Austere – The Stillness Of Dissolution – Prophecy Productions 2025

Von Guido Dörheide (25.06.2025)

Ja wow – nur ein Jahr nach „Beneath The Treshold“ veröffentlichen Austere aus New South Wales, Australien, ihre nächste Langspielplatte. Ihre fünfte insgesamt. Ihre dritte seit dem 2023er Comeback „Corrosion Of Hearts“, davor war seit 2009 („To Lay Like Old Ashes“) sozusagen ein Hiatus, aber nun sind sie ja wieder da. Und wie!

Austere machen eine Art von gefühlvollem, atmosphärischem Black Metal, den ich – den Gesang mal außen vor gelassen – eher als Post Black Metal bezeichnen würde. Wäre da nicht der Gesang – erwähnte ich den? –, denn der Sänger mit dem passenden Namen Desolate könnte auch bei sagen wir mal Darkthrone mitsingen – er krächzt und klagt auf das Vortrefflichste und dabei sogar Songdienlichste. Dazu klingen melodische gothiclastige Gitarren, die Songs sind ruhig und düster, das Schlagzeug spielt schneller, als man bei dieser Art von Musik müsste, und das steht den Songs gut zu Gesicht.

Beim dritten Song, „Redolent Foulness“, verlässt Desolate dann die typischen Black-Metal-Gesangspfade und singt klar – wenn auch nicht ohne Hall und andere Effekte –, derweil die Gitarren und der Bass sich mit dem Schlagzeug duellieren und die Melodie an 90er Jahre-Indierock gemahnt – das ist toll und klingt dennoch nicht abgenudelt. Nach knapp über drei Minuten wird dann wieder gekeift, aber auch dabei wahrt Desolate stets die Contenance, zu keiner Zeit schnappt die Stimme über, obwohl er es sogar an manchen Stellen schafft, allein mit seiner Stimme eine Mauer des Klangs zu errichten, die zunächst alles andere zum Schweigen bringt, um es dann umso wirkmächtiger in Szene zu setzen.

Desolate zeichnet neben dem Gesang für einige andere Instrumente verantwortlich, namentlich Gitarre, Bass und Keyboards, während der andere – Sorrow mit Namen – das Schlagzeug bedient und ebenfalls am Gesang und den Keyboards beteiligt ist.

„The Downfall“ sorgt ebenfalls wieder für schlechte Stimmung, die Gitarren kratzen, der Gesang nölt, die Melodie leiert und dazu wird der Gesang mehr geschrien als gesungen. Das zu hören ist mir ein Fest, denn alles klingt toll zusammen, irgendwann gibt es sogar wieder Klargesang, der nichts kaputtmacht, sondern im Gegenteil eine weitere passende und tolle Nuance zum Austere-Gesamtsound beisteuert. Es folgt ein schrammeliges Zwischenspiel, abgelöst von wieder einmal mehr Krach, die Melodie bleibt, die Schwere nimmt zu, Desolate klagt kreischend und alle sind es zufrieden.

„Rusted Veins“ beginnt mit einem großartigen Riff, darauf folgt eine schmissige Melodie, kratziger Gesang mit viel Hall, Gotik in den Gitarren und schönen, wenn auch beinahe nur angedeuteten Gitarrensoli. Das Ganze auf 7 Minuten ausgedehnt – die Herren Desolate und Sorrow lassen sich Zeit und das sollen sie auch. Die Zuhörenden schütteln derweil ihre Haare und freuen sich des Lebens. Gegen Ende des Songs wird soliert, als gingen die 80er/90er Jahre nie zu Ende, und das ist ein ewig sprudelnder Quell der Nostalgie und der guten Laune, wie ich finde.

Sein Ende findet „The Stillness Of Desolation“ mit dem letzten Stück – „Storm Within My Heart“, das sich mit kitschigen Gitarrenideen, begleitet von schnellem Schlagzeuggedonner, seinen Weg aus den 3-Wege-Boxen bahnt, nach gut einer Minute bellt dann Desolate in die instrumentale Harmonie hinein, bar jeder Melodie, aber umso enthusiastischer. Die Gitarre sorgt hier für das notwendige Maß an Melodizität, derweil Desolate unbeirrt weiter keift. Unglaublich.

Nach gut 43 Minuten ist der Spuk dann vorbei, und ich habe das Gefühl, eine knappe Dreiviertelstunde sanftmütiger Melodik mit leichten Black-Metal-Anleihen genossen zu haben, obwohl es eigentlich in jeder Minute gut zur Sache ging. Dieses Gefühl in den Hörenden zu erzeugen, dafür gebührt Austere tiefster Dank, und wenn auch dieser letzte Satz der Rezension so gut holpert, wie er kann, hoffe ich auf weitere, ebenso schöne Austere-Alben.