Von Matthias Bosenick (15.01.2014)
Einmal wie immer in den vergangenen 20 Jahren: Eläkeläiset verwursten Songs, die irgendwie jeder kennt, und machen daraus Humppa. Es hat viele Gründe, warum sich ausgerechnet dieser Witz nicht abnutzt: die musikalische Virtuosität der Rentner etwa, oder die Auswahl der Originale. Die erstreckt sich dieses Mal auf Folklore, Blues, Oldies, also deutlich älteres Liedgut, weswegen das Album auch „Humppa-Friedhof“ heißt.
Der erste Gedanke ist: Das fehlte ja noch. Stimmt: Diese Songs tauchten im Eläkeläiset-Universum bislang noch nicht auf. Obschon so manches Insider-Stück darunter ist, sind die meisten Melodien doch bestens vertraut, nicht zuletzt aus dem Stadion. Der Mitgrölfaktor ist also eingebaut. Auch das, wie immer. Ebenso wie immer sind einige Stücke in der Humppa-Version erstmals wieder überhaupt schmerzfrei hörbar: „El cóndor pasa“ etwa kennt man sonst nur kitschig verhunzt aus mittelstädtischen Fuzos. Ähnlich ist es mit „La Bamba“, „Swing Low Sweet Chariot“ oder „Guantanamera“: Im Alltag haftet den Stücken eine Aura an, die sie bisweilen in Kontexte rückt, in denen man sich nicht gern freiwillige bewegen mag. Was allerdings auf dem Album fehlt: Irische Trinklieder, aber die sind dann beim nächsten Mal dran.
Instrumentiert sind die Stücke wie gewohnt mit Akkordeon, Keyboard, Bass und Schlagzeug, gelegentlich mit Violine. Zwar versuchen es die Finnen seit Jahren, den Anschein zu erwecken, schlechte Musiker zu sein, aber zum Genuss des Hörers gelingt es ihnen nicht. Vielmehr wandeln sie die Originale dergestalt mitreißend in Humppa-Songs um, dass man ohne mit der Wimper zu zucken vom Fußwackeln übers Mitgrölen in den Pogo-Modus verfällt. Seltsam, aber der Witz wird nicht alt.
Das vorliegende Album gibt es auch auf Vinyl. Die LP hat einen Song mehr als die CD, leider gibt es den nicht auf der beigefügten Bonus-CD.
Die Songs (mit Google-übersetzten Titeln):
01. Humppaa veressä (Humppa im Blut) – Swing Low Sweet Chariot (Traditional)
02. Aimolle heila (Aimolle-Abholung?) – Guantanamera (Traditional)
03. Humppavammanen (Humppa-Verzögerung) – The Wanderer (Dion DiMucci)
04. Pultsariano Humpparotti – ’O sole mio (Eduardo Di Capua)
05. Vanhan Ukon Humppa (Alter-Mann-Humppa) – Roll And Tumble Blues (Traditional)
06. Humppalähetystö (Humppa-Botschaft) – When Johnny Comes Marching Home (Traditional)
07. Humppakerjäläinen (Humppa-Bettler) – Wayfaring Stranger (Traditional)
08. Humppaan pellolla (Humppa-Feld) – Cotton Fields (Leadbelly)
09. Mahtavat ilkamat (Großes „Ilkamat“ (TV-Serie)) – Waltzing Matilda (Traditional)
10. Humppaa ja jenkkaa (Humppa und Jenkka) – Young Man Blues (Mose Allison)
11. Humppapullon henki (Der Geist der Humppaflasche) – Totuuden henki (Traditional)
12. Rattoisa humppa (Fröhlicher Humppa) – El cóndor pasa (Traditional)
13. Mummo elä mee (Oma liebt mee) – Black Betty (Leadbelly)
14. Hanuria Hellästia (Das sanfte Akkordeon) – Aura Lea (George R. Poulton)
15. Sieluni huutaa humppaa (Meine Seele schreit Humppa) – Loch Lomond (Traditional)
16. Humppakunto (Humppa-Fitness) – Baby, Please Don’t Go (Big Joe Williams)
17. Humppariivaaja (Humppa-Dämon) – La Bamba (Traditional)
18. Humppatuuri (Humppa-Glück) (nur auf LP)