Hydrahelia, Faun Fables & Sleepytime Gorilla Museum – Live im Hafenklang, Hamburg, am 7. August 2025

Von Matthias Bosenick (08.08.2025)

Was für ein Paket: Sleepytime Gorilla Museum und Faun Fables aus Oakland an einem Abend, mit einer personellen Überschneidung (auf dem Papier, auf der Bühne vollständig) quasi Hauptact und Vorgruppe aus einem Nest. Die einen – Faun Fables – folkig wie Fairport Convention mit Krängung, die anderen – Sleepytime Gorilla Museum – gar nicht erst kategorisierbar, mit ihrem experimentell-avantgardistischen verschachtelten Theater-Post-Irgendwas-Rock-Metal plus Geige. Und als Support mit Hydrahelia Impro-Drones mit Tanzperformance. Lauter sympathischem Menschen auf und vor der Bühne des Hafenklang und ein Abend für die Ewigkeit. Und das für nur 14 Euro.

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Houses Of Heaven – Within/Without – Felte 2024

Von Matthias Bosenick (07.08.2025)

Ein tragisches Ereignis ist der Grund, warum Houses Of Heaven ins Bewusstsein des Rezensenten kamen: Nach dem Tod des Nitzer-Ebb-Sängers Douglas McCarthy teilte jemand in diesem Internet den Song mit dem programmatischen Titel „The End Of Me“, den McCarthy für das Trio aus Oakland einsang. Flugs das Album erworben, stellt sich heraus, dass die anderen Songs sogar noch besser sind: Achtziger-Synthie-Sounds kombiniert mit analogen Instrumenten und zeitgemäßem Songwriting, melancholische Stimmung, und dann noch auf graumeliertem Vinyl. Eine schöne Entdeckung!

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Der gesunde Erwachsene mordet achtsam

Von Onkel Rosebud

Sie blenden jetzt mal alles aus, was mit dem hier und jetzt zu tun hat, halten kurz inne und konzentrieren sich ganz auf diese Kolumne: Wenn es nach meiner Freundin geht, dann geht Tom Schilling immer. Der Schauspieler ist ein Garant, dass die Filme/Serien gut sind. Gern erinnern wir uns an Sternstunden in der Sitzschnecke zu Filmen wie „Oh Boy“ oder „Who Am I – Kein System ist sicher“. Seine neue Serie heißt „Achtsam morden“ und ist eine heitere Thriller-Groteske im Stile kriminalistischer Kettenreaktionen von „Hindafing“ bis „Kleo“, als hätte Guy Ritchie „Breaking Bad“ eingedeutscht. Ein grundsätzlich friedfertiger Mann schlittert auf der Blutspur unvorhergesehener Kapitalverbrechen tief und tiefer ins Verderben – und das mit einer ganz großen Portion Süffisanz.

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Apple Cider Vinegar – Jeffrey Walker – Netflix 2025

Von Annett und Guido Dörheide (05.08.2025)

„Mal sehen, ob wir das durchhalten, ohne uns total aufzuregen“, dachten wir, als wir die australische Netflix-Miniserie „Apple Cider Vinegar“ einschalteten. Die Serie handelt von alternativer Medizin, Scharlatanerie, Influencertum und haltlosen Heilsversprechen (die natürlich, wie immer einem solchen Kontext, nie wirklich gegeben wurden, es ging ja angeblich immer nur um harmlose Ernährungstipps…), bietet also tatsächlich viel Aufregungspotenzial.

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Psycho Symphony – Silent Fall – Audio Pro 1997/Loud Rage Music 2025

Von Matthias Bosenick (06.08.2025)

Legt man heute „Silent Fall“ auf, das Debüt und einzige Album des rumänischen Quartetts Psycho Symphony, muss man die Entstehung dieses Prog-Metal-Werkes berücksichtigen: Mitte der Neunziger und ohne nennenswerte technische Ausstattung erstellten die vier Musiker diese verschachtelten Frickeleien, setzten ihre Visionen um und mit diesem ursprünglich ausschließlich als Tape erschienenen Album außerdem einen Pflock in die rumänische Metallandschaft. Jetzt ist „Silent Fall“ erstmals als CD und Stream zu haben.

