Voivod – Synchro Anarchy – Nuclear Blast 2022

Von Guido Dörheide (18.02.2022)

Kanada ist ja quasi sowas wie das Skandinavien Nordamerikas, also sozusagen ähnlich wie Irland, bezogen auf Kontinentaleuropa. Aus Kanada kam nur zweimal schlechte Musik: Nämlich von Bryan Adams und von Céline Dion. Und vielleicht von Justin Bieber (obwohl ich einige Songs von dem wirklich gerne höre und er m.E. alleine für sein gesundes Selbstbewusstsein und -vertrauen gefeiert gehört), aber ich befürchte, wenn ich jetzt länger die Begriffe „Kanada“ und „Scheißmucke“ googele, wird da vielleicht noch viel mehr zutage gespült.

Egal: Voivod (oder richtiger: Voïvod) sind auf jeden Fall seit knapp 40 Jahren über jeden Zweifel erhaben und lassen mein Herz bei jeder neuen Veröffentlichung ein Stück weit höher schlagen: Sie sind hart, klingen aber angenehm an den Ohren, verfügen über einen gut singenden Sänger und lassen mich immer in ihren Kompositionen und Instrumentalfertigkeiten versinken, bis nur noch der große Onkel oben herausguckt. Also nicht der große Onkel Neil Young, der ja mittlerweile zusätzlich auch die Staatsbürgerschaft der US of A sein Eigen nennt und mit seinem unglaublich großen und guten Werk ebenfalls über überhaupt allerjeden Zweifel erhaben ist, aber das ist eine völlig andere Geschichte. Und gehört nicht hierher.


Also: „Snchro Anarchy“ von Voivod. Das soll hier jetzt Thema sein. Und wie schön ist das! Und wie schön klingt das erstmal: Riffmäßig wird gleich beim Opener „Paranormalium“ immer schön abwechselnd auf den tiefen und dann auf den hohen Tönen herumgegniedelt (das setzt sich in den weiteren Stücken dann fort, sehr zur Freude des Rezensenten), dann donnert das nie dominant werdende, sondern immer schön songdienlich bleibende Schlagzeug von Daniel Langevin los und der Gesang von Denis Belanger setzt ein. Und spätestens jetzt fühlt man sich zuhause. Belanger versteht es, die Stimme so einzusetzen, als solle man gar nicht merken, dass da eine Stimme am Werkeln wäre, und trotzdem nimmt er die Hörenden mit und bleibt im Kopf hängen. So rein feelingmäßig erinnert mit das vom Gefühl her an Nomeansno früher, ist aber nur so ein Bauchgefühl, ohne dass ich das jetzt näher festnageln könnte. Die Musik von Voivod ist zweifelsohne hart und schnell, bisweilen aggressiv, aber sie tut niemals weh. Alles tönt angenehm dumpf und bei jedem neuen Durchlauf der CD gibt es Neues zu entdecken.


Ich schaffe es bislang nicht, die neun Songs auf dem Album in eine gemeinsame Schublade zu packen, obwohl, verschiedene Sachen in eine Schublade zu packen, ist nicht schwer. Schwerer ist dann: Was schreibe ich auf den Aufkleber, den ich dann auf die Schublade vorne draufklebe? Also bin ich beigegangen und habe mit Bleistift „Thrash“ draufgeschrieben und darunter mit Kugelschreiber „Prog-Metal“. Und dann mit Edding „Aus Kanada“.


In der Hoffnung, dass das passt. Eben habe ich noch ganz unten auf den Aufkleber geschrieben „BASS!!!“ und hatte dabei das Intro von „The World Today“ im Sinn.