Collapse Under The Empire – Non-Album Singles & Bonus Tracks – Finaltune Records/Broken Silence 2023/2024

Von Matthias Bosenick (12.08.2024)

Das ist Dienst am Fan: Die ganzen teils lediglich digital veröffentlichten Stücke, die nie auf Alben erschienen, als Compilation bündeln und einige unveröffentlichte Tracks dazupacken, das freut die Sammler, besonders jene haptischer Musikgenüsse. So verfährt das Hamburger Instrumental-Postrock-Duo Collapse Under The Empire auf dem recht pragmatisch betitelten „Non-Album Singles & Bonus Tracks“, auf dem sich in fast 75 Minuten 15 Stücke aus ebenso vielen Jahren finden; das Duo löst damit eine Bonus-Disc aus ihrer 2023er Werkschau-Box mit dem ebenfalls programmatischen Titel „Works“ heraus – und bleibt dennoch unvollständig. Zudem erscheint die Band ein wenig als One Trick Pony, denn große Varianten oder Entwicklungen lassen sich im Vergehen der Zeit nicht ausmachen, außer, dass alles bald runder geschliffen klingt als zu Beginn.

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Spezial: Bo Müller – Räume/Krüger – GÜT – Bauchpfannen Aufnahmen 2024

Von Matthias Bosenick (09.08.2024)

2024, die beiden verbliebenen Mitglieder des künstlerisch wie musikalisch unschätzbar einflussreichen Trios Die Trottelkacker aus der Samtgemeinde Velpke veröffentlichen 22 Jahre nach dem Ende jener Band neue Solo-Sachen. Der eine, Krüger, mit „GÜT“ eine Best-Of seiner Songs aus der Zeit von 2007 bis 2017, der andere nach Bandprojekten wie Müller & die Platemeiercombo und der weiterhin aktiven Müller-Verschwörung mit „Räume“ sein erstes echtes Solo-Album als Bo Müller. Behandelt Krüger mit fettem Indie-Rock gesellschaftliche wie emotionale Schief- und Tieflagen, reduziert sich Müller bei gar nicht so unähnlichen Themen auf seine Akustikgitarre. Bei aller Ernsthaftigkeit, Reife und musikalischer Perfektionierung: Die Kriegst die Jungs aus den Trottelkackern, aber die Trottelkacker nicht aus den Jungs. Und das ist GÜT so, das weitet Räume.

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Dead Bob – Life Like – Wrong Records 2023/2024

Von Matthias Bosenick (08.08.2024)

„Fuck this fucking shit“, schöner Einstieg. Seit 2016 sind NoMeansNo offiziell in Rente, und mit John Wright setzt ein Drittel jener Band aus Kanada unter dem Alias Dead Bob die Reise nun doch noch fort. Etwas mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung ist das Vinyl des Debüts „Life Like“ jetzt auch in Europa zu haben – und es lohnt sich: Natürlich bekommt man den Prog-Jazz-Punk von NoMeansNo kredenzt, dazu aber auch den Ramones-Pastiche-Punk der Hanson Brothers sowie einige Neuheiten. Offenbar hat der Schlagzeuger noch einiges mehr an Material in der Schublade, und wer weiß, vielleicht bekommt er seinen Bruder Rob eines Tages doch noch zurück ins Studio.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: „The Last Waltz“ – bester Konzertfilm aller Zeiten?

Von Onkel Rosebud

Neulich haben meine Freundin und ich das Abschiedskonzert „The Last Waltz“ von The Band, der Formation mit dem Understatement im Namen, gesehen. Obwohl wir es normalerweise nicht so mit der Mischung aus Folk-Rock, Country, Jazz und Rhythm’n’Blues haben, fanden wir’s recht sehenswert – auch noch 2024. Es fand am 25. November 1976 im „Winterland Ballroom“, einem ursprünglich als Eislaufhalle geplanten Gebäude, in San Francisco statt. 1967 waren sie dort zuerst unter ihrem offiziellen Namen aufgetreten. So schloss sich der Kreis. The Band – das waren Robbie Robertson (Gesang, Gitarre), Rick Danko (Gesang, Bass, Geige), Levon Helm (Gesang, Schlagzeug, Mandoline), Richard Manuel (Gesang, Keyboard, Piano, Perkussion) und Garth Hudson (Orgel, Saxophon). Sie begannen als Begleitcombo für den Sänger Ronnie Hawkins unter dem Namen „The Hawks“. Später gaben sie auch eigene Konzerte. His Bobness entdeckte „The Hawks“ und heuerte sie als Tournee- und Studioband an. Die Zusammenarbeit dauerte über eine Dekade, in der sich die Gruppe schlicht „The Band“ nannte. Zum Zeitpunkt des Auflösens waren die Musiker seit 16 Jahren zusammen und quasi ununterbrochen auf Tour.

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Sacred Buzz – Radio Radiation – Fuzzed Up/Astromoon Records 2024

Von Matthias Bosenick (06.08.2024)

Einen siebenzölligen Vorboten auf eine zum Jahresende geplante EP und das für das kommende Jahr geplante Debütalbum stellen Sacred Buzz aus Berlin ins Regal: Mit „Radio Radiation“ platziert sich das international besetzte Quartett im Psych-Garage-Fuzz-Metier. Eine monotone Orgel ragt aus dem agilen Sound heraus, der, wie die Band selbst mitteilt, „einen wilden Ritt in den 13. Stock und dann zurück in den samtenen Untergrund“ unternimmt – und, zusätzlich, nach Manchester. Die Single erscheint Ende August.