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Wildblumenblues Vol. 3 – Head Perfume Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.08.2025)

Es ist schon neun Jahre her, dass der Labelbetreiber, Verleger, Poet und sonstige Allrounder René Seim aus Dresden unter seinem Alias DJ Cramér den zweiten Teil seiner Sampler-Reihe „Wildblumenblues“ in die Menge warf, damals nur zwei Jahre nach dem ersten. Jetzt endlich ist Vol. 3 zu haben, mit 16 Bands aus aller Welt, die sich in retroseliger Manier und mit ganz viel Surf-Twang dem Garagen-Punk’n’Roll widmen. Wichtiges Kaufargument zusätzlich dazu, dass diese Sammlung einen mächtigen Partyfaktor in sich trägt: Sofern die Beiträge nicht mindestens rar sind, sind sie sogar exklusiv.

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Spezial: db2fluctuation – Drei Veröffentlichungen 2025

Von Matthias Bosenick (04.08.2025)

Eine enorm bedauerliche Entwicklung dieser Tage ist es, dass es sich für mittelgroße Künstler nicht mehr rechnet, ihre Musik auf Tonträgern herauszubringen. Oswald Henke von Goethes Erben singt dieses Lied, die beiden Gründungsmitglieder von Front 242, Daniel Bressanutti und Dirk Bergen, mit ihrem Label db2fluctuation stimmen darin ein. Dabei würde man sich deren Musik so gern ins Regal stellen können. Zum Beispiel die jüngsten drei Bandcamp-Veröffentlichungen: „Mandala“ und „Mandala 2“ von Daniel.B. sowie Flux von NothingButNoise, allesamt im elektronischen Ambient mit unterschiedlichen Ausrichtungen angesiedelt.

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Roger Waters – This Is Not A Drill (Live From Prague) – Columbia/Legacy 2025

Von Guido Dörheide (02.08.2025)

Hach ja, liebe Lesenden – neulich im Schrebergarten, Thomas wartet, während Rüdiger wässert… (oder wie Rötger Werner Friedrich Wilhelm Feldmann auf dem Höhepunkt seines Schaffens tönte: „Wenn Günter Grass kifft, fickt Curd Jürgens Hühner – Jürgen tun seine Hühner Leid, aber das Gras bauen wir neu an“), aber dieser Beitrag soll nicht von Tom Waits und auch nicht von Brösel oder Werner, sondern von Roger Waters handeln. Gäbe es auf der einsamen Insel (former proud member of the EU) nur zwei Bücher, und wären diese betitelt mit „Die 100 größten Nervensägen des 20. Jahrhunderts“ und „Die 100 größten Nervensägen des 21. Jahrhunderts“ – Roger Waters nähme in beiden Werken einen der vorderen Plätze unter den ersten Zehn ein. Wo ist der verrückte Buchmacher, wenn man ihn braucht? Und welcher Buchmacher wäre so verrückt, eine derart glasklare Wette anzunehmen, ohne seinen sicheren Ruin zu riskieren? Fragen über Fragen, aber wurscht, der unrasierte Kotzbrocken, der einst überaus kompetent die Bassgitarre bei Pink Floyd bediente und zahlreiche ihrer wunderbaren Songs komponierte und sang, ist zurück mit einem im Jahr 2023 zu Prag aufgenommenen Live-Album, und mit eben diesem möchte ich mich hier auseinandersetzen.

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We Lost The Sea – A Single Flower – Bird’s Robe Records/dunk!records/Translation Loss Records/New Noise 2025

Von Matthias Bosenick (01.08.2025)

Mittlerweile ist der Post-Rock ja auch eine Art alter Kumpel geworden, reichlich ausformuliert und ausdefiniert. Das stellt man auch beim Hören von „A Single Flower“ fest, dem fünften Studioalbum des Sextetts We Lost The Sea aus Sydney: Die Parameter sind vertraut, die Strukturen, Harmonien, Emotionen, da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um besonders zu bleiben. Festzustellen ist, dass es der Band bestens gelingt, ihre Musik genregemäß zu spielen; es ist eine Freude, „A Single Flower“ zu hören. Für die größere Unterscheidbarkeit müssten aber mehr Abweichungen her.

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