Von Matthias Bosenick (21.04.2014)
Die beiden Kopenhagener von No Hay Banda fügen dem klassischen Konstrukt Synthie-Duo im Jahre 2014 tatsächlich eine neue Ebene hinzu. Als erstes haut einen die Stimme von Louise Tækker um: dunkel, kraftvoll, geradlinig, fordernd – und erfreulich frei von chartskompatiblem Tralala. Die Musik von Jonas Linnet bedient sich zwar bei den 80ern, kopiert sie aber nicht; weder ist der Synthie dominierend – Gitarre und andere Instrumente unterfüttern die Atmosphäre –, noch ist die Produktion dergestalt auf komprimierte Fettheit angelegt, dass es einem die Ohren zudrückt. Vielmehr weiß das Duo filigran zu arrangieren und die Musik nicht zu überfrachten: reduziert, aber nicht leer, und es gibt immer etwas zu entdecken. Das vorliegende zweite Album „Deadly Songs“ nun ist zudem deutlich weniger tanzorientiert als noch das Debüt „Wow & Flutter“ von 2011. Adé CD: Erhältlich ist das halbstündige Werk als LP, Download – und Kassette.
No Hay Banda, „Es gibt keine Band“, behauptete eine Figur in David Lynchs „Mulholland Drive“, alles, was es zu hören gibt, käme von einem Tape. Wie passend, dass es das neue Album der vermutlich nach dem Ausruf im Film benannten Band auch als Kassette gibt. Was nun den Namen betrifft, legen mindestens die Sparks ein Veto ein: Auch ein Duo ist eine Band. Und No Hay Banda bestätigen das höchstselbst.
Die 80er tauchen in der Musik nicht als Soundkopie auf, sondern in einzelnen Elementen, mal als Bontempiorgelton, mal als Drumsynthieeffekt. Und auch in der klassischen New-Wave-Attitüde, die Songs nicht zu überfrachten, sondern die Ideen wirken zu lassen, und die Ideen sind gut. Manche Tracks sind sogar eher karg, mal hört man nur ein Piano oder nur ein Cello. Damit überraschen die beiden den Hörer immer wieder und brechen mit den Erwartungen, die man womöglich hat. No Hay Banda vermeiden es zudem, in verkaufsträchtige Klischeefallen zu tappen; auch, wenn sich Tækkers Melodien mal in den Himmel schrauben, bleibt sie mit den Füßen am Boden und dreht keine schwindelerregenden Spiralen. Angenehm ist in diesem Zusammenhang, dass kein Track ernsthaft nach dem Tanzflur schielt. Nicht nur damit entziehen No Hay Banda ihre Musik eindeutig dem Formatradio. Vielmehr kann und sollte man ihr bewusst zuhören. Und eben nicht nur der Musik: Tækkers Stimme lässt einen einfach nicht los. Von wegen „Deadly Songs“. Heimlicher Hit ist übrigens das achtminütige „Whispering Condition“, letzter Track des Albums, der im Verlaufe mit Chören, Gitarren, Opulenz daherkommt.
Abgesehen von der Kassette, ist auch das Vinyl eine Besonderheit: Die LP ist weiß. Schon bei „Wow & Flutter“ trumpfte das Duo mit einer Designspezialität auf: Ein gefaltetes Poster bildete die Hülle der LP. Schöne Kunst immer, so alles in allem.
Zu bestellen sind die Alben von No Hay Banda hier.