Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Ende gut, alles gut – oder auch nicht

Von Onkel Rosebud

Das Serienfinale von „Game Of Thrones“ ist mittlerweile über fünf Jahre her und meiner Freundin erging es wie den meisten Fans der Serie: Sie hat ihren Frieden mit dem unausgegorenen Ende geschlossen. Trotzdem lässt sie die Sache nicht los und sie verfolgt, wie George R. R. Martin diese Aufgabe in den letzten beiden Büchern der Reihe bewältigt. Dann wird es nämlich einen offiziellen alternativen Abschluss der Geschichte geben und sie fragt sich jetzt schon, welche Version nun die bessere ist.

Immerhin arbeitet der 1948 geborene Mister Martin bereits seit 2010 an „The Winds Of Winter“, dem vorletzten Roman der Reihe. Demzufolge müsste er fast 100 Jahre werden, um das letzte Buch, „A Dream Of Spring“, zu beenden.

Finale von Serien zu verkacken ist eine eigene Disziplin. Wie im richtigen Leben ist es auch im Fernsehgeschäft nicht immer leicht, ein befriedigendes Ende zu finden. Nach jahrelangem Aufbau der Charaktere, Handlung und allgemeiner Spannung wird vom engagierten Zuschauer ein Finale erwartet, das alle losen Enden aufsammelt und dabei nicht zu vorhersehbar ist.

Achtung Spoiler! Zum Beispiel „Dexter“. Mit der ersten Folge des sensationellen Serienmörder-Dramas fragte man sich, wie der äußerst sympathische Bay Harbor Butcher zur Rechenschaft gezogen wird. Er begann ein neues Leben als Holzfäller. Oder „Pretty Little Liars“. Nach sieben Staffeln voller Drehungen, Wendungen und emotionaler Achterbahn-Fahrten kommt raus, dass A.D. Spencers böser britischer Zwilling war. Absolut garstig war auch das Ende der herrlich verrückten Sitcom „Two And A Half Men“. Einem Charlie-Sheen-Double fiel ein Klavier auf den Kopf. Die absolute Unverschämtheit ist/war nach wie vor „Lost“. Selten traf ein Serienname so gut auf das Finale zu. Lost waren meine Freundin und ich am absurden Ende einer der frischesten und fesselndsten Geheimnisse, die jemals im Fernsehen gezeigt wurden.

Die letzte Staffel von „Game Of Thrones“ war damals die am meisten erwartete Fernsehsaison aller Zeiten. Die Bedrohung durch die White Walkers, die sich seit der allerersten Szene, in der sie auftauchten, abzeichnete, gipfelte in einem glanzlosen Kampf, der fast vorbei war, noch bevor er begann. Dann vergaß Daenerys die eiserne Flotte und beschloss, Tausende unschuldiger Menschen zu ermorden. Das Ganze war so ein Durcheinander, dass Fans sogar eine Petition starteten, um die gesamte letzte Staffel neu zu machen.

Neulich am Frühstückstisch entwarf meine Freundin ihre Version eines versöhnlicheren Endes. Arbeitstitel: WINTER IS NOT COMING BLACK. Und die geht so:

In der letzten Folge kommt der Kampf um den Eisernen Thron zu einem krönenden Abschluss. Daenerys und ihre Armee, unterstützt von Jon Snow und den verbliebenen Stark-Truppen, stehen Cersei und ihrer Armee von Loyalisten gegenüber. Die Schlacht ist brutal, und beide Seiten erleiden schwere Verluste. Am Ende gelingt es Jon Snow, Cersei zu töten, aber nicht bevor sie Daenerys tödlich verwundet hat. Als Daenerys im Sterben liegt, bittet sie Jon, den Eisernen Thron zu besteigen und an ihrer Stelle zu regieren. Jon zögert, willigt aber schließlich ein, das zu tun, was seiner Meinung nach das Beste für das Reich ist. Nach dem Krieg versammeln sich die Überlebenden der Schlacht in King’s Landing, um alles wieder aufzubauen und eine neue Ära des Friedens einzuleiten. Jon wird zum neuen König erklärt, und Sansa wird zu seiner Königin ernannt. Die Starks, Targaryens und Lannisters schließen sich zu einem Rat zusammen, der die Sieben Königreiche regieren soll, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Beim Blick über die Stadt werden sie daran erinnert, dass das Spiel um die Throne zwar vorbei sein mag, der Kampf um Macht und Kontrolle aber nie wirklich enden wird.

Onkel Raymond Richard Rosebud (O.R.R.R.)