Von Matthias Bosenick (15.03.2021)
Gleich zweimal schwere Kost aus Flechtorf: Cryptic Brood bespielen eine Split-LP mit Night Hag aus den USA und Repulsive Feast knüppeln eine 7“-Single mit vier Songs ein. Die drei Beiträge können kaum verschiedener sein: Cryptic Brood schwenken das Tempo zwischen Doom und Death herum, Night Hag bleiben auf der dunkel-schleppenden Doomlinie und Repulsive Feast grooven den Punk in den Metal, knüppeln mithin einen gutgelaunten Grindcore. Und das in lustig bunten Vinylvarianten: So geht Metal!
Die drei von Cryptic Brood wollen sich gar nicht auf ein eindeutiges Genre festlegen lassen: Ihre Seite beginnen sie mit Doom, selbstredend tief gestimmt und verzerrt, die Akkorde gemächlich angeschlagen, die Beats dezidiert gesetzt. Sobald man sich darauf eingestellt hat, bellt einem das Trio schon den Death Metal um und in die Ohren. Hat sich was mit Regungslosigkeit, denn kaum werden sie wieder langsamer, begreift man erst, wie viel Energie und schwere Arbeit auch in diesen Passagen liegt. Die Brut, wie sich die Band selbst nennt, galoppiert mostend vom Death zum Doom und wechselt dabei auch den Gesang vom Growl zum Shout. Die vier Songs sind mitnichten hingerotzt, auch wenn sie rauhbeinig rumpeln, sondern wohldurchdacht und abwechslungsreich. Spätestens beim dritten Song will man mindestens kopfnicken, wenn nicht wild headbangend durch die Bude moshen. Was ein Groove! Und was eine gute Laune!
Die verderben einem Night Hag aus Virginia (nicht aus Adelaide) auf der B-Seite sofort. Nicht etwa, weil ihre drei Songs schlecht wären, sondern weil sie deren Stimmung aus dem malmenden Doom so gut wie gar nicht herausheben. Es bleibt dunkel und düster, die Stücke sind geradlinig, basslastig, repetetiv und schwerfällig, die Stimme growlt, das Trio spielt einen ausgesprochen schwergewichtigen, zwingenden Todesmetal im mittleren Tempo, nur selten schalten sie in höhere Gänge, dann aber hurtig. Ihr drittes Stück ist mehr als elf Minuten lang und schleppt sich episch, beinahe progressiv doomend in den Untergang. Den Weg geht man bereitwillig mit. Das Vinyl dieser Split-LP ist schwarz und kommt ohne Downloadcode.
Anders das Vinyl der 7“ von Repulsive Feast, zumindest ein großer Teil der Auflage: Neben der schwarzen Platte gibt es auch eine in Weiß-Marmoriert und eine in dunkel marmoriertem Violett, von der Band als „fleshy“ bezeichnet. Das Trio geht in auf nicht einmal acht Minuten verteilten vier Songs gleich in die Vollen: Es groovt und knüppelt wie Sau, der Metal der drei ist dichter am Punk, was sich in Tempo und Struktur niederschlägt, und deutet somit deutlich in Richtung Grindcore. Es ist eine große Kunst dieser drei Herren, ihren Most dabei so groovend auszuschenken. Thematisch ist man hier natürlich nah am blutigen Tod ausgerichtet; Titel wie „Bestial Murder“ sprechen da klare Worte. Und untermauern sowohl die Bereitschaft zur Folklore als auch den Humor der Band. Dem Vinyl liegt ein Downloadcode bei.