Von Onkel Rosebud
Vom kruden Humor des mittlerweile fast Hundertjährigen Mel Brooks, der eigentlich Melvin Kaminsky heißt, mag man halten, was man will, doch seine Parodie-Filme „Spaceballs“ oder „Robin Hood: Men In Tights“ konnten meiner Freundin das ein oder andere Lächeln abringen. Immerhin ist er einer der wenigen Mitglieder der sogenannten EGOT-Truppe, d.h. Künstler bzw. Komiker, die im Laufe der Karriere mit den vier wichtigsten Auszeichnungen der US-Unterhaltungsbranche ausgezeichnet wurden, aber was hat das heute noch zu bedeuten. Mein Favorit seines filmischen Schaffens ist „Die verrückte Geschichte der Welt Teil 1“. Vor allem wegen der Steinzeit-Szenen. In einer entdeckt der Urmensch zufällig die Musik, indem ihm bei der Arbeit ein Stein auf den Fuß fällt. Daraufhin schreit dieser vor Schmerz und das Schlagen mit Steinen auf unterschiedliche urmenschliche Füße gebiert Laute, aus denen eine frühe Fassung von Georg Friedrich Händels „Hallelujah“ zu erkennen ist. Ist sicherlich etwas schlichter Humor, aber recht unterhaltsam und schön doppeldeutig.
Als 42 Jahre später nach dem Original aus dem Jahr 1981 „Die verrückte Geschichte der Welt Teil II“ als achtteilige Serien-Fortsetzung angekündigt wurde, machte ich mir eine mentale Notiz. Später las ich, wer da alles mitspielt: Pamela Adlon, Danny DeVito, Taika Waititi, Seth Rogen und David Duchovny (unter anderen) versprachen, dass das kein Scheiß ist, und ich nahm mir vor, da mal reinzuschauen, wenn meine Prioritätenliste es zulässt.
Arbeitete sich Mel Brooks in Teil I noch neben der Steinzeit hauptsächlich am Alten Testament, dem Römischen Reich, der Spanischen Inquisition und der Französischen Revolution ab, knöpft er bzw. sein mentaler Erbe, Nick Kroll, sich 2023 den Verrat von Judas an Jesus ebenso vor, wie den Bürgerkrieg in den USA, die Russische Revolution, die Erfindung des Telefons und die Invasion der Alliierten in die Normandie. Das ist leider meistens mäßig lustig sowie unangenehm vulgär und erinnert zu oft an Monty Python. Aber!
In der Anfangssequenz von Folge 7 gehen sich während der Nachstellung des Osloer Friedensprozesses 1993 die Repräsentanten der Länder Israel, Palästina, Griechenland, Ägypten und Türkei darüber an den Hals, wo der Hummus seine Heimat hat. Ich gestehe: selten so politisch unkorrekt gelacht zu haben. In dem Sketch ist so viel drin, warum unsere Welt in einer Schieflage ist, und dabei geht es eigentlich nur um ein nicht mehr aus dem Alltag wegzudenkendes Lebensmittel aus pürierten Kichererbsen, Sesam-Irgendwas und je nach Region variierenden Gewürzen. Fuckegal, wo das seinen Ursprung hat – und da waren Syrien und der Libanon noch nicht einmal mit am Tisch. Wen das Thema weiterführend interessiert, dem empfehle ich den Dokumentarfilm „Make Hummus Not War“ (2012). Darin reist ein Australier durch Tel Aviv, Jerusalem, Palästina und New York und zeigt einen Krieg, der über Hummus in den Küchen ausgetragen wird.
Um dem Text noch eine positive Wendung zu geben, hier mein Lieblingsrezept für Hummus, was nicht auf chefkoch.de steht: Die gegarten Kichererbsen aus der Dose bei weit geöffnetem Fenster und Abzugshaube auf 100% Kapazität (wegen des Geruchs nach Katzenfutter) nochmals kochen, bis sie fast zerfallen (d.h. die Haut teilweise abfällt). Dann in einem Sieb abschrecken, abtropfen und abkühlen lassen. Anschließend zusammen mit Tahin, Zitronensaft, Kreuzkümmel und Salz in einem Mixer mit kaltem, deutschem Wasser verrühren, bis eine helle und fluffige Masse entsteht. Wichtig: kein Knoblauch. Der verwandelt einen sofort in Till Lindemann. Zuletzt etwas Olivenöl, frischer Koriander und/oder Petersilie drauf. Mindestens einen halben Tag im Kühlschrank ziehen lassen und ferdsch!
Lord Helmchen Rosebud