Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Taeksi woonjunsa – A Taxi Driver

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin ist von geschichtlichen Ereignissen fasziniert, vor allem von denen, die im polytechnischen Unterricht aus systemrelevanten Gründen ausgespart wurden. Ein Beispiel dafür ist der Gwangju-Aufstand im Zeitraum 18. Mai bis 27. Mai 1980. Er gilt als die Wiege der Demokratie in Südkorea. Damals erhoben sich Studenten, Arbeiter und einfache Bürger gegen das Militär und wurden niedergemetzelt. Der einzige Journalist, der darüber weltweit berichtete, war Jürgen Hinzpeter (*1937; † 2016) aus Lübeck.

Darüber berichtet der Film „A Taxi Driver“, eine Komödie, ein Historienfilm oder sogar ein Thriller/Actionfilm. Irgendwie alles in einem, aber auch nichts so wirklich. Da sind die Koreaner teilweise sehr experimentierfreudig und lassen ihre Filme aus der Reihe tanzen. Das ist erfrischend, gleichzeitig aber auch immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig, weil man nie weiß, woran man eigentlich ist.

In „A Taxi Driver“, der also auf wahren Begebenheiten beruht, folgen wir, im Jahre 1980, dem sich durchs Leben mogelnden Taxifahrer und alleinerziehenden Vater Kim Man-seob (Song Kang-ho, der Familienvater aus „Parasite“). Zufällig bekommt er in einem Restaurant bei einem Gespräch mit, dass ein Ausländer 100.000 Won dafür bezahlt, einmal von Seoul nach Gwangju und zurück befördert zu werden, und macht sich sofort auf den Weg. Was er nicht weiß – in Gwangju gibt es heftige Auseinandersetzungen, zwischen Studentenbewegungen und dem Militär, nachdem der damalige Präsident Chun Doo-hwan durch einen Militärputsch an die Macht gekommen ist. Kims Passagier ist der deutsche NDR-Korrespondent Jürgen Hinzpeter (Thomas Kretschmann), der in Gwangju filmen und darüber berichten möchte. Der Film zeigt dem Zuschauer die politische Lage dieser Zeit in Südkorea, nur eben hauptsächlich aus der Sicht dieser zwei eigenwilligen Charaktere.

Je weiter der Film jedoch voranschreitet, desto düsterer wird der Ton, denn sobald befinden wir uns natürlich im von Aufständen geprägten Gwangju, wo Gewalt an der Tagesordnung ist. Zwischendurch streut Regisseur Hun Jang trotzdem immer wieder humoristische Passagen oder Dialoge ein, was leider nicht durchgehend funktioniert. Zwischendurch gibt es Actionszenen, die auch nicht wirklich ins Gesamtbild passen. Da verlor der Film manchmal etwas den Faden, weil er im nächsten Moment wieder ernst und emotional sein wollte. Dennoch bleibt die Handlung trotz unnötiger inszenatorischer Instrumente zur Gefühlsintensivierung durchgehend interessant und ist unterm Strich gelungen.

Eine traurige wahre Geschichte guckt immer gern,

Onkel Rosebud