Von Guido Dörheide (28.11.2022)
Musik aus Schweden, das ist in etwa so wie Musik aus Irland: Es kann gut gehen, es gibt aber auch viel Scheiß. Abba, U2, Dexys Midnight Runners, Amon Amarth, Chris de Burgh – ein jeder bilde sich seine eigene Matrix. Und was will man von einer Band erwarten, die sich „Candlemass“ nennt (der Herausgeber dieser Zeilen sprach vor einigen wenigen Tagen von „Bembelmass“ – ei gude, wie?) und deren Debütalbum – das im Übrigen wirklich unglaublich gut ist – „Epicus Doomicus Metallicus“heißt? Ich will jetzt auch nicht in die Diskussion einsteigen, welcher Candlemass-Sänger nun eigentlich der beste ist – Johann Langquist, der schon auf „Biggus Dickus Metallicus“ gesungen hat und auch hier wieder mit von der Partie ist, Messiah Marcolin, Thomas Vikström, Björn Flodkvist, Robert Lowe oder wie auch immer diese ganze skandinavischen Spaßvögel auch so heißen mögen.
Candlemass klingen auf jeden Fall in ihrer Musik nicht sehr subtil, sondern bratzen fröhlich drauflos, weshalb ich mich mit ihnen auch schwerer tue als beispielsweise mit My Dying Bride oder Paradise Lost. Also „fröhlich drauflos“ trifft es natürlich auch nicht so ganz, denn fröhlich klingen Candlemass zun wirklich nicht. Nun aber hier mal dennoch fröhlich drauflos rezensiert: Krautus Nickus Doomicus, sotauseggen:
Dieses Album brauchte bei mir Zeit. Mit der Stimme des Sängers konnte ich mich auf Anhieb nicht anfreunden, sie passt aber gut zur Musik und wird beim öfteren Hören angenehmer (ich habe wohl anscheinend Schwierigkeiten, mich mit Klargesang im Metal anzufreunden – eventuell zu lange zu viel Extreme Metal gehört). Die Riffs rattern hier nicht (wie ich es vom sonstigen Extreme Metal gewohnt bin), sondern winden sich auf dem Studioboden zwischen den Marshalls hindurch wie lange, dicke Schlangen (was auch sehr schön ist). Mats Björkman und Lars Johansson hören nie auf zu spielen, ähnlich wie bei einem Dudelsack, die Riffs riffen einfach so vor sich hin und Langquist singt dazu. Das alles hat sich Leif Edling, der Bassist (wie so oft!) ausgedacht.
„Sweet Evil Sun“ beginnt mit „Wizard Of The Vortex“ seeeehr blacksabbathmäßig, Langquist singt dazu sehr beherzt, alles gut. Die Instrumentalisten geben alles, eigentlich kein schlechter Opener für ein neues Album. Aber irgendwie haut es mich noch nicht ganz um, so dass ich erstmal auf das Titelstück „Sweet Evil Sun“, das an Position 2 aufläuft, warte. Ja, und das hat auch was. Ich gewöhne mich langsam an den Klargesang und er passt auch auf die Musik, irgendwie.
Auf „Angel Battle“ gibt es dann auch mal Geratter an der Gitarre und „Black Butterfly“legt dann mal so richtig Black-Sabbath-mäßig los. Aber so geht es leider weiter und weiter. Sehr gute Musik, aber nicht sehr abwechslungsreich und nicht immer so sehr packend. Doom Metal aus Schweden halt. Schade. Ein gutes Album, das bei mir leider nicht so recht zündet.
Anspieltipp: „Devil Voodoo“ – take me to the seven gates, to the garden of delight. Mag ich gerne hören, aber wahrscheinlich nicht so sehr super oft.