Von Onkel Rosebud
Diese Folge der Kolumne müsste eigentlich heißen, was unser Sohn gerne sieht. Er ist mit den ersten sechs Filmen des Star-Wars-Universums aufgewachsen, hat Karten und Figuren gesammelt, um in der Kindheit seinen Status durch Tauschen derselben im Freundeskreis zu manifestieren. Später wurde er bitter in seinem Fandom von den letzten drei Filmen der Saga entschleunigt. Trotzdem hält sein guilty pleasure für dieses Format an und er hat sich durch die Fortsetzungen „The Mandalorian“, „The Book Of Boba Fett“ und „Kenobi“ gequält. Da ich dafür eine gewisse Verantwortung fühlte, dass es so weit kommen musste, habe ich mit ihm gelitten.
Aber kurz zurück zum Ausgangspunkt: Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis… es herrscht Bürgerkrieg. Georg Lukas’ Raumschiffe, die von einem geheimen Stützpunkt aus angreifen, haben ihren Franchise an das böse galaktische Imperium Disney verkauft. Während der Schlacht ist es Spionen der Rebellen gelungen, Geheimpläne über die absolute Waffe des Imperiums in ihren Besitz zu bringen: das Prequel, eine Raumstation, deren Feuerkraft ausreicht, um ganze Generationen vor die Leinwand zu bannen. Verfolgt von den finsteren Agenten des Imperiums spielt Cassian Andor, ein eiskalter Spion aus „Rogue One“, eine entscheidende Rolle bei der Vernichtung des ersten Todessterns.
Doch „Andor“ ist viel mehr als bloß die Vorgeschichte einer Person. In den zwölf Episoden der ersten von zwei Staffeln wird das Entstehen der Rebellion sehr, sehr langsam (und das ist positiv gemeint) erzählt. Die Serie zeigt mehr als jeder andere kanonisierte Star-Wars-Eintrag zuvor, wie grausam, gleichgültig, moralisch korrupt und unzweifelhaft faschistisch die Natur des Imperiums ist. Der Plot folgt emotional mitreißend Cassian und lässt sich anhand seiner Erlebnisse in kleinere Handlungsbögen unterteilen, die zwischen zwei und vier Episoden lang sind und jeweils in ihrem ganz eigenen Finale münden.
Es gibt weder Jedi noch Sith, keine epischen Schlachten oder Laserschwertgefechte, keine Leichtherzigkeit und schon gar nicht lustige Sprüche. Auch der Imperator wird nicht aus dem Hut gezaubert. Dafür gibt es Pathos, Tragik, ikonische Kameraeinstellungen und fantastisches Schauspiel. Diego Luna als Andor und Genevieve O’Reilly als Mon Mothma sind schlicht großes Kino. In den Nebenrollen liefern Stellan Skarsgård, Fiona Shaw, Andy Serkis und Forest Whitaker die großen Monologe ab.
Die Serie ist für Erwachsene – düster und mit wenig Bezug auf die großen Themen der Star-Wars-Mythologie. „Andor“ hat sich die Kritik meines Sohnes (und vieler Fans) zu Herzen genommen, mehr Einblicke in das einfache Leben der ultimativen Fernseh-Galaxie zu geben. Und, sie würde auch ohne Bezug zum Mutterschiff funktionieren.
Ein Licht am Ende des mittlerweile (sehr dunklen) Star-Wars-Tunnels sieht
Onkel Rosebud
P.S.: Achtung Spoiler: Die Post-Credit-Szene in der letzten Folge der Staffel 1 ist unbedingt nicht zu verpassen.