Daft Punk – Random Access Memories – Columbia 2013

Von Matthias Bosenick (15.06.2013)

Das ganze Album ist eine einzige positive Überraschung. Aus vielen Gründen: Nach dem eher belanglosen „Tron Legacy“-Soundtrack ist es mal wieder richtig gut, es ist hörbar handgespielt und deutlich chilliger, als man es von dem Frenchhouse- und Dance-Duo erwartet hätte.

Das ist mal Weiterentwicklung. Daft Punk haben ihren Stil: das Repetetive, das Französisch-Dudelige, den Chanson, die optisch wie akustisch bei den französischen Disco-Pionieren Space abgeguckten, nun, Space-Elemente. Diesen Stil transportierten Daft Punk zuvor auch mal mit harten Beats, Distorion-Effekten, kreischenden Samples, Vocoder-Stimmen. Letztere sind geblieben, vieles andere klingt eher nach Chic und Fleetwood Mac: Disco-Funk und Softrock, aber okay, und absolut wiedererkennbar Daft Punk. Respekt!

Also die Siebziger in den Zehnern, und das schlägt sich auch in der Gästeliste nieder: Nicht von ungefähr klingen viele Songs nach Chic, spielt doch deren Nile Rogers dreimal Gitarre. Techno-Erfinder Fraktus, nein: Giorgo Moroder darf seine musikalische Sozialisation erzählen, während Daft Punk drumherum ein progressives Stück Popmusik erschaffen. Songwriter Paul Williams gehört mit dem Geburtsjahr 1940 auch noch zur alten Garde. Von heute sind mehr Gäste dabei: Hip-Hop-Pianist Chilly Gonzales, Julian Casablancas von den Strokes, Pharrel Williams von N.E.R.D., Panda Bear von Animal Collective und House-Produzent Todd Edwards. Und das war nur ein Auszug.

Das Album regt nicht zum Abzappeln an. Es verbeitet gute Laune, entspannt auch, beschwingt sicherlich, taugt enorm zum schlichten Zuhören und an mancher Stelle lässt es den Hörer ganz bestimmt auch tanzen wollen. Damit schlagen Daft Punk heute eher in Richtung der leider aufgelösten LCD Soundsystem, die ihrerseits seinerzeit mit „Daft Punk Is Playing At My House“ punkteten, oder deren würdigen Stellvertretern !!!, als etwa in Richtung Justice. Auf ein homogenes Album mit dieser Qualität wartet man dann gerne mal acht Jahre. Rock’n’Roll! Wer hätte das geahnt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert