Moby – Innocents – Embassy Of Music/Warner 2013

Von Matthias Bosenick (02.10.2013)

„Play“ it again, Dick: Seit 1999 hat Moby – mit Ausnahme des Albums „Last Night“ – nur zwei Tracks veröffentlicht. Einer ist melancholischer Gospel-Pop, der andere Ambient. Letzteres hat er schon vorher gemacht, ersteres dient ihm seit 1999 zur Blaupause für erfolgheischende Selbstkopien. Der Unterschied ist, dass sein melancholischer Gospel-Pop inzwischen um alle Ecken und Kanten bereinigter weinerlicher Jammer-Pop und sein Ambient mit Wohlwollen als zeitlos, mit genauem Hinhören als redundant zu bezeichnen ist. Hey, der Mann startete seine musikalische Karriere bei den „Vatican Commandos“ als Punk! Immerhin, die Gastsänger reißen es auf „Innocents“ ein bisschen heraus.

Aber nur ein bisschen. Die Musik bleibt nervtötend einfältig. Was noch auf dem damals innovativen „Play“ Gospel-Samples waren, sind jetzt eben echte Stimmen. Das kommt gut, wäre aber besser, wenn Moby die Hintergrundkomposition variabler gestaltet hätte. Die Stimmen lenken nur vordergründig davon ab, dass Moby eigentlich musikalisch nichts mehr zu sagen hat. Unaufdringlich untermalen seine Wattesounds die Gesänge von relativen Newcomern wie Cold Specks und Skylar Grey sowie alten Indie-Helden wie Mark Lanegan und Wayne Coyne. Das sind dann auch die ausdrucksstärksten Songs auf dem Album. Dazu kommen eben Ambient-Tracks sowie Songs mit Mobys Stimme, die ja sympathisch ist, ebenso wie der ganze Kerl, aber nicht über die angesprochenen Defizite hinwegtäuschen kann.

Das Stück mit Mark Lanegan, „The Lonely Night“, veröffentlichte Moby vorab anlässlich des jüngsten Record Store Days als 7“. Elektro-Mucke mit Lanegan-Gesang, das erinnert automatisch an die Soulsavers, aber deren Tiefe erreicht Moby nicht. Auch sie machen Elektrogospel, aber besser, rauher, tiefer, authentischer. Da könnte er sich noch etwas abgucken, aber bitte nicht kopieren. Das immerhin unterlässt Moby: blindlings angesagte Styles übernehmen. Kein Dubstep!

Ein bisschen uptempo bring Moby zwar auch unter, geht aber nie konkret auf die Tanzfläche. Früher, als der Papst noch auf dem Baum geboxt hat, war Moby wilder. Die E-Gitarre gehörte ganz selbstverständlich in sein Sounduniversum, Punkrock passte zwischen Eurodance-Nummern und stimmungsvollen Ambient. Wenn Moby nicht bald wieder musikalisch herausfordert, war’s das mit dem Ernstnehmen. Das Album gibt es übrigens auch als Doppel-CD mit einer halbstündigen Bonus-EP, „Everyone Is Gone“. Das wundert nicht, man will nur abhauen, wenn man das Gewimmer hört. Der letzte musikalisch relevante Track von Moby war David Lynchs Remix von „The Poison Tree“ auf der „Destroyed Remixed“. Schade!

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