Myrkur – Juniper – Relapse 2018

Von Matthias Bosenick (23.05.2019)

Es ist nicht mehr so einfach, sämtliche Songs von Myrkur physisch in die Finger zu bekommen. Die letzten beiden erschienen kürzlich als 7“, und das nach einer raren Flexi-Single sowie einem Album, das es in limitierter Fassung mit einer Bonus-EP gab. Seitdem ist es um Amalie Bruun allerdings auch reichlich ruhig geworden. So ruhig wie die beiden Songs auf diesem Stück Vinyl: Black Metal dient hier lediglich der Gefolgschaft als Orientierungshilfe, zu hören gibt es im weitesten Sinne Folklore. Damit überrascht die Dänin ihre Verehrer mitnichten, die Puristen indes gewiss.

Schon beinahe an „Game Of Thrones“-taugliche Soundtracks erinnert das Titelstück „Juniper“. Bruun steigt mit ihrer kraftvollen Stimme ein, begleitet von reduzierten Streichern, im Midtempo, und mündet dann für die Refrain-Passagen in eine Art Metal-Ballade. Mit Black Metal hat das natürlich gar nichts zu tun, mit Myrkur aber schon: Schließlich kommt Bruun aus dem Pop und hat Elemente dieser Art schon immer in ihr Myrkur-Oeuvre integriert.

„Bonden og kragen“, der Bauer und die Krähe, auf der B-Seite ist eine im Dreivierteltakt vorgetragene, kaum instrumentierte Ballade mit Trällerzeilen, die den grausamen Text konterkarieren. Man fühlt sich an Loreena McKennitt erinnert, in Deutschland vielleicht auch noch an die unzähligen Mittelaltercombos, doch daran lehnt Bruun ihren Song nicht an, sondern klar an die nordische Folklore, die nur Ähnlichkeiten dazu nicht verleugnen kann.

Zwei wundervolle Songs, die sich auf einem Album fantastisch gemacht hätten, bei denen man sich dennoch fragt, was sie so alleinstehend macht, dass man sie dringend als zwangsläufig überteuerte Single haben muss. Da steht die Optik über der Akustik und der erfüllte Sammlertrieb über der Notwendigkeit, so ist das eben. Immerhin wiegt das auf, dass man die „Shadows Of Silence“-Flexi vom August 2017 noch weit schwieriger in die Finger bekommt. Die Download-Single „Två Konungabarn“ indes hat auf Tonträger, wer das letzte Album „Mareridt“ aus dem September 2017 in der limitierten Vinyl-Version im Regal stehen hat: Da ist es nämlich als letztes Stück auf der Bonus-EP enthalten. Und weil man seitdem auf neues Material wartet, steckt man sich die „Juniper“-Single eben auch ein, koste sie, was sie wolle. Schön ist sie in jedem Fall.