Von
Marc Lücke (02.02.2020)
Mit einer 10-Track-CD meldeten
sich im Dezember die Punkrock-Veteranen Hoax zurück. Das Album trägt
den Namen des Konzerts, das Ende Januar im Gifhorner Nordkreis
zusammen mit den legendären UK Subs aus England statt fand. Ort des
rockigen Ereignisses war Schweimke bei Hankensbüttel. Insgesamt acht
Musiker sind an der CD beteiligt, drei davon gehörten schon der
Hoax-Urbesetzung aus den 80er Jahren an: Sänger Vincent Banane,
Ex-Drummer Hüni Banane (Vocals) und Gitarrist Münki Banane, der
schon 1982 im Gründungsort Groß Oesingen in die Seiten griff und
seinerzeit mit seiner selbst gebauten doppelhalsigen Klampfe in der
BRAVO zu sehen war.
Nach
einem humorvollen Intro überzeugt gleich der erste Titel „Männer
vom Bau“, zu dem auch ein professionelles Video auf Youtube zu
sehen ist. Der bewusst einfach gehaltene Text handelt von einem
Praktikum auf dem Bau, einem launischen Maurerpolier (Münki) und dem
Genuss von reichlich Bier im Bauwagen bei Schlechtwetter. Die
durchaus eingängige Melodie hat Ohrwurmqualität. Besonders gefallen
die Background-Vocals von Hüni und Bassist Martin. Nicht weniger
Energie geladen kommt „SOS“ daher, der Titel ist enorm schnell
und ruppig.
Etwas schwächer hingegen klingt „Alte Liebe
rostet nicht“, das schon auf der letzten Hoax-EP als Titelsong
veröffentlicht wurde. Einen PR-Coup landeten die Freizeitpunks mit
„My Wittinger can“, diese Reminiszenz an die Privatbrauerei
Wittingen von 1429 sorgte dafür, dass die Brauerei ihr Wittinger
Pils („Maurerbier“) wieder in Halbliter-Dosen abfüllte. Surfpunk
im Stile der Ramones sorgt für gute Laune. Denn die New Yorker
Gründerväter des Punkrock waren schon immer die Band, die Hoax am
stärksten beeinflusst hat, auch beim Schreiben manchen eigenen
Titels.
Gitarrist Dave Evang zeichnet verantwortlich für
„Märchenonkel“, das Lied handelt von jemandem, der seine
Mitmenschen manipuliert, „Strippen zieht“ und Fake News als
Gerüchte in die Welt setzt. Dass es sich dabei um einen Seitenhieb
auf US-Präsident Donald Trump dreht, bleibt dem aufmerksamen Zuhörer
nicht verborgen. Charlie Harper, Frontmann und Gründer der UK Subs,
widmen Hoax den Song „Charlie Harper forever“: Monoton treffen
sie genau den Sound ihrer englischen Vorbilder und setzen so Harper
ein Denkmal wohl auch als Dank dafür, dass sie 2015 und 2020 als
Vorband der Subs spielen durften, noch dazu in ihrer Heimat.
Hoax-Schlagzeuger Timme (auch Tempest und Seducer) gilt noch heute
als lokales Heavy Metal-Urgestein. Charlie Harper, geboren noch im
zweiten Weltkrieg, wird im Mai 76 Jahre alt.
Melodiös
fulminant klingt der Titel „Ophelia“, der von zwei unglücklich
verliebten Königskindern und deren gemeinsamer Flucht handelt. Hier
kommt auch eine Trompete zum Einsatz, die dem Stück den historischen
Klang verleiht. Kaum jemand weiß, dass Texter Vincent sich hier
Anleihen bei William Shakespeares Drama Hamlet einholte. Der
Gute-Laune-Song „Home sweet home“ mit eingängiger, fast
radiokompatibler Melodie erzählt vom Leben auf Tour im VW-Bus, der
einst eine riesige Banane aus Pappmaché auf dem Dach hatte und die
Groß Oesinger bis zu einem Konzert nach Stuttgart brachte. Nur
schade, dass Vincent bei diesem Song das englische „Th“ bei „on
the road“ nicht hinbekommt.
Zum Abschluss bekommt der
Fan noch einen Klassiker der Ramones quasi als Zugabe: „Blitzkrieg
Bop“ erklingt in einer Live-Version eingespielt vom
Hoax-Nebenprojekt „Ramones Experience“, die schon auf dem letzten
Silberling mit „Today your love, tomorrow the world“
beeindruckten und dabei sehr nah an das Original heran kamen.
Mit
dieser CD beweisen Hoax, dass man ein starkes Album auch noch
abliefern kann, wenn ein Teil der Band schon über 50 ist. „Shake
up the monster“ sollte keinem Fan von deutschem Punkrock fehlen.
Erhältlich ist das Album bei Ebay und bei Amazon als Download. Als
Stream zu hören ist es auch bei Spotify.