Von Matthias
Bosenick (23.05.2019)
Es ist nicht mehr so einfach,
sämtliche Songs von Myrkur physisch in die Finger zu bekommen. Die
letzten beiden erschienen kürzlich als 7“, und das nach einer
raren Flexi-Single sowie einem Album, das es in limitierter Fassung
mit einer Bonus-EP gab. Seitdem ist es um Amalie Bruun allerdings
auch reichlich ruhig geworden. So ruhig wie die beiden Songs auf
diesem Stück Vinyl: Black Metal dient hier lediglich der
Gefolgschaft als Orientierungshilfe, zu hören gibt es im weitesten
Sinne Folklore. Damit überrascht die Dänin ihre Verehrer
mitnichten, die Puristen indes gewiss.
Schon beinahe an „Game Of Thrones“-taugliche Soundtracks erinnert
das Titelstück „Juniper“. Bruun steigt mit ihrer kraftvollen
Stimme ein, begleitet von reduzierten Streichern, im Midtempo, und
mündet dann für die Refrain-Passagen in eine Art Metal-Ballade. Mit
Black Metal hat das natürlich gar nichts zu tun, mit Myrkur aber
schon: Schließlich kommt Bruun aus dem Pop und hat Elemente dieser
Art schon immer in ihr Myrkur-Oeuvre integriert.
„Bonden
og kragen“, der Bauer und die Krähe, auf der B-Seite ist eine im
Dreivierteltakt vorgetragene, kaum instrumentierte Ballade mit
Trällerzeilen, die den grausamen Text konterkarieren. Man fühlt
sich an Loreena McKennitt erinnert, in Deutschland vielleicht auch
noch an die unzähligen Mittelaltercombos, doch daran lehnt Bruun
ihren Song nicht an, sondern klar an die nordische Folklore, die nur
Ähnlichkeiten dazu nicht verleugnen kann.
Zwei
wundervolle Songs, die sich auf einem Album fantastisch gemacht
hätten, bei denen man sich dennoch fragt, was sie so alleinstehend
macht, dass man sie dringend als zwangsläufig überteuerte Single
haben muss. Da steht die Optik über der Akustik und der erfüllte
Sammlertrieb über der Notwendigkeit, so ist das eben. Immerhin wiegt
das auf, dass man die „Shadows Of Silence“-Flexi vom August 2017
noch weit schwieriger in die Finger bekommt. Die Download-Single „Två
Konungabarn“ indes hat auf Tonträger, wer das letzte Album
„Mareridt“ aus dem September 2017 in der limitierten
Vinyl-Version im Regal stehen hat: Da ist es nämlich als letztes
Stück auf der Bonus-EP enthalten. Und weil man seitdem auf neues
Material wartet, steckt man sich die „Juniper“-Single eben auch
ein, koste sie, was sie wolle. Schön ist sie in jedem Fall.