger hinein nicht zu beschmutzen.

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The 19th Dream Of Dr. Sardonicus Festival Live – Fruits de Mer Records 2024

Von Matthias Bosenick (29.10.2024)

Wer außerhalb Londons hat schon mal vom Dream Of Dr. Sardonicus Festival gehört, das alljährlich seit 2015 in The Cellar Bar im Stadtteil Cardigan vor kleiner Runde, nämlich nur ca. 150 Gästen, stattfindet? Man kann sich Ausschnitte dieses Festivals aus dem vergangenen Jahr jetzt – zusätzlich zu Komplett-Mitschnitten fast aller Beteiligten, siehe Text zu London Underground auf dieser Plattform – als Doppel-LP ins Haus holen, herausgebracht vom mitveranstaltenden Label Fruits de Mer Records. Zehn Bands, zwei aus Italien, der Rest aus dem Lande, zehn Genres, von Sechziger-Psychedelik bis Trance-Disco, ein herrliches Spektrum. Die Pläne für das Festival im Jahre 2026 laufen schon jetzt!

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Die Müller-Verschwörung: Versuch und Irrtum Vol. 2: Oxymoron und Paradoxie – Die Müller-Verschwörung 2024

Von Matthias Bosenick (29.10.2024)

Wer Die Müller-Verschwörung bisher womöglich eher der Texte wegen verfolgte, dem ist ohnehin eine geringe Aufmerksamkeit zu attestieren; der zweite Teil der „Versuch und Irrtum“-Vinyl-EP-Reihe mit dem Pleonasmus-Titel „Oxymoron und Paradoxie“ belegt eindrücklicher denn je, dass man es bei der Band mit eben einer Band zu tun hat. Alle vier Verschwörer plus Bonus-Flötistin spielen all ihre Fähigkeiten mehr als nur aus und arrangieren diese vier frischen Genre-Hüpfer ausnehmend detailverliebt. Auf die Texte sollte man selbstredend auch wieder hören und sich so seine psychologischen Lehren mitnehmen, dargeboten mal zynisch, mal reflektiert, mal albern, mal dringlich. Scheiße bauen als Chance!

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Black Aleph – Apsides – Art As Catharsis/Dunk!Records 2024

Von Matthias Bosenick (25.10.2024)

Dunkel-doomige und ohnehin ungewöhnliche Musik ist auch mit anderer Instrumentierung als Gitarre-Bass-Schlagzeug möglich, zum Beispiel reichen den Australiern Black Aleph Streichinstrumente und Percussion aus, um im Verbund mit einer Gitarre ein dichtes, düsteres, schweres, mächtiges Album wie „Apsides“ aufzunehmen, zwischen Postrock, Drone, Doom und Kunst. „Apsides“ ist das Debüt des Trios, dem Jahre an Entstehungszeit vorangehen – und man hofft sehr, dass es bis zum Nachfolger etwas schneller geht.

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