Bissesvinet – Blodager – Bissesvinet 2024

Von Matthias Bosenick (19.11.2024)

Was aus einem einmaligen Gastbeitrag so werden kann: Sänger Bisse war vor zwei Jahren Feature auf „Intruducing SVIN“, dem siebten Album der dänischen Avantgarderockband Svin, und zwar im Song „Bøn“. Der gefiel beiden Beteiligten – und allen Hörenden – so gut, dass sich Sänger und Band zu Bissesvinet zusammentaten. „Blodager“ ist das Debüt dieser Kombination, und es überwältigt mit einer eigensinnigen Musik, die weniger Avantgarde ist als kunstvoll rätselhaft, energetisch ohne Gewalt, dennoch pandämonisch, zudem generiert zuvorderst mit Blas- und Tasteninstrumenten und mit zwingendem Gesang versehen. Für dieses Debüt mussten beide Parteien von ihrer gewohnten Arbeitsweise abweichen und Kompromisse finden – und es gelang ihnen vortrefflich.

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Davide Pansolin – Kiss The Sun – Tsunami Edizioni 2024

Von Matthias Bosenick (18.11.2024)

„Die lange Reise des Heavy Psych 1980-2000“ ist das im Untertitel aufgedröselte Thema von „Kiss The Sun. Il lungo viaggio dell’heavy psych (Le tempeste)“, einem gigantischen Kompendium, zusammengetragen von einem, der sich auskennt: Davide Pansolin betrieb in Savona Plattenladen, Label und Magazin jeweils mit dem Namen Vincebus Eruptum, förderte zahlreiche lokale bis internationale Bands aus der psychedelischen Rockmusik und bündelt sein Fachwissen nun in diesem Buch. Das man bedauerlicherweise ausschließlich auf Italienisch bekommt, aber Google Translate kann helfen, und außerdem schmückt es den Raum ungemein, und man holt sich eben überhaupt das Fachwissen das sympathischen Auskenners nach Hause.

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Anthony Miller – Cyanotypes EP – Mill Hill Records 2024

Von Matthias Bosenick (18.11.2024)

Schalt dein Radio ein: Drei entspannte Songs kredenzt Anthony Miller auf seiner jüngsten EP „Cyanotypes“, klassisch eingeleitet durch ein Intro mit einer Anmoderation wie im Radio. Seine Musik dürfte weitestgehend im nordamerikanischen Folk angesiedelt sein, jedoch nur so weit, dass er dabei Klischees umgeht und seinem Wohlklang eine Basis immerhin auf Holzinstrumenten gibt. Man hört ein Banjo, ja, jedoch unaufdringlich, songdienlich. Cello, Schlagzeug, Akustikgitarre, Chorgesang, die Welt des Gifhorners ist warm, weich, umfangend, kitschfrei.

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Grass Harp – Live im Planetarium Wolfsburg am 16. November 2024

Von Matthias Bosenick (17.11.2024)

Da geht man mehr als 30 Jahre lang auf Konzerte und bekommt im Jahre 2024 etwas geboten, das weltweit sicherlich an einmalig grenzt: Inmitten des Planetariums geben die lokalen Spacerocker Grass Harp ihr erstes Konzert in Wolfsburg seit sieben Jahren, präsentieren ihre neue Fünf-Song-EP „Motodrome“ und lassen sich spektakulär von Projektionen in der Kuppel begleiten. Der vermutlich lediglich imaginierte Duft von frisch gerauchtem Gras hängt in der Kuppel, das Publikum hängt in den gemütlichen Liegesitzen und die Seele hängt im All herum. Einziger Wermutstropfen: Anders, als es das Weltraumthema suggeriert, ist das Konzert nicht unendlich.

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Europa – Lars von Trier – DK/SF/D/CH 1991

Von Matthias Bosenick (17.11.2024)

Filmfest in Braunschweig! Und weil Udo Kier den europäischen Schauspielpreis „Europa“ verliehen bekommt, zeigt das Filmfest einige Filme, in denen der Achtzigjährige mitspielte, darunter den nach dem Preis benannten (oder umgekehrt) „Europa“ von Lars von Trier aus dem Jahr 1991, dritter und letzter Teil der „Europa“-Trilogie. Als wäre das nicht sensationell genug, steht der Kölner auch noch nach dem Film dem Publikum Rede und Antwort, beziehungsweise: mehr Rede als tatsächlich Antwort, was seinen Charme nur untermauert.

