Von Matthias Bosenick (07.01.2025)
Die Nähe zum Krautrock steckt ja schon im Bandnamen: „Yoo Doo Right“ ist der Titel eines Stückes der Kölner Can, veröffentlicht 1969 auf dem Debüt „Monster Movie“. Doch hört man sich das dritte Album „From The Heights Of Our Pastureland“ des gleichnamigen Trios aus Montreal an, freut man sich sehr darüber, dass der alte Krautrock hier maximal eine Inspirationsquelle ist – Yoo Doo Right sind eher im Post-Metal zu verorten, im Post-Rock, im analog gespielten Ambient, im Shoegaze, im abgedunkelten Indierock – und ja, die repetitive Monotonie mancher Passagen ordnet man gemeinhin dem Krautrock zu. Sei’s drum, die Kanadier machen mehr draus, man kann das Album mit Fug und Recht unter Knaller einsortieren.
Archiv des Autors: Van Bauseneick
U2 – How To Re-Assemble An Atomic Bomb – Island/Intersope 2024
Von Matthias Bosenick (06.01.2025)
U2 punkten mal wieder mit alten Aufnahmen: „Ho To Re-Assemble An Atomic Bomb“ ist eine Sammlung von Demos und Raritäten aus der Zeit des nunmehr 20 Jahre alten, vorletzten guten Albums „How To Dismantle An Atomic Bomb“, im Zuge von dessen verkaufsträchtig bonusbestückter Wiederveröffentlichung diese zehn Tracks exklusiv von den Record-Store-Day-Ableger Black Friday als separate LP in den inhabergeführten Plattenhandel kommen, und das auch noch schon in schwarzrot marmoriert. Die Platte lohnt sich, weil die Stadionrocker U2 um 2004 – anders als um 2000 oder ab 2014 – beseelt, inspiriert und motiviert zu Werke gingen.
Antumbra – Days Of Future Ravaged Lands – Loud Rage Music 2024
Von Matthias Bosenick (02.01.2025)
Als Ein-Mann-Projekt stehen einem mittlerweile haufenweise erschwingliche technische Hilfsmittel zur Verfügung, die beim Hören der Musik den Eindruck von Ein-Mann-Projekt gar nicht mehr aufkommen lassen. Marius Ignatescu aus Transsylvanien erreicht dies ebenfalls, gottlob: Der Black Metal auf „Days Of Future Ravaged Lands“, seinem fünften Album als Antumbra, klingt nach einer Band, die routiniert zusammenspielt. Er selbst spricht von Atmospheric Black Metal, umgeht damit also den seit einigen Jahren beliebten Präfix Post, bedient ihn aber – und das auch noch auf attraktive Weise. Mit Mosten generiert der Mann aus Sibiu Atmosphären, die er mit stilleren Passagen anreichert, wie man das eben so macht. Und er macht es gut.
Teho Teardo & Blixa Bargeld – Christian & Mauro – Spècula 2024
Von Matthias Bosenick (02.01.2025)
Wer hätte das 2013 gedacht, dass die Zusammenarbeit von Einstürzende-Neubauten-Stimme Blixa Bargeld und Meathead-Musiker Teho Teardo zu mittlerweile drei Studio- und einem Live-Album sowie diversen EPs führen würde? „Christian & Mauro“, benannt nach den realen Vornamen der beiden Protagonisten, stellt das dritte Studioalbum dar, und es wäre ein Jammer, hätte man darauf verzichten müssen. Neoklassisch-kammerartig instrumentiert, darf Bargeld seine trilingualen Betrachtungen und Wortspiele zu den zugänglichen Sounds von Teardo streuen. Industrial, dem beide Ur- bis Haupt-Bands zuzurechnen sind, findet man hier kein Bisschen. Avantgarde bleibt das natürlich trotzdem, nicht nur gemessen am Radiopop. Und schön zu hören ist es!
