Ektör – Ektöristan – Bitume Prods 2024

Von Matthias Bosenick (02.12.2024)

Die Musik auf dem Debüt „Ektöristan“ klingt ganz anders, als es der Bandname Ektör erwarten lässt: Hat sich was mit gruseligem Gruftmetal, das hier ist Avantgarde-Rockmusik, ernsthaft verspielt, mit einem Auge auf den Sound von Sleepytime Gorilla Museum oder Magma, einem weiteren in Richtung Drum And Bass, mit ganz viel Jazz, Experiment, Neoklassik und Rockmusik für Leute, denen Classic Rock deutlich zu unterkomplex ist. Dem Genuss dieses Albums zugute kommt, dass die Band aus Bordeaux bei allem Spaß am Anderssein die Zugänglichkeit nicht außer Acht lässt. Eine vielseitige Reise, bei der jeder Blick um die nächste Ecke aufs Neue beeindruckt.

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Saltburn – Music From The Motion Picture – Polydor/Casablanca 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)

Dieses Album kauft man ausschließlich wegen der Darreichungsform, nicht wegen der Musik: Zwischen zwei zusammengeklebten transparenten Vinyl-Seiten blubbert eine Flüssigkeit, das Label ist wie ein Abfluss gestaltet. Das kommt in die Sammlung der Vinyl-Obskuritäten! Denn die Musik darauf, Songs aus dem Film „Saltburn“ aus dem Jahr 2023, besteht aus einigen genrefluiden Indie- und Pop-Hits ab den Nullern und zweien aus den Neunzigern. Was man davon mag, hat man bereits, und das ist der geringste Anteil der Songs. Aber das Vinyl ist so schön psychedelisch!

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Mercury Rev – Born Horses – Bella Union 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)

Da hat sich dann doch etwas getan bei den New Yorkern Mercury Rev, seit die früheren Noiserocker und späteren Dreampopper um 2008 herum ihren Exklusivitätsbonus mit dem zerfahrenen, uninspirierten Doppel-Album „Snowflake Midnight/Strange Attractor“ verspielten. Da dauerte es sieben Jahre bis zum nächsten Versuch, mit dem zumindest ganz netten „The Light In You“ hatte man 2015 schon gar nicht mehr gerechnet. Abgesehen von der Cover-Platte „Bobbie Gentry’s The Delta Sweete Revisited“ ist „Born Horses“ nun das erste Studioalbum mit neuen eigenen Songs seitdem. Es scheint, als hätte sich die Band um Grasshopper und Jonathan Donahue ihrer selbst besonnen, denn obschon die Songs weitgehend verträumt erscheinen, sind sie keine Selbstkopie mehr, und außerdem finden Mercury Rev am Ende sogar das Uptempo wieder. Das ging gerade nochmal gut!

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Ende gut, alles gut – oder auch nicht

Von Onkel Rosebud

Das Serienfinale von „Game Of Thrones“ ist mittlerweile über fünf Jahre her und meiner Freundin erging es wie den meisten Fans der Serie: Sie hat ihren Frieden mit dem unausgegorenen Ende geschlossen. Trotzdem lässt sie die Sache nicht los und sie verfolgt, wie George R. R. Martin diese Aufgabe in den letzten beiden Büchern der Reihe bewältigt. Dann wird es nämlich einen offiziellen alternativen Abschluss der Geschichte geben und sie fragt sich jetzt schon, welche Version nun die bessere ist.

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DzuszanD ft. Redink – Disintegrating Brutality – Dzuszan Bad 2024

Von Matthias Bosenick (27.11.2024)

Was beginnt wie eine formlose Industrial-Variante, schwingt sofort in eine improvisierte, freie Rockmusik über. Dabei behält das Krakauer Trio durchaus vertraute Strukturen bei, etwa einen nachvollziehbaren Rhythmus und fragmentarische Melodien, formt drumherum aber eindeutig eigensinnige Sounds und Varianten dessen, was man üblicherweise unter Rockmusik versteht. Die 40 Minuten von „Disintegrating Brutality“ erscheinen unter dem Projektnamen DzuszanD ft. Redink, die Besetzung der bisher sechs Veröffentlichungen auf Bandcamp unterscheidet sich je nach Bandbenennung. Einen Zugang zu finden zu dieser Art dekonstruktivistischer Musik ist gar nicht so schwer, wie es den Anschein hat.

