Michael Howe – Terrible Maps – HarperCollins 2023

Von Matthias Bosenick (06.06.2024)

Das buchgewordene Meme: Weil die Kommentare zu seinen ernstzunehmenden Kartographiebeiträgen in diesem Internet häufig sehr despektierlich ausfielen, drehte Kanalbetreiber Michael Howe den Spieß einfach um und erschuf „Terrible Maps“, einen Kanal mit Kartenmaterial zu absurden Themen. Oder Wortspielen. Oder einfach nur hanebüchenem Blödsinn. Und diese Memesammlung funktioniert auch als Buch noch mehr als prächtig, es vergeht kaum ein Umblättern ohne Lachanfall. Englisch- und Geographiekenntnisse sowie ein fundiertes Allgemeinwissen sind eine günstige Voraussetzung für den Genuss. Eignet bestens sich als Geschenk – danke, Andrea!

Manches ist einfach nur anschaulich: Wie unterschiedlich sehen Fußgängerverbotsschilder in den Ländern quer durch Europa aus? In welchen europäischen Ländern ist das Wort für „Koma“ diesem sehr ähnlich – und in welchem einen nicht? Anderes erweitert anschaulich um albern: Die war der Elektrizitätsverbrauch in Europa im Jahre 1507? Wie sieht das Eisenbahnnetz der Antarktis aus? Manches regt zum Nachdenken an: Welche Länder sind gemeint, wenn Bands von einer „Welttournee“ sprechen? Oder welche Länder meinen Reisende, die behaupten, die ganze Welt gesehen zu haben?

Da bewegt man sich noch halbwegs auf einer informativen Sachebene. Doch Howe kann noch ganz anders. Wie würden die US-Bundesstatten heißen, fehlte ihnen der erste Buchstabe? Die 50 Antworten lesen sich lustig, besonders die von Alabama, dort steht nämlich „Ncest“ auf der Karte. Ähnlich: Was sagen US-Bürger, wenn man sie fragt, „in which state they are in“? Achtung, Wortspiel: In 49 Bundesstatten steht der korrekte Name desselben, nur in Florida steht – anders als in der Internet-Version übrigens – „Confusion“. Die USA tauchen in diesem Buch häufiger auf, etwa auch mit der anschaulich beantworteten Frage, wie man Kentucky auf der Karte findet. Oder Mit dem Wortspiel auf der Titelseite, Klassiker: Indiana, Outdiana.

Dabei ist Howe ein Engländer, und das merkt man seinem Humor auch an. Die Pubdichte in Großbritannien etwa ergibt mit typischen Google-Map-Pins verortet ein komplett rot gefärbtes England, nur in Nordschottland wird es etwas dünner. Europa nimmt er sich ohnehin häufiger als die USA vor, mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden, auch kritisch – Beispiel: die Grenzen in Europa, wenn Europa es kolonialisiert hätte –, aber auch die ganze Welt: So schlüsselt er Länder mit Flagge auf dem Mond vs Länder mit Mond auf der Flagge auf. Und wie sieht eigentlich die Welt aus nach einem Meeresanstieg um 8000 Meter?

Mit Humor fängt Howe die Lesenden ein – und schafft es, sie tatsächlich gar nicht mal so unterschwellig auch noch mit Bildung zu versorgen. Für Nicht-Englischsprechende ein zusätzlicher Anreiz ist, dass es das Buch in anderen Sprachen gar nicht erst gibt – viele Gags lassen sich auch gar nicht so einfach übersetzen. Ägypten ist übrigens kleiner als die USA, Russland und China zusammen. Und Grönland hat meistens „no data“.