Von Matthias
Bosenick (28.01.2020)
Wenn eine Doppel-LP schon so geil
beginnt, ist der Zugang leicht, und wenn sie dann auch noch viel
geiler weitergeht, ist die Platzierung in der Jahrestopliste
gesichert. Ausgehend von einem staunend verfolgten Konzert, war die
Neugier auf A Secret Revealed groß, und das zweite Album
„Sacrifices“ der Würzburger ist weit mehr als das, was sie
selbst mit dem Etikett „Post-Metal“ bekleben. Da stecken Black
Metal, Hardcore, Djent und Achtziger-Thrash mit drin. Ein Fest!
Natürlich sind
weite Teile des Albums atmosphärisch, die Idee vom Post-Metal kommt
nicht von ungefähr. Und also ist auch die Nähe zum Post-Rock nicht
von der Hand zu weisen, wenn die fragilen Gitarren flirrend Teppiche
auslegen und man sich in den dunkelsten Momenten an eine
Fields-Of-The-Nephilim-Version von Pink Floyd erinnert fühlt. Dann
setzen wieder die Stimme und das Tempo ein und man findet sich
inmitten des postmodernen Blackgaze wieder, nur weniger gefällig,
trotz aller Schönheit nicht um die Gewalt beschnitten, die noch aus
dem Black Metal herrührt. Und Gewalt geht auch von der Stimme aus,
die bisweilen Anteile klassischen Hardcore-Shoutings in sich trägt,
wenn sie nicht an die von Meshuggah erinnert.
Und
plötzlich vollführt die Band mitten im schönsten flächigen
Gemörtel einen dreifachen Stop-and-go-Break. Da brechen mitten in
die herrlichsten Post-Rock-Gitarren plötzlich klassische
Thrash-Riffs. Da schleppt sich mitten im Album ein sludgiges
Doom-Stück zum Mitbangen in die Gehörgänge. Da prügelt einem
abrupt der klassische Hardcore um die Ohren. Bei A Secret Revealed
darf man sich nicht auf die Treue zu nur einer bis zwei
Musikrichtungen verlassen, die Band überrascht, wo sie nur kann, und
bleibt dabei immer schlüssig. Es sind eben jene vermeintlichen
Brüche, die im Sound für die Aha-Effekte sorgen und die zudem die
große Stilvielfalt des Quintetts untermauern. Die können mal so
richtig was.
Vergleicht man „Sacrifices“ mit dem
Vorgänger „The Bleakness“, stellt man nicht nur die
vorangeschrittene musikalische Entwicklung fest, auch wenn der Stil
glasklar A Secret Revealed zuzuordnen ist: Dazwischen trat mit
Michael Heim ein neuer Sänger ans Mikro, der inzwischen dritte, und
dessen Organ passt deutlich besser in den Sound als die höhere
Stimme seines Vorgängers. Inhaltlich dreht sich das Meiste um
Verzweiflung, Verzagen und Hoffnungslosigkeit, passt also schon zu
der Musik, wenngleich man die wegen ihrer Großartigkeit feiert, also
das Gegenteil von Verzweiflung wirken lässt.
Bei
„Sacrifices“ an Bord ist einmal mehr ist Nikita Kamprad, der hier
die Produktion in seine Hände und zudem A Secret Revealed mit auf
die gemeinsame Tour mit seiner Hauptband Der Weg einer Freiheit nahm,
die unter anderem ins Bei Chéz Heinz in Hannover führte, wo diese
Band so sehr überzeugte, dass die Doppel-LP einfach unter den
Weihnachtsbaum gehörte. Und wenn A Secret Revealed diese Richtung
beibehalten, wird sich für ein nächstes Album sicherlich auch eine
Feierlichkeit finden, zu der man sich gegenseitig das nächste Album
schenkt. Der Veröffentlichungstermin reicht dafür als Feieranlass
vermutlich schon aus. Was für ein fettes Album! Und dabei so schön.