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Sacred Buzz – Radio Radiation EP – Fuzzed Up/Astromoon Records 2024

Von Matthias Bosenick (27.11.2024)

Hier ist sie nun also, die angekündigte EP zur 7“ mit demselben Titel, „Radio Radiation“, des von Berlin aus agierenden Quartetts Sacred Buzz. Die beiden Vinyl-Tracks sind mit drauf, dazu vier neue, die sich allesamt in einer wie in den Sechzigern ausgestatteten Garage wohlfühlen, mit Verzerrer und mit Orgel, mit Psychedelik und mit fuzzy Rock’n’Roll. Und alles live im Studio eingespielt.

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Julius Lind – Lights – Kapitän Platte 2024

Von Matthias Bosenick (26.11.2024)

Da mag einer die Neunziger, die von den Sechzigern inspiriert waren: „Lights“, das Solo-Debüt des norwegischen Bassisten Julius Lind, klingt wie die tanzbaren Indiebands aus England oder Schottland, die zu tief am Plattenregal ihrer psychedelischen Eltern geschnüffelt hatten. Mit seinem zwei Mitstreitenden erzeugt Lind ein Gefühl für Madchester und Fußspitzengucken, an dem man während des ausgelassenen Herumtanzens seine Freude hat, herauszuhören, wovon genau er sich wohl gerade inspirieren ließ. Der Vorteil des Trios: Dabei bleibt es nicht, die acht Songs entwickeln einen eigenen Vollrausch.

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Andreas Ruch – Die drei ???: Drei Fälle – Kosmos/Rewe 2024

Von Matthias Bosenick (26.11.2024)

Da macht der Verlag Kosmos den nächsten Fan zum Autoren. Für Andreas Ruch sind die drei Rewe-Minis der Reihe „Die drei ???“ nicht die ersten Beiträge, lediglich zur regulären Episode brachte er es bisher noch nicht. Die drei Fälle „Rätsel des Flamingos“, „und der Bärenkopf“ und „und die rasende Gier“ decken ungefähr die Eckpunkte ab, die der geneigte Fan seit 1964 (in den USA) und 1968 (in Deutschland) sowie 1979 als Hörspiele so verehrt: Schatzsuchen mit Rätseltexten, Geistererscheinungen, herkömmliche knifflige Kriminalfälle, hier kredenzt mit weiteren vertrauten Versatzstücken. Besonders besonders sind alle drei Büchlein nicht, bieten aber jeweils eine nette Stunde Lektüre.

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Intim und global – Sofi Tukker – Live in der Uber Eats Music Hall, Berlin, 24. November 2024

Von Onkel Rosebud

Totensonntag. Was man da eben so macht. Meine Freundin und ich sind in die Bundeshauptstadt gefahren, um das Duo aus New York City live on stage zu erleben. Wir hatten uns das schon mal Jahre vorher vorgenommen. Corona – da war doch was – machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Sofi Tukker sind Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern und ihnen eilt der Ruf voraus, mit einer Mischung aus House, Weltmusik und ansteckender Energie eine bodenlose Tanzparty in eine Art von kollektiver Wesenserweiterung umwandeln zu können.

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Puppengott – Diamanten II/Ich verzeihe niemals – Xchnum Miiimiiikry 2023/2024

Von Matthias Bosenick (25.11.2024)

Sich in die Abgründe von Jonas Kolb zu begeben, stellt ein zusehends größeres Wagnis dar, je weiter er sich künstlerisch voranwagt. Sein aktuell bevorzugtes Alias ist Puppengott, als dieser veröffentlichte er vor einem Jahr die Kassette „Diamanten II“ und ganz frisch die CD „Ich verzeihe nie“. In Genreschubladen lässt sich der Schöninger schon ewig nicht mehr stecken: Irgendwo klebt noch das Etikett Black Metal, doch verschwindet der harsche Gitarrenlärm zugunsten von Dark Ambient, Shoegaze, Soundscapes, Industrial und hörbuchartigen Horrorgeschichten voller Blut und anderer Körperflüssigkeiten. Damit entfernt sich sein Alias immer weiter vom Charakter der Person – so möchte man jedenfalls hoffen!

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