The Room Next Door (La habitación de al lado) – Pedro Almodóvar – E/USA 2024

Von Matthias Bosenick (07.11.2024)

Emotionen sind hier nicht plakativ sichtbar, aber Thema: Die todkranke Martha bürdet der entfernten Freundin Ingrid auf, sie bei ihrem Freitod zu begleiten – an sich die Basis für haufenweise Wehklagen, doch Pedro Almodóvar inszeniert „The Room Next Door“, die Verfilmung des Romans „Was fehlt dir? (What Are You Going Through?)“ von Sigrid Nunez, als Informationsaustausch auf intellektueller Ebene. Das ist wohltuend, weil man sich weniger manipuliert fühlt. Der Regisseur geht zudem stante pede in medias res und fesselt trotz des zumeist theoretischen Aufbaus über die gesamte Spielzeit die Aufmerksamkeit der Betrachtenden. Außerdem begeistern, wie beim früheren Enfant Terrible gewohnt, die Bilder – und Tilda Swinton ist der nächste Pluspunkt.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kino

The Cure – Songs Of A Lost World – Fiction Records 2024

oder: „Meine ersten 37 Jahre mit The Cure (1987 bis heute)“

von Guido Dörheide (06.11.2024)

The Cure ist meine älteste Lieblingsband, älter noch als The Fall, die ich erst viel später kennen- und lieben lernte. Also versuche ich mal, einen Einstieg in den Artikel zu finden, ohne „4:13 Dream“ (2008) zu verdammen und ohne „Disintegration“ (1989) in den Himmel zu loben.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Herrlicher Blödsinn – Die Filmwelt des Quentin Dupieux

Von Onkel Rosebud

Quentin Dupieux ist der breiten Öffentlichkeit vor allem als Mr. Oizo durch seinen Chartbreaker „Flat Beat“ von 1999 und dem damit verbunden Video, wo ein gelbes, bärenartiges Plüschtier namens „Flat Eric“ sich durch die Handlung knufft, bekannt. Er ist aber auch Regisseur – nicht nur für Musikvideos. Zwischen 2001 und heute hat er eine zweistellige Anzahl an Filmen rausgehauen. Allesamt geprägt von irrwitzigem Charme, Absurdität, ironischer Feier des Sinnlosen und subtiler Gesellschaftskritik. So, Schlingensief meets Buñuel. Gute Voraussetzung für meine Freundin und mich, uns seinen Film „Die Wache“ (2018) anzuschauen.

Weiterlesen

BlackHoleSurfers – Downward Spiral / Вниз по спирали – Black Hole Surfers 2024

Von Matthias Bosenick (06.11.2024)

Unter ständiger Veränderung finden sich die Black Hole Surfers: Auf ihrem neuen Album mit dem Nine-Inch-Nails-Gedächtnis-Titel „Downward Spiral / Вниз по спирали“ verzichtet die Band aus Nischni Nowgorod (Нижний Новгород) auf die Leerzeichen im Namen und beginnt zudem, ihre psychedelische Rockmusik mit elektronischen Mitteln ins Tanzbare zu überführen. Aber keine Angst, wer mit Mucke ins All driften möchte, ist auch mit diesem kaum halbstündigen Album bestens bedient. Nach Abwärtsspirale klingt die Musik hier übrigens mitnichten, eher im Gegenteil.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Wilie Nelson – Last Leaf On The Tree – Legacy 2024

Von Guido Dörheide (05.11.2024)

Meine Mutter würde sagen, Willie Nelson sein ein „Unikum“. 91 Jahre ist er mittlerweile alt, in zahlreichen Musikstilen wie Folk, Country, Outlaw Country, Jazz etc. zuhause und wird nicht müde, immer neue Alben auf den Markt zu schmeißen. „Last Leaf On The Tree“ ist heuer schon sein zweites nach „The Border“, und erst im vergangenen Jahr hat er mit „Bluegrass“ ein tolles Album mit Coverversionen im Bluegrass-Stil vorgelegt.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

MC5 – Heavy Lifting – Ear Music 2024

Von Guido Dörheide (05.11.2024)

Die MC5 aus Detroit, jenem Wolfsburg in Michigan, haben der Musik trotz deutlich dünnerem Outputs bestimmt ebenso ihren Stempel aufgedrückt wie die Ramones aus New York City. Erstere haben mit „Kick Out The Jams“ 1969 dem Punk Rock den Weg bereitet (zusammen mit dem im selben Jahr erschienenen selbstbetitelten Album der Stooges aus dem benachbarten Ann Arbor), zweitere haben ihn dann auf virtuos-dilettantische Art perfektioniert. Beide Bands haben außerdem gemeinsam, dass keines ihrer Mitglieder mehr lebt. Bezogen auf die MC5 bedeutet das: Sänger Rob Tyner und Gitarrist Fred „Sonic“ Smith sind bereits in den 90ern verstorben (1991 und 1994), Bassist Michael Davis 2012 und Schlagzeuger Dennis Thompson und Gitarrist Wayne Kramer beide in diesem Jahr.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

