Von Onkel Rosebud
Wenn meine Freundin nur ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, dann wäre das „Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär, Untertitel: Die halben Lebenserinnerungen eines Seebären, mit zahlreichen Illustrationen und unter Benutzung des Lexikons der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller“ (Penguin-Verlag). Von Walter Moers aus Mönchengladbach. Ja genau, der Comic-Zeichner des kleinen Arschlochs und Adolfs, der Nazisau.
Kurze Klarstellung: Ja, der Blaubär mit den beiden Neffen und Hein Blöd im WDR ist der Blaubär von Walter Moers. Und nein, der Blaubär im Buch ist nicht der Blaubär aus dem Fernsehen. Walter Moers hat den Lügen-Käpt’n erfunden und die Figur ans Fernsehen verkauft. Nun ist der Blaubär in vielen Augen eine witzige Figur, die Kinder unterhält, dabei ist der Käpt’n Blaubär im Roman alles andere als ein Kinderbuch. Er ist Gandalf, Radegast und Saroman sowie Pallando und Alatar in einer Person und das Universum Zamonien ist die fantasiereichere, humoristische Antwort an den Klassiker der Fantasy-Literatur von einem an märchenhaften Ideen überbordenden Feingeist der deutschen Sprache.
Walter Moers kann man ohne zu erröten als den deutschen Terry Pratchett bezeichnen. Er hat Zwergpiraten, Klabautergeister, Tratschwellen, die gefräßige Insel, den gehässigen Stollentroll, Wüsten-Gimpel, die Waldspinnenhexe und neben dem „Rettungssaurier“ noch so viele andere Daseinsformen und Phänomene in seinen Zamonien-Büchern erfunden.
Die „13½ Leben des Käpt’n Blaubär“ ist ein Wunderwerk der Unterhaltungsliteratur. Leicht und locker. Spitzfindig, voller Ironie und Wortwitz, dass es eine Freude ist.
Von den Finsterbergen grüßt Tante Rosebud von Mythenmetz
P.S.: Meine Freundin empfiehlt das Hörbuch: Der unvergleichliche Dirk Bach liest den Blaubär mit so viel Gefühl und Tiefsinn und genau der richtigen Intonation, dass die skurrilen Erlebnisse einen Tränen lachen lassen.
P.P.S: Das Intro von „Stadt der träumenden Bücher“ ist der beste Anfang eines Buches – ever:
„Ja, ich rede von einem Ort, wo einen das Lesen in den Wahnsinn treiben kann. Wo Bücher verletzen, vergiften, ja sogar töten können. Nur wer wirklich bereit ist, für die Lektüre dieses Buches derartige Risiken in Kauf zu nehmen, wer bereit ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um an meiner Geschichte teilzuhaben, der sollte mir bis zum nächsten Absatz folgen. Allen anderen gratuliere ich zu ihrer feigen, aber gesunden Entscheidung, zurückzubleiben. Macht’s gut ihr Memmen! Ich wünsche euch ein langes und sterbenslangweiliges Dasein und winke euch mit diesem Satz Adieu!“