The Cure – Torn Down – Fiction/Polydor 2018

Von Matthias Bosenick (15.05.2018)

Für das Rerelease der Compilation „Mixed Up“ von 1990 nahm sich Robert Smith einige abseitige Stücke aus der fast 40jährigen Historie seiner Postpunk-Wave-Goth-Band The Cure vor und unterzog sie Neubearbeitungen nach seinem eigenen Geschmack. An dem darf man angesichts der Ergebnisse allerdings getrost zweifeln. Waren schon die vier Vorabsingles zum bis dato letzten Studioalbum „4:13 Dream“ fragwürdig instrumentiert, steht die Hoffnung, dass es sich beim angekündigten nächsten Album ebenso verhält wie bei jenem Vorgänger, dass nämlich die Songs dort dann doch wieder Atmosphäre, Tiefe und Wucht haben. „Torn Down“ ist leider weitgehend verzichtbar, als RSD-Edition im Doppel-Picture-Vinyl ist sie immerhin ansehnlich.

Man fragt sich, was Robert Smith so vorhat. Er behält manche Gitarren- und sonstige Melodieinstrumentespuren bei und ersetzt das Schlagzeug durch etwas Synthetisches. Dabei verwendet er nicht einmal angesagte Clubsounds, Electrobeats oder wenigstens Industrial-Elemente, sondern undefinierbare Plastiksounds. Auch manche Basslinien blubbern billig vor sich hin. Die einst so großen Songs – übrigens aus der gesamten Karriere, und das ist das Beste an diesem Album – geraten nun ins müde Plätschern.

Mehr gibt es zu den Remixen eigentlich auch nicht zu sagen. Das allein ist schon enttäuschend, dass einem die Worte fehlen. Man kann ja nicht einmal sagen, dass das Album abgrundtief schlecht ist, nicht einmal dafür reicht es. Es ist einfach nur beliebig. Da gibt es weitaus bessere Neufassungen der ausgewählten Songs von anderen Leuten, etwa von Vanessa Van Basten. Als habe Robert Smith der Mut verlassen, musikalisch etwas zu wagen. Dabei hat er doch nichts zu verlieren, schließlich weiß er eine große Fanschar hinter sich. Neue Fans generieren wird er mit diesem Album nicht und die alten werden es achselzuckend weglegen. Einzig hörbar ist die wuchtigere Version von „From The Edge Of The Deep Green Sea“, richtig schlimm ist der „Found Mix“ von „Lost“, der mit seinem billig imitierten Drum-And-Bass-Beat den ursprünglichen Gefühlsausbruch des Songs auslöscht. Das Lustigste sind wohl die Namen, die sich Smith für die Remixe ausgedacht hat. Nun.

Diese Doppel-Picture-LP, die es exklusiv beim Record Store Day gab, ist als CD Bestandteil der Neuveröffentlichung von „Mixed Up“, was man eher hätte wissen müssen, denn diese Edition verspricht zusätzlich eine weitere CD mit alten Bearbeitungen als Bonus zur ursprünglichen CD sowie nämliches „Torn Down“ als drittes. Die ursprüngliche „Mixed Up“ von 1990 versammelte haufenweise bereits existierende Versionen von 12“-Singles sowie ausgewählte Neubearbeitungen. Dabei hat der Zeitgeist von 1990 deutlich besser überlebt, als „Torn Down“ heute klingt. Die zweite CD beschränkt sich ebenfalls auf Versionen, die bis einschließlich 1990 erschienen sind; für CD-Käufer ist jetzt auch endlich „Why Can‘t I Be You?“ verfügbar, das es zwar auf der LP gab, auf der damals nur 74 Minuten fassenden CD aber weggelassen werden musste.

Aber so kann man wenigstens mit einer 30 Euro teuren Doppel-LP am RSD ordentlich absahnen. Macht sich hübsch in der Sammlung, aber nicht unbedingt im Ohr. Guter Bonus: Per Downloadcode erhält man das Album als wav, nicht als mp3. Damit klingt es digital etwas besser als analog, was dem Picture-Vinyl geschuldet ist.

Torn Down:
01 Three Imaginary Boys (Help Me Mix) (von Three Imaginary Boys, 1979)
02 M (Attack Mix) (von Seventeen Seconds, 1980)
03 The Drowning Man (Bright Birds Mix) (von Faith, 1981)
04 A Strange Day (Drowning Waves Mix) (von Pornography, 1982)
05 Just One Kiss (Remember Mix) (von Japanese Whispers, 1983)
06 Shake Dog Shake (New Blood Mix) (von The Top, 1984)
07 A Night Like This (Hello Goodbye Mix) (von The Head On The Door, 1985)
08 Like Cockatoos (Lonely In The Rain Mix) (von Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me, 1987)
09 Plainsong (Edge Of The World Mix) (von Disintegration, 1989)
10 Never Enough (Time To Kill Mix) (von Mixed Up, 1990)
11 From The Edge Of The Deep Green Sea (Love In Vain Mix) (von Wish, 1992)
12 Want (Time Mix) (von Wild Mood Swings, 1996)
13 The Last Day Of Summer (31st August Mix) (von Bloodflowers, 2000)
14 Cut Here (If Only Mix) (von Greatest Hits, 2001)
15 Lost (Found Mix) (von The Cure, 2004)
16 It’s Over (Whisper Mix) (von 4:13 Dream, 2008)