Hante. – Her Fall And Rise – Stellar Kinematics 2014

Von Olaf Maibaum (09.01.2016)

Musik mit minimalen Einsatz kann auch gut klingen. So beginnt die LP „Her Fall and Raise“ von Hante mit einem einfachen Sägezahn, welcher mit einem Filter in einen wohlklingenden warmen Bass verwandelt wird. Dieser trägt für den Rest des Stücks „Falling from Grace“ die Grundmelodie, zu der sich Schritt um Schritt die Rhythmus-Elemente hinzufügen, bevor der mit Hall versetzte Gesang von Hélène de Thoury einsetzt. Hélène bleibt dabei in ihrem Solo-Projekt ihrer musikalischen Linie aus ihrem anderen Projekt Minuit Machine treu, sehr gut tanzbaren Dark Wave und Minimal, die ihren Synthesizer und Rythmus-Maschine entlockt werden.

Über das Album hinweg schafft Hélène es, eine harmonische Linie zu finden, um den textlichen Inhalt zwischen den Zeilen zu stützen. Im ersten Stück „Falling from Grace“ geht es um den Alltag einer verblassten Beziehung, in der nebeneinander her gelebt wird. Entsprechend eintönig ist auch die Musik. Mit dem recht gut tanzbaren „Damages“ beginnt das Zerbrechen der Beziehung. „One more dance“ nimmt das Tempo wieder heraus und die Synthesizer-Flächen drücken die Stimmung, die auch textlich erzeugt wird, zur illusorische Hoffnung auf ein Weiterführen der Beziehung, die eigentlich nur die Angst vor der nötigen Veränderung ist. Die Entscheidung ist gefasst mit einer kräftigen Basslinie und hartem Schlagzeug zum Anfang von „Beyond the Waves“, dem vierten Stück auf der ersten Seite des durchsichtigen Vinyls. Dabei wird die aufgewühlte Stimmung sehr gut durch den Text und die Musik wiedergegeben.

Die zweite Seite beginnt dann mit dem Neuanfang, wie passend, nachdem man die Schallplatte umgedreht hat. Eine sehr warme Synthesizerlinie mit etwas stärkeren Bass schafft dabei eine positive Grundstimmung in dem Stück „The Storm“, der die Vergangenheit fortbläst. „Il N’Y A Qu’Un Pas“ bringt mit der eingängigen Synthesizer-Linie wieder etwas Licht und Stimmung in die Sache, leider verlassen mich hier meine Sprachkenntnisse. Das stört aber nicht beim Genießen des folgenden Stücks „This Morning of September“, das durchaus als Tanzflächen-Füller zu sehen ist. Eine sehr eingängige Melodie mit guter Rhythmus-Unterstützung ist jedenfalls zum Genießen und lässt kein Tanzbein ruhen. Den Abschluss bildet die Gute-Laune-Musik von „Le Silence“ mit einem hohen Wiedererkennungswert.

Alles in allem hat die Scheibe nicht nur eine runde Form, sondern ist auch rund. Sie nimmt einen mit und ist vom Aufbau her sehr gut durchdacht und nicht nur eine Anhäufung von acht Stücken. Über den teilweise etwas hohen Hallanteil lässt sich streiten, ist er doch auch ein Element, das der Atmosphäre des Album zu Gute kommt. Die Textverständlichkeit leidet jedoch darunter. Die Texte selber regen zum Nachdenken an und enthalten einen tieferen Sinn, der nicht direkt ausgesprochen wird. Nach dem doch nachdenklichen und bedrückenden Sound der ersten Seite der LP entlässt das Ende einen in positive Stimmung. Das macht Lust auf mehr von Hélène und ihrem Solo-Projekt Hante. Das bislang auf Bandcamp veröffentlichte Stück ihres in den nächsten Tagen erscheinenden neuen Album „This Fog That Never Ends“ lässt auf jeden Fall noch viel von ihr erwarten.