Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Frau Krause oder wie Kathrin Aehnlich die DDR erfand

Von Onkel Rosebud

Niemand möchte hören, dass es auch in der DDR zufriedene und glückliche Menschen gab. Aber, wer ein sehr kurzweiliges, humorvolles Ostalgie-Lesevergnügen genießen will, das nach wie vor einen wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Ost-West-Verständnis geben kann, dem empfiehlt meine Freundin Kathrin Aehnlich mit dem Frau-Krause-Roman.

Die Handlung geht ungefähr so: Für eine Fernsehserie „Wild Ost“ gibt es ein klares Konzept, die Inhalte stehen fest, man braucht nur noch die Menschen, die authentisch erzählen, wie es in der DDR wirklich war, um damit westdeutsche Vorurteile zu bedienen. Weil jene aus der Redaktion, die nicht dort gelebt haben, besser wissen, wie es im Osten war. Zehn Ostdeutsche zu finden, die für „Wild Ost“ aus ihrem Leben erzählen, sollte für Frau Krause einfach sein. Schließlich ist sie in der DDR aufgewachsen, auch wenn sie mehr Jahre im vereinten Deutschland verbracht hat als in der DDR. Sie kehrt also an die Orte ihrer Kindheit zurück und findet Menschen, die sie für DDR-repräsentativ hält: die Traktoristin, den Stahlwerker, die Köchin, den ehemaligen Staatsschauspieler. Doch der Filmautor kommt aus München und hat sein eigenes Bild von der DDR. Und das ist, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, auf Diktatur, Mangelwirtschaft und Staatssicherheit geschrumpft. Doch was ist mit dem Leben der Anderen? Der ganz Anderen, die ihre Arbeit mochten, das Land tolerierten und am Wochenende „Ein Kessel Buntes“ guckten? Und was unterschied das Familienleben Ost vom Familienleben West? Davon erzählt Kathrin Aehnlich mit Witz, Rührung und einer ganz großen Portion Empathie. Sie zeigt, wie wichtig es ist, einander zuzuhören.

Alle sterben, auch die Löffelstöre,

Onkel Rosebud