Colossus Of Destiny – Last Call – Colossus Of Destiny 2020/2025

Von Matthias Bosenick (23.09.2025)

Noch eine französische Band, die ihr jüngstes, inzwischen altes Album neu zugänglich macht, weil sie an neuer Musik arbeitet: „Last Call“ war 2020 das zweite Album von Colossus Of Destiny aus Paris, und da die Band sich vom Quintett zum Quartett und auch sonst umsortierte, dauerte es bis zur Wiederaufnahme der Aktivitäten bis jetzt. Die Band sortiert sich im Sludge ein, hat dafür aber einen viel zu hohen Energieausstoß und ist auf weiten Strecken einfach nicht langsam genug. Heißt: Hier kriegt man ordentlich was um die Ohren und ein breites Potpourri an Metal-Subgenres in einer Tüte kredenzt.

Sludge, den stellt man sich ja eher schleppend vor, tiefstmöglich gestimmt, episch ausgewalzt und schwer alles auf dem Weg befindliche plättend. Kriegt man hier auch, sicher, doch haben Colossus Of Destiny eigene Vorstellungen davon, wie sie Sludge definieren. Geht los mit dem Tempo: Die meisten der acht Songs sind viel zu schnell für das Genre, da prescht die Band ganz unerwartet nach vorn. Das zudem mit viel zu hoch gespielten Gitarren, von wegen schön tief und wuchtig, hier kratzen die Sounds wie in anderen Metal-Fächern, und während man noch versucht, dahinterzukommen, in welchen, ist man schon davon gefesselt, wie vielseitig der Gesang hier zum Einsatz kommt. Zunächst ertönt der nämlich geschrien, doch kann der Sänger auch klar wie Mikael Åkerfeldt von Opeth sowie für einen kurzen Moment auch growlen wie im Grindcore.

Mächtig viel Energie für eine vermeintlich schleppende Musikrichtung. Keine Angst, diese Anforderungen erfüllen Colossus Of Destiny auch noch im Verlaufe des Albums, aber zuvor plündern sie die Metal-Historie. Ist das Intro noch historisch und lässt Ahnungen von Postrock aufkommen, knüppelt sich die Band schnell – in jeder Hinsicht – zum Speed-Power-Sludge, denn sowohl der Speed Metal als auch der gniedelige Power Metal finden hier Niederschlag. Irgendwas mit –core lässt sich ebenfalls ausmachen, spätestens, wenn Colossus Of Destiny gegen Ende auch mal nach Biohazard klingen. Kein Wunder, dass die Band selbst den Begriff Sludgecore ins Feld führt.

Analogien möchte man gern einige finden und kann dies sicherlich auch. Die Melvins dürften eine große Inspiration gewesen sein, schließlich stand der Titel eines Livealbums der Sludge-Helden aus Seattle Pate für die Franzosen. Das Cover hingegen verweist im Zeichenstil auf Baroness. Die Gründung der Band fand 2009 statt, im Folgejahr eröffnete eine selbstbetitelte EP den Veröffentlichungsreigen, dem nach einer weiteren EP 2013 das Debüt „In Lesser Brightness“ folgte. Auf dem Weg zum erst sieben Jahre später herausgebrachten zweiten Album gab es lediglich eine Single, seit 2022 sind es derer hingegen bereits drei, die jüngste, „Jerry June“, erschien im Februar. Zur aktuellen Besetzung lässt sich feststellen, dass Colossus Of Destiny ein Quartett sind: Gitarrist und Sänger Noé Sierra-Velasquez, Gitarrist Julien Laville, Schlagzeuger Etienne Laget sowie jemand namens Igor am Bass. Eine alte Besetzung listete noch insgesamt fünf Musiker auf, von denen heute lediglich der zweite Gitarrist noch dabei ist.