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Tom Liwa & Leuchtturmband – Primzahlen aus dem Bardo/More To Primes – Der, den mein Freund kannte 2024

Von Matthias Bosenick (05.08.2024)

Tom Liwa sitzt bei dir in der Bude rum und quatscht dich voll. Das allein reicht ihm aber nicht, er hat noch eine leise Indierock-Band mit dabei. Und eine Saxophonistin. Rund 100 Minuten auf drei CDs lag hockt er neben dir und erzählt vor sich hin. Öffnet die Tür zum Jazz und dein Herz für seine Betrachtungen. Lässt die Leuchtturmband im Wendland sanften Folk-Indie spielen, der für sich schon ungemein umhaut, auch auf so eine lange Strecke, und holt als Garnitur Luise Volkmann hinzu, die mit ihrem Saxophon mehr Melodie improvisiert, als Liwa singt. Weil er eben zumeist spricht. 100 Minuten „Primzahlen aus dem Bardo“ und „More To Primes“ können ganz schön kurz sein. Country’n Western sollte man für den Genuss schon mögen, übrigens, wenn auch nicht zwingend chinesischen.

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Zwei zu Eins – Natja Brunckhorst – D 2024

Von Matthias Bosenick (01.08.2024)

Einem Ausländer ist es trotz allen Nachlesens und Zeitzeugenzuhörens höchstwahrscheinlich nicht umfassend möglich, das Gefühl nachzuempfinden, das sich bei der Bevölkerung der DDR zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung einstellte, damals, im Hitzesommer 1990. Träume, Zukünfte, Ideologien, Ängste, Gewissheiten stehen infrage oder sind gleich komplett aufgehoben, ein plötzliches Leben zwischen Reisefreiheit und Arbeitslosigkeit macht es nahezu unmöglich, Pläne zu fassen. Fatalismus hilft als Motivator, wenn man plötzlich die Chance hat, der Vernichtung überlassenes DDR-Geld in die Finger zu bekommen und damit den Staaten ein Schnippchen zu schlagen. Aus der wahren Geschichte macht Natja Brunckhorst die Dramödie „Zwei zu Eins“ mit angemessen gebremstem Tempo, tollen Darstellern, guten Dialogen, schönen Bildern und einer überflüssigen Dreiecksgeschichte.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Alles nur geklaut.

Von Onkel Rosebud

Ich weiß noch, als meine Freundin zum ersten Mal den Song und vor allem das Intro zu „Bitter Sweet Symphony“ von Richard Ashcroft hörte, stellte sie das Rotweinglas ab und ihre Augen schauten mich schräg-fragend an: „Häh, woher kenne ich das?“ Daraufhin erklärte ich ihr, dass der knuddelige Sänger der Formation The Verve nach der ersten Auflösung in einer Rolling-Stones-Coverband jobbte und dabei wohl das Streichersample in der Orchesterversion von „The Last Time“ entdeckt hat. Der Rechtsstreit mit Allen Klein – ehemaliger Manager der Rolling Stones und Rechteinhaber des Songs – dauerte mehr als 20 Jahre und dabei ging es um mehrere Millionen Dollar Veröffentlichungstantiemen.

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Powerwolf – Wake Up The Wicked – Napalm Records 2024

Von Guido Dörheide (30.07.2024)

Nachricht von Christof. Der Freund, der Kollege, die Legende, der Checker schreibt: „Hi Guido, heute ist die neue Powerwolf-CD rausgekommen.“ Und was soll ich sagen, bei mir in der Küche lief sie da schon. Es ist nun zwei Jahre her, dass Christof und ich uns Iron Maiden, Airbourne und eben die besagten Powerwolf im Frankfurter Waldstadion angesehen haben (nochmal danke, Christof, für das tolle Weihnachtsgeschenk mitten im Juli) und seitdem Fans der fünf liebenswerten Rumänen aus dem Saarland sind. Nun frägte ich mich aber, ob eine Band, die ich aus einem Konzert in liebenswerter Erinnerung habe und deren Werk ich mir erst im Nachhinein erschlossen habe, mich auch mit neuem, mir bis dahin unbekannten Studiomaterial zu begeistern vermag.

[Hinweis: Dies ist Beitrag Nummer 1500 auf KrautNick seit der Umstellung auf WordPress!]

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Kleo 2 – Netflix/Zeitsprung Pictures 2024

Von Matthias Bosenick (30.07.2024)

Mist, man hat uns für Staffel Eins der Netflix-Serie „Kleo“ überall gelobt und uns sogar mit Preisen ausgezeichnet, wir müssen jetzt schnell eine zweite Staffel machen. Was war doch gleich die Ausgangslage? Ah, Chaos! Wischen wir weg, weil wir ja die erfolgreichen Konstellationen reproduzieren müssen. Ach kommt, doch nicht, wir machen es dann anders, mehr Spionage, mehr Drama, bisschen Herzschmerz. Den Humor schieben wir dafür an die Seite, die spannenden Figuren gestalten wir als Abziehbilder und eine Dramaturgie brauchen wir nicht, wir haben ja schließlich Action, Tarantino-Zitate, grandiose Film-Ästhetik, einen authentischen Soundtrack und ganz viele Plot-Twists, mit denen garantiert keiner rechnet! Das muss doch reichen, oder? Spoiler: nein.

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