Hoax – Shake Up The Monster – Hassköter Production 2019

Von Marc Lücke (02.02.2020)

Mit einer 10-Track-CD meldeten sich im Dezember die Punkrock-Veteranen Hoax zurück. Das Album trägt den Namen des Konzerts, das Ende Januar im Gifhorner Nordkreis zusammen mit den legendären UK Subs aus England statt fand. Ort des rockigen Ereignisses war Schweimke bei Hankensbüttel. Insgesamt acht Musiker sind an der CD beteiligt, drei davon gehörten schon der Hoax-Urbesetzung aus den 80er Jahren an: Sänger Vincent Banane, Ex-Drummer Hüni Banane (Vocals) und Gitarrist Münki Banane, der schon 1982 im Gründungsort Groß Oesingen in die Seiten griff und seinerzeit mit seiner selbst gebauten doppelhalsigen Klampfe in der BRAVO zu sehen war.

Nach einem humorvollen Intro überzeugt gleich der erste Titel „Männer vom Bau“, zu dem auch ein professionelles Video auf Youtube zu sehen ist. Der bewusst einfach gehaltene Text handelt von einem Praktikum auf dem Bau, einem launischen Maurerpolier (Münki) und dem Genuss von reichlich Bier im Bauwagen bei Schlechtwetter. Die durchaus eingängige Melodie hat Ohrwurmqualität. Besonders gefallen die Background-Vocals von Hüni und Bassist Martin. Nicht weniger Energie geladen kommt „SOS“ daher, der Titel ist enorm schnell und ruppig.

Etwas schwächer hingegen klingt „Alte Liebe rostet nicht“, das schon auf der letzten Hoax-EP als Titelsong veröffentlicht wurde. Einen PR-Coup landeten die Freizeitpunks mit „My Wittinger can“, diese Reminiszenz an die Privatbrauerei Wittingen von 1429 sorgte dafür, dass die Brauerei ihr Wittinger Pils („Maurerbier“) wieder in Halbliter-Dosen abfüllte. Surfpunk im Stile der Ramones sorgt für gute Laune. Denn die New Yorker Gründerväter des Punkrock waren schon immer die Band, die Hoax am stärksten beeinflusst hat, auch beim Schreiben manchen eigenen Titels.

Gitarrist Dave Evang zeichnet verantwortlich für „Märchenonkel“, das Lied handelt von jemandem, der seine Mitmenschen manipuliert, „Strippen zieht“ und Fake News als Gerüchte in die Welt setzt. Dass es sich dabei um einen Seitenhieb auf US-Präsident Donald Trump dreht, bleibt dem aufmerksamen Zuhörer nicht verborgen. Charlie Harper, Frontmann und Gründer der UK Subs, widmen Hoax den Song „Charlie Harper forever“: Monoton treffen sie genau den Sound ihrer englischen Vorbilder und setzen so Harper ein Denkmal wohl auch als Dank dafür, dass sie 2015 und 2020 als Vorband der Subs spielen durften, noch dazu in ihrer Heimat. Hoax-Schlagzeuger Timme (auch Tempest und Seducer) gilt noch heute als lokales Heavy Metal-Urgestein. Charlie Harper, geboren noch im zweiten Weltkrieg, wird im Mai 76 Jahre alt.

Melodiös fulminant klingt der Titel „Ophelia“, der von zwei unglücklich verliebten Königskindern und deren gemeinsamer Flucht handelt. Hier kommt auch eine Trompete zum Einsatz, die dem Stück den historischen Klang verleiht. Kaum jemand weiß, dass Texter Vincent sich hier Anleihen bei William Shakespeares Drama Hamlet einholte. Der Gute-Laune-Song „Home sweet home“ mit eingängiger, fast radiokompatibler Melodie erzählt vom Leben auf Tour im VW-Bus, der einst eine riesige Banane aus Pappmaché auf dem Dach hatte und die Groß Oesinger bis zu einem Konzert nach Stuttgart brachte. Nur schade, dass Vincent bei diesem Song das englische „Th“ bei „on the road“ nicht hinbekommt.

Zum Abschluss bekommt der Fan noch einen Klassiker der Ramones quasi als Zugabe: „Blitzkrieg Bop“ erklingt in einer Live-Version eingespielt vom Hoax-Nebenprojekt „Ramones Experience“, die schon auf dem letzten Silberling mit „Today your love, tomorrow the world“ beeindruckten und dabei sehr nah an das Original heran kamen.

Mit dieser CD beweisen Hoax, dass man ein starkes Album auch noch abliefern kann, wenn ein Teil der Band schon über 50 ist. „Shake up the monster“ sollte keinem Fan von deutschem Punkrock fehlen. Erhältlich ist das Album bei Ebay und bei Amazon als Download. Als Stream zu hören ist es auch bei Spotify.