Von Matthias Bosenick (15.07.2020)
Fröhliches Googeln: Für den Bandnamen „(0)“ gibt es eine grandiose Ergebnisauswahl. Sobald man fündig ist, zudem auch noch grandiose Musik: Die Kopenhagener machen Blackmetal, selbstredend modern mit atmosphärischen Passagen, aber auch mit groovendem Indiefresse. Der Spagat überrascht, einerseits die flächigen Ambientdrones, andererseits beinahe holzfällerartiger Deathmetal. Und wer behauptet, die Besetzung des Quintetts sei ein Geheimnis, ist nur zu faul zum Recherchieren.
Growlen statt Keifen, damit beginnt es schon mal, dass sich der Blackmetal von (0) nicht auf sein Genre festlegen lässt. Dazu die epischen schleppenden Passagen, die, sofern sie nicht reiner Ambient oder Drone sind, eher dem Doom und dem Sludge entspringen, sowie andererseits die brachialen Knüppelstücke, die man vielmehr im Deathmetal verorten würde. Anders als andere Postblackmetaller indes verweben die Dänen ihre Elemente nicht immer filigran, sondern lassen sie eher nebeneinander oder nacheinander existieren. So hat jedes Stück quasi eine eigene Atmosphäre, eine eigene Zuordnung, und das Gesamtbild von (0) lässt sich nicht anhand nur eines Tracks erfassen.
Und auch wenn (0) zu ausufernden Instrumentalpassagen in der Lage sind, ist die musikalische Grundhaltung eher handwerklich als künstlerisch, also eher Stabkirche als Sagrada Família. Das ist nichts Schlimmes, angesichts der Vielzahl grandioser kunstvoller Metalbands jüngerer Zeit ist es eine willkommene Abwechslung, wenn jemand zwischen seinen epischen Schleppwalzen mit dem Presslufthammer auf Betonsockeln herumhantiert. Indes, die Verteilung der Spielzeit zugunsten der Betonarbeiten täte der Gesamtfreude an der Musik gut, denn wenn (0) erstmal Druck auf den Kessel machen, dann mit grandioser Spielfreude, erheblichem Groove, überraschenden Ideen und geilen Riffs.
Parallel zum Debütalbum „SkamHan“ veröffentlicht das Label die selbstbetitelte Vorab-EP auf Vinyl, die die musikalische Ausrichtung bereits 2017 erprobte. Die Songtitel der EP ergeben sich aus den Tracklängen, auf dem Album tragen die Stücke dann dänische Namen. Downloadcodes liegen dem Vinyl leider nicht bei, auf Bandcamp und dem bandeigenen Youtubekanal bekommt man lediglich Auszüge zu hören. Es empfiehlt sich also ein Erwerb.
Und die Mär von den anonymen Geheimnissen, die die Musiker aus sich machen, greift nur so lang, wie niemand sie live sieht oder mit ihnen die Bühne teilt: In der Szene in Kopenhagen lacht man über diese Außenansicht. Für die korrekte Aussprache des kryptischen Bandnamens überdies geben (0) eine Hilfe an die Hand: Zu finden ist sie unter „parentes0parentes“, was nun nicht wirklich beim Entschlüsseln hilft. So viel Geheimnis darf dann doch sein.