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Harter Brocken – Weicher Kern
Von Onkel Rosebud
Sankt Andreasberg gehört zur Stadt Braunlage im Landkreis Goslar und ist als ehemaliger heilklimatischer Kurort bekannt für Heilfasten und Fastenwandern, aber auch für kulinarische Spezialitäten, wie die Harzer Schmorwurst oder die „Rammelse Wurscht“. Deshalb wahrscheinlich ehemaliges Heilbad. Ebendort spielt seit 2015 die ARD-Reihe „Harter Brocken“, die bis heute neun 90-Minüter hervorgebracht hat und die prinzipiell die regelmäßige Abführung der Rundfunk- und Fernsehgebühr rechtfertigt, weil sie vielen anderen offensichtlich gefällt. Und meiner Freundin auch.
WeiterlesenJahresrückblick 2024

Von Guido Dörheide, Onkel Rosebud und Matthias Bosenick
Die drei maßgeblichen KrautNick-Autoren beginnen damit, die im vergangenen Jahr begonnene Rückblick-Idee zu einer Tradition werden zu lassen, und befassen sich mit allelei Begebenheiten aus dem Jahr 2024.
WeiterlesenOpeth – The Last Will And Testament – Reigning Phoenix Music/Nuclear Blast 2024
Von Matthias Bosenick (30.12.2024)
Okay, Mikael Åkerfeldt growlt wieder, war vorab zu vernehmen. Die ersten neun Alben seiner Band Opeth waren davon bestimmt, dass er seine Stimme zwischen Klargesang und tiefstem Growlen schwanken ließ, je nachdem, was die Komposition so erforderte, und der progressive Death Metal der Schweden erforderte dies stets passend und angemessen. Bis die Charts winkten, die Band das Orgeln lernte und feststellte, dass Deep-Purple-Fans die Ohren offener halten, wenn man das Growlen unterlässt und die Songstrukturen mehr an Yes als an Death anpasst. Auf „The Last Will And Testament“ growlt er also wieder – zu den Orgeln, den Prog-Sprüngen und den anderen Parametern, die mit dem vermissten Death Metal nicht allzuviel zu tun haben. Heißt: Das Growlen allein macht noch kein Opeth.
Sebastiano Lillo – Cumbia acosadora – Trulletto Records 2024
Von Matthias Bosenick (30.12.2024)
Karibisch musiziert der Apulier Sebastiano Lillo, er nähert sich von EP zu Album zu EP mehr der Cumbia, einem kolumbianischen Musikstil mit Paartanz. Seine neueste Drei-Track-EP trägt diese Stoßrichtung bereits als Willkommensgruß im Titel: „Cumbia acosadora“ nahm er mit vier Gastmusikern live im Studio auf. Der Laie hört chilligen Reggae, der Kenner die Cumbia, jedenfalls orgelt sich die Band zurückgelehnt, aber mitreißend und ohne Gesang durchs nördliche Südamerika.
Ayn & Marlen und Marlen – Voices Phenomena – Toten Schwan Records 2024
Von Matthias Bosenick (27.12.2024)
Die Musik auf „Voices Phenomena“ ist so spooky, wie es das Thema erhoffen lässt: Tonbandstimmen, auf Englisch EVP für Electronic Voice Phenomenon, auf Esoterisch Instrumentelle Transkommunikation, bezeichnen auf Tonbändern auftretende Stimmen, allerdings solche, die zum Zeitpunkt der Aufnahme gar nicht zu hören waren, also womöglich solchen aus Totenwelten. Mit Repetitiven Figuren aus Dark Wave, Industrial und Death Rock widmet sich das italienische Duo mit dem Trio-Namen Ayn & Marlen und Marlen diesem Phänomen – und ja, manches haucht wie aus anderen Welten, anderes steht mit beiden Füßen fest auf der Erde, die wir sehen. Gruselig!
Wastegate – Wastegate EP – Wastegate 2024
Von Matthias Bosenick (27.12.2024)
Die Gifhorner Wastegate vermengen die alternative Rockmusik neu: Die Kompositionsweise der Achtziger kombiniert mit der Intensität der Neunziger ergibt das, was die vier Musiker auf ihrer selbstbetitelten Debüt-EP servieren. Alles tight bis heavy gespielt, fett produziert und mit zwischen den Schlägen auf die Zwölf mit immer noch genug Zeit, um amtlich herumzugniedeln.