Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wiglaf Droste vs. Gereon Klug

Von Onkel Rosebud

Einen der vorderen Plätze in der Rubrik „Nur die Guten sterben jung“ hält für meine Freundin der Autor, Sänger, Hobbykoch und vor allem Satiriker aus Bielefeld-Braake, Wiglaf Droste. Im Prinzip ist ein Aufsatz von ihm aus der taz, der zuerst im Jahr 1998 erschien, daran schuld: Er hieß „Ich hab‘ noch Öl in den Ohren aus Madrid“. Denn einst lebten meine Freundin und ich aus Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, längere Zeit in einem Ort in Spanien, welcher mit seinem Mutterland nichts zu tun haben wollte, und Drostes derbe Abrechnung mit der iberischen Mentalität lässt uns bis heute die Tränen der Freude aus den Augen treiben. Kostprobe gefällig? „Der Spanier zerfällt in drei Teile: Lärm, kein Spaß und Olivenöl. Wenn sie einmal einen Entkräftungs-Schock haben von der Art, daß sie dringend Fett aufnehmen müssen, schlagen Sie unbedingt Ihre Reißzähne vampirettig in einen Spanier hinein und saufen ihn aus. Aah, tut das gut – sieben Liter reines Olivenöl, kalt und humorlos gepreßt. (…) Das Einzige, was dem Spanier an seinem Öl allerdings überhaupt nicht gefällt, ist, daß es nicht brüllen kann.“

Wiglaf Droste verstarb 2019, 57-jährig an den Folgen einer Alkoholsucht. Leider viel zu früh. In seine Fußstapfen ist Gereon Klug getreten. Er hat noch 3 Jahre bis 57. Wird er es schaffen? Die Frage meint meine Freundin ernst, weil er schon sooo viel geschafft hat. Er erfand den Song „Leider Geil“ (Deichkind) und das erste essbare Kochbuch. Er schrieb u.a. für „Die Zeit“, „Spex“, „titanic“, „Handelsblatt“ und „Kicker“, aber nicht für krautnick. Noch nicht, vielleicht. Gereon Klug ist zudem der einzige Mensch, den Harry Rowohlt vom Deutschen ins Englische übersetzte. Er gründete das Musik-Spezial-Geschäft „Hanseplatte“, dessen Newsletter (unter dem Pseudonym Hans E. Platte verfasst) Kultstatus genießt. Als ihn seine Lesereise des neuesten Buches „Die Nachteile von Menschen“ in unsere Heimatstadt führte, fanden meine Freundin und ich uns ein und konstatierten: Er wird es schaffen. Aber die Ähnlichkeit seiner Bühnenfigur mit uns Wiglaf war frappierend. Gestik, Betonung, Pointierung, Alkohol – so manches erinnerte an den Beißer Droste. Ob er das unterbewußt macht, fragen wir uns.

Onkel Rosebud