SynthBox – Still Alive – Nagelwork 2024

Von Matthias Bosenick (05.11.2024)

Hier ist drin, was draufsteht – und doch wieder nicht: Das Stichwort Synthiepop, das der Wolfenbütteler Jens Nagel unter seinem neuen Parallel-Alias SynthBox heranzieht, weist in eine verfälschte Richtung, denn sein Debüt „Still Alive“ ist mitnichten ein reines Retro-Ding, das den opulenten Sound der Achtziger-Synthiebands kopiert. Nagel hat eine eigene Handschrift, sowohl in der minimalistischen Musik als auch im Gesang, und zeigt sich zudem experimentierfreudig im Sinne seiner Songs. Zwar legt Nagel seine neun neuen Songs chillig aus, lässt zusätzlich aber eine kopfnickende bis clubtaugliche Tanzbarkeit zu. Ein wunderbarer Begleiter zum Hauptprojekt REAL des früheren Phase-V-Keyboarders!

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Maverick Persona – In The Name Of – NOS Records/MarraCult 2024

Von Matthias Bosenick (04.11.2024)

„Turn On The Good Music, Louder!“ empfiehlt das Duo Maverick Persona aus Apulien, und wer dies für dessen zweites Album „In The Name Of“ beherzigt, wird belohnt: Auf den elf neuen Tracks bilden die beiden Musiker eine so große Vielzahl an Genres und Stilen ab, dass man oberflächlich betrachtet meint, es mit mehreren Bands zu tun zu haben, und doch stülpen die beiden lediglich einen großen Hut über alles, der dann auch noch bestens passt. Schönes Chaos, Jazz, Folk, Psychedelik, Electro-Beats, Rap, Akustik-Ballade, Trip Hop, Drone, hier ist mehr drin, als manche in ihren Plattensammlungen haben, und doch ergibt es kein undurchmessbares Durcheinander. Das ist eine Kunst.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Frank Schäfer – Nötes Of A Dirty Old Fan – Satyr-Verlag 2024

Von Matthias Bosenick (02.11.2024)

Der Heavy Metal hat sich über die Jahrzehnte verändert, erweitert, und das ist gut so. Seit ehedem begleitet der Braunschweiger Szeneprotagonist Frank Schäfer Akteure und Connaisseure des Heavy Metal auf journalistisch-schriftstellerische Weise, und wie das Genre selbst erweitert auch der Autor seine Haltung, und auch das ist gut so. Wie der Heavy Metal lediglich zum Metal wurde, wandelte er sich auch von der sexistischen Machomucke zu Gleichberechtigung, Inklusion und mehr, zu einer anderen, zu einer idealen Gesellschaft gar, und solcherlei Aspekte nimmt Schäfer in seinen neuen gesammelten Beobachtungen auf und stellt sie enzyklopädischen Beiträgen, alltäglichen Blitzlichtbeobachtungen und pommesgabelreckenden Fanboygeschichten an die Seite. Und das mit dem gewohnt souveränen Spagat zwischen Gossen- und Akademikersprache – es ist stets ein Fest, seine Texte zu lesen, egal, wovon sie handeln.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buch

Yeun Elez – La croix des cinq chemins – Antibody Label 2024

Von Matthias Bosenick (01.11.2024)

Eine äußerst verheißungsvolle Melange: Hoel Von Helvet, aus dem Norwegischen übersetzt quasi Ferse der Hölle, ist der Name des Protagonisten hinter dem Projekt Yeun Elez, das nach einem bretonischen Whisky mit Rauch- und Torf-Aroma benannt ist, halt, nein: nach einem Sumpfgebiet in den Monts d‘Arrée, das in der lokalen Mythologie der Eingang zur Hölle ist, mit der hat er’s offenkundig, und außerdem ist dieser französische Musiker auch als Grafiker und Holzschnittkünstler tätig, was er auch für die Cover seiner musikalischen Veröffentlichungen nutzt. „La croix des cinq chemins“ ist die jüngste, sie behandelt bretonische Mythologien, dargeboten in einer abgedunkelten musikalischen Vielfalt zwischen der schamanischen Trance von Dead Can Dance, mittelalterlicher Monotonie, gekrümmtem Wave-Goth sowie Industrial-Noise, alles davon unter Umgehung üblicher Klischeefallen.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album