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Endless Dark – The Kingdoom – Loud Rage Music 2024

Von Matthias Bosenick (15.11.2024)

Der Titel „The Kingdoom“ verspricht mehr, als dieses Debüt der rumänischen Goth-Doom-Metalband Endless Dark hält. Dafür ist die Musik zu sehr in Stereotypen verhaftet und hat zu allem Überfluss auch noch ein bei HIM geklautes Klimperklavier mit drin, das zumeist lediglich die Gitarrenläufe begleitet und kaum kompositorischen Mehrwert mitbringt. Schön sind die Growls und auch an sich wäre an diesem Genreoeuvre nicht viel auszusetzen gewesen, nur will es lieber einer Szene gefallen, als dass es diese erweitert. Chance verpasst.

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Universal Language (Une langue universelle) – Matthew Rankin – CDN 2024

Von Matthias Bosenick (14.11.2024)

Filmfest in Braunschweig! Zum persönlichen Einstieg in die 38. Cineastenparty gibt’s „Universal Language“, einen Film, der in einem Kanada spielt, in dem vornehmlich Farsi gesprochen wird, sofern nicht Französisch, der vor öder brutalistischer Kulisse stattfindet und der mit aberwitzigen Absurditäten nur so gespickt ist, die im Finale dramatisch zusammenlaufen. Experimenteller Zitatepop mit originärem Kern.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Warum „Die Reise nach Tokio“ der beste Film aller Zeiten ist

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin liebt die arte-Mediathek. Neulich äußerte sie, von den üblichen Streaming-Diensten mit ihrem zielgruppenorientierten Einheitsbrei die Nase voll zu haben und eine Pause von Netflix und Co zu nehmen, um sich künftig auf arte, die Fundgrube für Anspruchsvolle, zu konzentrieren. Sie hält das jetzt schon länger durch und das hat unter anderem dazu geführt, dass wir mitreden können, falls auf der nächsten Party in der Küche mal die Sprache auf den japanischen Autorenfilmer Yasujirō Ozu kommt.

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The Smile – Cutouts – XL Recordings 2024

Von Matthias Bosenick (13.11.2024)

Moment, schon wieder ein neues Album von The Smile, es gab doch erst vor gefühlt einigen Wochen eines? Tatsächlich, in der Trio-Form sind die Radiohead-Leute Thom Yorke und Jonny Greenwood mit Bonus-Jazz-Schlagzeuger Tom Skinner offensichtlich produktiver als mit ihrer Hauptband. Unklar ist, ob sie auch besser sind – gefeiert auf jeden Fall, nur fragt man sich bisweilen, woran das liegt – am Bezug zu Radiohead, am Mangel an qualitativ wertigeren Alternativen, am Wunsch nach Sensation? Scheiße ist auch „Cutouts“ nicht, aber bombenmäßig geil geht ebenfalls anders. Kunstvoller Art-Pop-Rock, mal ambientsoft, mal afrobeatflott voran, aber die dahergebetete Sensation sind The Smile einfach nicht.

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Paul Heaton – The Mighty Several – EMI 2024

Von Guido Dörheide (12.11.2024)

Still und heimlich hat der Housemartins- und Beautiful-South-Mastermind und ehemals schwere Trinker Paul Heaton ein neues Album veröffentlicht. Leider ohne die mittlere Beautiful-South-Sängerin und Soloalbenmitstreiterin Jacqui Abbott (bekannt und gefeiert spätestens seit „Don’t Marry Her, Fuck Me“ von der 1996er Beautiful-South-Großtat „Blue Is The Coulour), dennoch sind mit Heatons regulärer Livekonzertkollaboratörin Rianne Downey und Yvonne Shelton zwei Sängerinnen dabei, um einige von Heatons neuen Kompositionen vorzutragen.

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