The Black Keys – Dropout Boogie – Nonesuch 2022

Von Guido Dörheide (13.05.2022)

Knapp 34 Minuten zwischen dem Blues des Mississippi Delta und der Relaxtheit eines J.J. Cale und das Wetter spielt auch mit – das reicht für heute zum Glücklichsein absolut aus. Und ein schönes Gespräch mit einem tollen Menschen (das vielleicht vor allem) – aber zu hören, wie Dan Auerbach und Patrick Carney ihren Signaturklang zwischen Blues, Garagenrock, Lo-Fi und der eben schon zitierten Laid-Back-Heit ausleben und zelebrieren, macht unsäglich viel Freude. À propos Freu(n)de: Die beiden Musikanten binden einige Studiogäste mit ein, unter ihnen der mächtige Billy F. Gibbons. Dessen Gitarrenspiel (habe ich schon „bester noch lebender weißer Bluesgitarrist“ gesagt? Nein? Dann denken Sie es sich bitte an dieser Stelle.) sich anscheinend auch Auerbach zum Vorbild genommen hat, so lässig und dreckig kommt es teilweise rüber.

Gleich der erste Song, „Wild Child“, beindruckt mit mehrstimmigem Refrain und Bläsereinsetzen, so viele Klänge auf einmal ist man von den Black Keys von früher gar nicht gewöhnt. Ins Auto steigen, Seitenscheibe runter, dieses Album einschalten – unweigerlich wackelt man auf dem Sitz vor und zurück und trommelt rhythmisch aufs Lenkrad. „It Ain‘t Over“ ist für Back-Keys-Verhältnisse ähnlich bombastisch, das Schlagzeug eher im funkigen Disco-Bereich als im Blues zuhause und der Refrain ist sehr schön soullastig. Auf „For The Love Of Money“ ruft das Schlagzeug dann erstmals nach dem Windhauch, die Gitarre geht eindeutig zum Blues über – der Gesang bleibt für meine Begriffe immer noch tief in Funk & Soul verhaftet.

„Your Team Is Looking Good“ stampft schön monoton vor sich hin – an dann hat der Mann mit dem langen Bart, der Joe-Zawinul-Gedächtnismütze und der 57er Les Paul auf „Good Love“ seine Sternstunde: Also wie schon gesagt, relaxig und schmutzig wie immer, aber er drängt sich nicht in „Onkel-Billy-zeigt-Euch-beiden-Jungspunden-jetzt-mal-wo-die-Gitarre-hängt“-Manier auf, sondern gibt sich schöön songdienlich und 100%ig aufs Album passend, als hätte er gedacht „Dan, ruh Dich mal aus und mach Deinen Gesang, ich übernehme derweil die Gitarre“. Und so geht es weiter und weiter – unspektakulär und gleichzeitig spektakulär toll. Nach 33:55 Minuten dreht man dann die CD um und lässt sie gerne nochmal durchlaufen.